Hallenwechsel, Defizit: Lohnt sich für Blomberg ein Europapokal-Start überhaupt?

Blomberg . Frauenhandball-Bundesligist HSG Blomberg-Lippe hat in den vergangenen Wochen einen Erfolg nach dem anderen verbucht. Allerdings: In der Gruppenphase der European League muss er die Halle wechseln, und er spielt seine Heimspiele in der Phoenix-Contact-Arena in Lemgo.

Was sagt der Beiratsvorsitzende der HSG Blomberg-Lippe, Jens Genge (56), zum Hallenwechsel und zur Teilnahme an der European League?

Wie traurig sind Sie, dass die Europapokalspiele der Gruppenphase in Lemgo ausgetragen werden müssen?

Jens Genge: Ich bin Realist. Wenn wir die Infrastruktur in Blomberg noch nicht haben, dann gibt es Regularien und man muss woanders spielen. Aktuell ist die Halle an der Ulmenallee noch nicht so weit ausgestattet, da ging die sportliche Entwicklung schneller.

War in Blomberg nichts möglich, die Halle ist nach der Renovierung doch neu?

Jens Genge: Laut Vorgaben der Handball-Bundesliga Frauen (HBF) müssen wir seit dem 1. Juli 2024 eine Videowand haben, die mittlerweile vorhanden ist. Aber: Der europäische Handball-Verband (EHF) sagt, dass – wenn die Videoleinwand auf der Stirnseite installiert ist – wir eine zweite benötigen. Dazu fehlt die LED-Bande, die bei der HBF ab 1. Juli 2025 vorgeschrieben ist, ebenso Fangnetze hinter den Toren. Das soll jetzt alles investiert werden , doch vom November bis zum Januar war das nicht mehr zu realisieren.

Stellt sich die Frage nach den Kosten bei einem Umzug?

Jens Genge: Die haben wir geschätzt, es ist teuer.

Und wie sieht es mit den Einnahmen im Europapokal aus?

Jens Genge: 3000 Euro gibt es von der EHF pro Spieltag, pro Punkt sind es 1000 Euro.

Dazu kommen Zuschauer- und Sponsoreneinnahmen...

Jens Genge: ...wobei im Europapokal die Zahl der Sponsoren auf acht beschränkt ist. Wenn es um die Zuschauerzahlen geht, müssen wir die Werbetrommel rühren. Ich würde mir wünschen, dass wir pro Spiel die 1000-Zuschauer-Marke übertreffen . Andere Vereine haben es auch hinbekommen, Zwickau hat bei Bundesligaspielen die Zahl von 600 auf 1400 erhöht . Alles in allem: Wir gehen davon aus, dass wir den Europapokal mit einem Defizit abschließen; das war von Anfang an im Etat eingeplant. Die neueste Hochrechnung besagt, dass nach den ersten Gesprächen mit den Sponsoren und den erwarteten Reisekosten die Unterdeckung geringer ausfallen könnte.

In Sachen Zuschauergewinnung ist also Kreativität gefragt.

Jens Genge: Genau, wir haben ein gutes Team und bieten tollen Handball.

Lohnt sich ein Start im Europapokal überhaupt?

Jens Genge: Das kommt darauf an. Ein Finanzbeamter würde sagen: Nein, wir gehen mit einem Minus heraus. Der Betriebswirt sieht Investitionen in die Zukunft, der Trainer den nächsten Entwicklungsschritt. Und ich als Beiratsvorsitzender sage: Die Rahmenbedingungen sind, wie sie sind. Wir werden viel lernen, sowohl Mannschaft als auch Geschäftsstelle, so dass diese Erfahrungen für die Weiterentwicklung wichtig sind und daher auch in Angriff genommen werden. Ich hoffe, dass das Lehrgeld nicht allzu hoch ist.

Wie sehen Sie die Entwicklung der HSG Blomberg-Lippe?

Jens Genge: Sicher, es könnte immer besser sein, siehe Zuschauerzahlen. Es gefällt mir aber, wie sich die Mannschaft entwickelt hat, wie sich die Neuzugänge eingebracht haben. Es sind kleine, aber stetige Schritte – und das ist gut so.

Zum Abschluss noch eine Frage zum &bdquo;Fall Fuhr". DHB-Präsident Andreas Michelmann hat kürzlich im Tagesspiegel gesagt: &bdquo;Und wer redet denn jetzt noch über die Vereine in der Handball-Bundesliga der Frauen, bei denen das Problem anfing? Die sind ziemlich gut durchgekommen. Wir haben hingegen anscheinend eine schöne und große Trefferfläche geboten, weil Fuhr auch unsere U20-Frauen trainierte und drei Tage Bundestrainer war" Wie stehen Sie zu dieser Aussage?

Jens Genge: Ich werde persönlich das Gespräch mit ihm suchen.

Die Termine Der europäische Handballverband (EHF) hat den Spielplan für den Frauenhandball-Bundesligisten HSG Blomberg-Lippe der European League festgelegt. Demnach spielt die HSG wie folgt: Samstag, 11. Januar, 16 Uhr, Heimspiel gegen Dijon HB; Sonntag, 19. Januar, 16 Uhr, auswärts bei Motherson Mosonmagyarovari; Sonntag, 26. Januar, 16 Uhr, Heimspiel gegen Zaglebie Lubin; Samstag, 8. Februar, 18 Uhr, auswärts in Lubin; Samstag, 15. Februar, 20 Uhr, auswärts in Dijon und Samstag, 22. Februar, 18 Uhr, Heimspiel gegen Mosonmagyarovari. Die Heimspiele werden in Lemgo ausgetragen.

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