Stuttgart. Als der Branchen-Primus mit dem DHB-Pokal den Titel in der Stuttgarter Porsche-Arena feierte, mussten die Spielerinnen der HSG Blomberg-Lippe zuschauen. Doch nach einem 21:31 (10:16) gegen HB Ludwigsburg brauchte sich der lippische Frauenhandball-Erstligist nicht zu grämen. Zum dritten Mal in der Vereinsgeschichte und erstmals seit elf Jahren holte die HSG wieder einen zweiten Rang ins Lipperland. Silber gewonnen statt Gold verloren – so lautete das Fazit. Für alle stand nach dem Abpfiff fest, dass spannende und erlebnisreiche Final-Four-Tage in der Stuttgarter Porsche-Arena hinter Mannschaft, Staff und Fans lagen. Reaktionen: Als das Endspiel vorbei war, gingen Nieke Kühne und Co. zu den Fans, auch die verletzten Verbraeken, Michalczik und Magnusdottir waren dabei. Sie applaudierten den Anhängern vom Spielfeld aus. Danach machte sich etwas Enttäuschung breit. Kühne, Judith Tietjen und Lisa Rajes setzten sich vor eine Bande. Auf dem Podium sah es einige Minuten später schon anders aus, als es die Silbermedaillen gab. Beim Mannschaftsbild ballte das Team sogar die Fäuste. Fair applaudierten die Spielerinnen HB Ludwigsburg, als es den Pott gab. Alexia Hauf sagte: „Ganz klar: Wir haben Silber gewonnen. Wenn mir vorher jemand gesagt hätte, dass wir mit so viel Rückenwind hier ins Finale kommen – ich hätte sofort unterschrieben. Auf diese Medaille sind wir stolz." Und warum reichte es nicht für mehr? „Zu Beginn unterlaufen uns zu viele Fehler, dadurch laufen wir in Konter. Torhüterin Bundsen spielte ein überragendes Turnier." HSG-Geschäftsführer Jan Himborn bilanzierte: „Das Event war Werbung für den Frauenhandball. Uns selber haben die Tage hier in Stuttgart viel gebracht, es war ein Highlight. Vielleicht schaffen wir es ja noch in ein zweites Final Four. Im Europapokal stehen die Chancen im Viertelfinale gegen die Spanierinnen 50:50." Der verdiente Sieger sei Ludwigsburg: „Der Gegner war eine Klasse besser, obwohl wir leidenschaftlich gekämpft haben." 3828 Besucher am Finaltag bedeuteten einen Zuschauerrekord bei der Pokalendrunde der Frauen. „Da ist noch etwas Luft nach oben, alle wünschen sich ein ausverkauftes Haus", meinte Himborn. Nieke Kühne sah es so: „Die Fans von uns waren überragend, die schwarze Wand stand – passend zu unseren Finaltrikots. Für mich war es das erste Final Four. Ich hoffe, wir kommen nochmal wieder. Die Stimmung empfand ich als überwältigend. Ich bin froh, dass ich das erleben durfte in so jungen Jahren." Steffen Birkner fügte hinzu: „Wir sind stolz, es ist alles in Ordnung. Wir sind immer noch die HSG Blomberg-Lippe. Die Silbermedaille nehmen wir mit, es braucht niemand traurig zu sein." Das Endspiel: Lediglich in der Anfangsphase konnten die Lipperinnen mithalten, ab Mitte des ersten Abschnitts zog Ludwigsburg weg. Denn mit den Paraden von Johanna Bundsen, die auf eine Fangquote von 50 Prozent kam, konnte der Bundesliga-Spitzenreiter immer wieder kontern. „Du brauchst das perfekte Spiel gegen so einen Gegner, das hatten wir nicht, auch wenn wir alles probiert haben", analysierte Birkner. Nieke Kühne sah es so: „Gefühlt kaufte uns der Gegner den Schneid schon in den ersten 15 Minuten ab." Beim 10:16 zur Pause fühlten die Fans bereits, dass es wohl keine Pokalüberraschung geben würde. „Zehn Tore Unterschied entsprechen dem Leistungsunterschied der beiden Teams am heutigen Tag", fand Birkner. Fakten: Zum siebten Mal seit 2008 hatten sich die Blombergerinnen fürs Pokal-Final-Four qualifiziert. Das Endspiel erreichte das Team zum dritten Mal. 2010 träumte die Mannschaft um Spielführerin Michaela Seifert (inzwischen Hofmann) in Riesa vom Pokal-Triumph, doch Bayer Leverkusen um die überragende Heike Ahlgrimm (nun Trainerin in Bensheim) war beim 34:23 zu stark. In Leipzig gegen den HC Leipzig besaßen die Lipperinnen 2014 keine Chance beim 26:36. Den HSG-Dress trugen da bereits Laura Rüffieux (inzwischen 29) und Lisa Rajes (34). Auch die heutige Ludwigsburger Spielführerin Xenia Smits (30) stand im Blomberger Kader, fiel wegen einer Unterarmverletzung aber damals aus. Ein Blick nach vorne: Für die HSG-Nationalspielerinnen stehen Länderspiele an. In der Bundesliga geht es erst am Sonntag, 16. März, weiter. Dann steht das Gastspiel beim Buxtehuder SV an. Ende des Monats fällt die Entscheidung, ob das HSG-Team das Final Four der European League erreicht. Gegner ist im Viertelfinale Bera Bera aus San Sebastián. Kurz und knapp HSG Blomberg-Lippe: Ludwig (1.-30.), Veith (31.-60,); Rüffieux, Jacobsen (2), Quist (5), Frey (1), Kühne (5), Hoberg (1), Vegue (3/2), Mühlner (1), Rajes, Tietjen (1), Hauf (2). HBL: Bundsen (1), Roth; Thomaier (2), Gassama, Döll (6/2), Leuchter (5), Klemencic, Kudlacz-Gloc (1), Johansen (3), Hvenfelt (2), Smits (4), Behrend (2), Nestaker (3), Carlson, Faluvegi (1), Mala (1).