Lemgo. Die Phoenix-Contact-Arena verwandelte sich Freitagabend in Lippes größtes Gewächshaus. Doch anlässlich des 2. Blühspieltags ging die Saat des TBV Lemgo Lippe beim 23:26 (11:15) gegen den VfL Gummersbach nicht auf. Am Ende einer zähen Ackerei wirkte das Ergebnis für viele der 4520 Zuschauer wie ein falsches Substrat. „Abstiegskampf“, stöhnte Beiratsvorsitzender Herbert Vogel nach der fünften Heimniederlage und sprach das aus, was viele Fans auf dem Heimweg dachten. Das steckte hinter dem Blühspieltag Nachhaltigkeit und regionales Handeln liegen sowohl dem TBV als auch dem ostwestfälischen Start-up Feldwerk am Herzen. Rund um den 74. West-Klassiker warben die beiden Partner fleißig um Spenden, durch die bald möglichst viele Handballfelder als artenreiche Blühflächen in Lippe angelegt werden. Pro verkaufter Eintrittskarte spendete der TBV 50 Cent (einen halben Quadratmeter Blühfläche) an Feldwerk. Keine Blütezeit Noch immer weilt Thomas Houtepen daheim in den Niederlanden, wo er sich von den Folgen seiner Kreuzband-Operation erholt. Beim VfL Gummersbach stand der Georgier Giorgi Tskhovrebdaze nach Leistenproblemen, die er sich bereits vor der EM zugezogen hatte, erstmals wieder im Kader. Der isländische Nationalkreisläufer Ellidi Vidarsson stellte sich trotz eines Trizepsrisses in den Dienst der Mannschaft. So lief das Spiel Erst in der 4. Minute fand Samuel Zehnder erstmals den Weg ins Tor. Anschließend lag der TBV nur noch einmal beim 2:1 in Führung. Bis zum 5:5 und 8:8 (19.) konnten die Lipper mehrere Rückstände aufholen. Gravierend war dann eine siebenminütige Ladehemmung, in der sich die Oberbergischen auf 8:13 absetzten. Kehrmann reagierte und wechselte Kastelic für Zecher (3 Paraden) und Theilinger für den glücklosen Versteijnen ein. Nach dem 11:15 Halbzeit-Rückstand tat sich der TBV auch im zweiten Abschnitt unglaublich schwer, um in Schwung zu kommen. Doch nach dem 11:17 (36.) ging plötzlich ein Ruck durch die leidenschaftlich verteidigenden Hausherren, die sich binnen drei Minuten auf 15:18 ranpirschten. Aber viel zu selten fanden die TBV-Angreifer den Weg in die Tiefe. Tim Suton hatte über 60 Minuten den Blaumann an und ging immer wieder auf die Nahtstellen. Doch auch Gummersbachs Defensive mit Horzen, Kiesler und dem überragenden Julian Köster (dazu sieben Treffer im Angriff) stand bombig. Als der TBV in der 49. Minute durch den ersten Treffer von Lukas Hutecek zum 20:21 richtig Witterung aufnahm, brodelte es im Kessel – wozu auch Urh Kastelic mit zehn Paraden beitrug. Doch auch Gudjon Valur Sigurdsson wechselte mit Daniel Rebmann noch mal einen frischen Impuls ein. Bis zum 22:23 (56.) blieb die Partie extrem intensiv und dramatisch. Doch am Ende fehlten dem TBV auch einige Pfiffe. 4:1 Siebenmeter sowie 0:3 Zeitstrafen spielten dem VfL in die Karten. Stimmen zum Spiel Urh Kastelic freute sich zwar erneut über „eine geile Kulisse“, ärgerte sich aber über zu viele Fehler in der ersten Halbzeit. „Nach dem 5-Tore-Rückstand haben wir in der zweiten Halbzeit alles gegeben. Ich rede nicht gerne über die Schiedsrichter, doch das war schon ein bisschen komisch. Die kriegen alles, wir kriegen nichts. In der Abwehr war es gut. Wir haben Gummersbach die schnellen Tore genommen und sie klar unter 30 gehalten. Aber im Angriff war leider nicht unser Tag.“ Auch Florian Kehrmann wirkte etwas zerknirscht. Der TBV-Coach bezeichnete die zweite Hälfte als „Willensleistung, aber es fehlten das Momentum und kuriose Dinge, dass wir nicht auf Unentschieden oder zur Führung gekommen sind.“ Statistik TBV Lemgo Lippe: Zecher, Kastelic; Hutecek (2), Theilinger, Zehnder (4), Brosch (4), Battermann (n.e.), Simak (2), Laerke (2), Schagen (1), Carstensen (n.e.), Suton (4), Versteijnen (2), Petrovsky (1). VfL Gummersbach: Ivanisevic, Rebmann; Vidarsson (1), Kodrin, Vujovic (5/3), Köster (7), Blohme (1), Oskarsson (4), Häseler, Tskhovrebadze (n.e.), Mappes, Pregler (2), Horzen (5), Kiesler, Zemann.