Stehende Ovationen für den TBV Lemgo Lippe: THW-Kiel-Spieler wird vom „Fan“ zum Gegner

Lemgo. &bdquo;Christmas time“ ist Crunchtime in der Handball-Bundesliga. Da ist es verständlich, dass Trainer Florian Kehrmann mit dem TBV Lemgo Lippe noch nicht auf das DHB-Pokal-Viertelfinale am kommenden Mittwoch in Dresden schielt. Denn vor dem K.o.-Spiel steht für das Okay-Team der Liga am Sonntag, um 15 Uhr, noch der Allzeit-Klassiker gegen den THW Kiel an.

Die wichtigsten Facts: Es ist das 83. Aufeinandertreffen der beiden Traditionsklubs seit 1983. Die vergangenen fünf Partien gingen stets an den THW. Lemgos letzter Sieg mit 33:32 gelang in der Wunderino-Arena am 5. November 2022.

Die Mittwochs-Schichten: Beide Teams siegten mit jeweils 33 Treffern. Während das Lemgoer 33:26 in Göppingen imponierte, mühte sich der THW daheim gegen den TVB Stuttgart zu einem 33:32. Durch das Comeback von Hendrik Pekeler nach seinem zweiten Achillessehnenriss verfügt der THW neben Øverby, Nacinovic und Laube über gleich vier Kreisläufer.

Die Einschätzung des Trainers: &bdquo;Unser Auftritt in Göppingen war sicherlich gut, aber wir hatten bei allem Wurfpech mit den Abprallern auch das nötige Spielglück“, analysierte Florian Kehrmann den Auftritt in der EWS-Arena. Entscheidend sei eine sehr gute Angriffsleistung gewesen. &bdquo;Göppingen lebt eigentlich von einer starken Abwehr. Doch unsere Abgeklärtheit war gut. So konnten wir die Führung hoch halten.“ Adam Nyfjäll, der einen leichten Rückfall erlitten habe, vertrat in der EWS-Arena den erkrankten Matthias Struck als Co-Trainer. &bdquo;Das war sehr hilfreich“, so Kehrmann. Ob es am Sonntag für eine Rückkehr Nyfjälls aufs Spielfeld reicht, war gestern völlig offen.

Die Lage beim THW Kiel: Für den Rekordmeister hat die Rückkehr in die Königsklasse größte Priorität. Zwei Jahre European League haben ihre Spuren hinterlassen. Vor zwei Wochen wurde Aufsichtsratsvorsitzender Marc Weinstock nach sieben Jahren auf Initiative aus Gesellschafterkreisen zum Rücktritt gedrängt. Problem waren die Mindereinnahmen. Das Verpassen der Champions League kostet dem THW eine Million Euro Verlust pro Saison. Aktuell liegen die Kieler mit 23:7 Punkten auf Kurs und spielen in diesem Jahr außerdem noch gegen Hannover, Magdeburg und Erlangen.

Der Heimkehrer: Im zweiten Jahr trägt Lukas Zerbe inzwischen den Zebra-Dress. Doch im Herzen ist der 29-jährige Rechtsaußen weiterhin mit seiner Geburtsstadt verbunden. Vor neun Tagen erlebte er live das Lemgoer 34:33 gegen Flensburg mit. &bdquo;Das passte terminlich ganz gut. So konnte ich über Kläschen gehen und war zusammen mit meiner Schwester auch in der Halle. Nach dem Sieg bin ich sogar in der TBV-Kabine gewesen und habe den Jungs gratuliert“, berichtet Zerbe. Für den 45-fachen Nationalspieler war es sozusagen ein vorgezogener Weihnachtsbesuch bei der Familie. Denn durch das Nachholspiel am 23. Dezember beim SC Magdeburg wird er die Feiertage im Norden verbringen.

So läuft’s für Zerbe in Kiel: Lemgos Ex-Kapitän war beim THW von Beginn an voll drin und stand in allen 50 Bundesligapartien im Kader. In der vergangenen Saison landete er bei 106 Treffern und sieben Steals. Aktuell wird Zerbe in der Statistik mit 53 Toren und einer Effektivität von 75,71 Prozent geführt.

So beurteilt Zerbe die Entwicklung beim TBV: &bdquo;Das ist schon Wahnsinn“, entfährt es &bdquo;Luki“, der die Wucht einer ausverkauften Phoenix-Contact-Arena gegen Flensburg aus neuer Perspektive kennenlernte. &bdquo;Wir wissen ja, dass der TBV zuhause eine Macht ist. Doch nun reiten sie auch auswärts auf einer Welle. Sie können gerade machen, was sie wollen: alles scheint zu funktionieren. Es macht Spaß, zu beobachten, wie sie ihren Stiefel runterspielen. Gegen Flensburg war die Stimmung bereits beim Warmmachen toll. Die Zuschauer haben nicht nur teilweise angefeuert. Cool waren die Standing Ovations bei der ersten Auszeit. Da habe auch ich gestanden.“ Für das Spiel gegen vier Rückraumspieler sei die Partie gegen Stuttgart wichtig für den THW gewesen. &bdquo;Aber Lemgo spielt es noch abgezockter und ruhiger. Sie sind sehr flexibel und haben mit Joel Willecke einen guten spielerischen Kreisläufer. Da müssen wir uns auf viele Variablen einstellen“, freut sich Lukas Zerbe auf einen heißen Fight am 3. Advent.

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