Von DJ Bobo bis Binjo - Hausmeister Dirk Osterhagen hat auf dem Lüttfeld viel erlebt

Lemgo. Wenn es vor den Bundesligaspielen des TBV Lemgo Lippe in der Phoenix-Contact-Arena summt und brummt, wenn es im Foyer und auf den Tribünen vor ungeduldigen Leuten nur so wimmelt, dann findet Dirk Osterhagen immer noch einen Ort der Ruhe. &bdquo;Komm, wir gehen in den Doping-Raum“, lotst er den LZ-Chronisten zu einem ungestörten Gesprächsort – um schon nach wenigen Minuten wieder aufgeschreckt zu werden. &bdquo;Auf Ebene 6 ist die Damentoilette abgesperrt. Sorry.“

Dirk Osterhagen kennt sich in der Phoenix-Contact-Arena aus wie in der eigenen Westentasche. Seit über 37 Jahren ist er eine Instanz auf dem Lüttfeld und hat mit seinem dicken Schlüsselbund unzähligen Schülern, Sportlern und Promis die Türen geöffnet. Diese Schlüssel haben übrigens einen immensen Wert. &bdquo;Wenn ich sie verliere, müssten 800 bis 900 Zylinder ausgetauscht werden“, sagt der 64-jährige Lemgoer, der beim Bundesligaspiel am Samstag gegen den HSV Hamburg die Schlüsselgewalt abgibt und sich in den (Un-)Ruhestand verabschiedet. &bdquo;Ganz raus bin ich aber noch nicht. Auch als Rentner stehe ich noch für gewisse Aufbauten im Kongresszentrum zur Verfügung.“

Keine zehn Tage mit schlechtem Gefühl gearbeitet Nach seiner Lehre zum Schlosser arbeitete Dirk Osterhagen als Geselle bei der Firma BSS, als er in der LZ auf eine Stellenanzeige aufmerksam wurde. Der Kreis Lippe suchte einen Schulhausmeister für das Lüttfeld-Berufskolleg mit Schwerpunkt auf die Lüttfeldhalle. Erster Arbeitstag war der 1. Mai 1986. &bdquo;Und seitdem bin ich keine zehn Tage mit einem schlechten Gefühl zur Arbeit gegangen. Ich habe mich hier immer pudelwohl gefühlt“, sagt Dirk Osterhagen im Brustton der Überzeugung und liefert sogleich einen kleinen Tipp mit, wie es zu solch einem wertvollen Wohlgefühl kommen kann: &bdquo;Jeder soll das machen, was er kann. Und wenn er es dann gut macht, findet er automatisch Freude daran.“

Angelernt wurde er seinerzeit von Walter Pieper, dem Vater seines heutigen Kollegen und &bdquo;Best Buddy“ Stefan Pieper. Der TBV Lemgo spielte seit drei Jahren in der Bundesliga. &bdquo;In der Halle war es extrem eng. Aber es waren einfach die schönsten Jahre, weil es unheimlich familiär zuging. Fast alles wurde im Ehrenamt abgewickelt“, erinnert sich Osterhagen. TBV-Spieler Detlev Schubert kannte er noch aus seiner BSS-Zeit, weil er mit ihm zusammen eineinhalb Jahre lang auf Baustellen Fenster eingebaut hatte. &bdquo;Auch Volker Zerbe hat später noch jahrelang halbtags bei der Sparkasse gearbeitet. So ging damals Profihandball“, schmunzelt Dirk Osterhagen.

Als die Werbebanner mit Stangen aufgehängt wurden Statt auf Digitalbanden wurde die Werbung dem Publikum auf Bannern präsentiert, die vor jedem Spiel mit langen Stangen an den Hallenwänden befestigt wurden. Verantwortlich waren dafür Obmann Jürgen Kuchenbecker höchstpersönlich sowie Betreuer Heinz Hahn. Als es Kuchenbecker zeitlich nicht mehr schaffte, packte Dirk Osterhagen mit an. Da sich das Drumherum ständig weiterentwickelte, gründete er 1999 im Nebengewerbe die &bdquo;Veranstaltungsbetreuung Dirk Osterhagen“. Mit Lkws wurden Banden, Tore oder Gummiböden ins Gerry-Weber-Stadion gekarrt oder eigenhändig Podeste mit weißen Hartfaserplatten gezimmert.

Der erste TBV-Trainer, mit dem er Bekanntschaft machte, war Günter D. Klein. Anschließend Wolfgang Herz. &bdquo;Mit allen bin ich gut klar gekommen. Besonders mit Lajos Mocsai und Florian Kehrmann. Ein besonderer Fall war Binjo Tluczynski. Mit dem habe ich in der ganzen Zeit keine 20 Worte gewechselt – und da war ,Guten Tag schon eingeschlossen. Binjo war der speziellste Trainer.“

Fynn Holpert sprudelte voller toller Ideen Mit den Geschäftsführern – Dirk Osterhagen nennt namentlich Harald Wallbaum, Volker Zerbe und Jörg Zereike – gab es ebenfalls eine gedeihliche Zusammenarbeit. &bdquo;Doch die schönste und aufregendste Zeit hatte ich mit Fynn Holpert. Er sprudelte immer voller toller Ideen, von denen er auch viele umgesetzt hat. Bei Fynn gab es das nicht, dass die Mannschaft drei Jahre lang zur gleichen Musik durch den Tunnel einlief. Da war immer Abwechslung und Action drin. Ohne Fynn Holpert würde es diese Halle so nicht geben.“

Auch zahlreichen Künstlern und Showstars hat Dirk Osterhagen mit seinem Team den Boden an der Bunsenstraße bereitet. Am aufregendsten empfand er das Konzert im Mai 2001 mit DJ Bobo. &bdquo;Der Umbau begann schon Tage vorher. DJ Bobo hat eine Technik aufgefahren, die kannten wir nicht. Fast der ganze Innenraum war Bühne. Da rollten damals acht Lkws vor. Selbst die Ehrlich-Brothers kamen später nur mit vier Lkws.“

Alles ist Teamwork Wichtig ist Dirk Osterhagen die Betonung auf sein Team. &bdquo;Alleine kann man das nicht schaffen. Das funktioniert nur mit einer Einheit.“ So führt er seine wunderbare Zeit auf dem Lüttfeld auch auf den engen Draht zu seinem Kollegen Stefan Pieper zurück, der genauso zuverlässig agiere und zu einem echten Freund geworden sei. Seitdem Volker Möller den Hallenaufbau übernommen habe, beschränkt sich Osterhagens Priorität auf die technische Betreuung von Veranstaltungen. &bdquo;Wenn alles läuft, habe ich einen ganz langweiligen Job“, lacht Dirk Osterhagen – und freut sich, wenn er den unter Druck stehenden Damen auf Ebene 6 schnell mal die Toiletten aufschließen kann.

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