Spektakel der Superlative: 2600 Sportlerinnen nehmen am German CheerMasters in Lemgo teil

Lemgo. Die alte Hansestadt war in den vergangenen Tagen in aller Munde. Der TBV Lemgo Lippe mischt die Handball-Bundesliga auf. Zudem zog es Tausende am Wochenende auf Kläschen. In der allgemeinen Wahrnehmung völlig unter dem Radar lief eine weitere Veranstaltung der Superlative: die German CheerMasters in der Phoenix-Contact-Arena.

Ein paar Beispiele gefällig? Die 13-stündige Veranstaltung war mit 3800 Zuschauern nicht nur restlos ausverkauft. Es beteiligten sich – Achtung: 2600 (!) Sportlerinnen (plus vereinzelt ein paar Männer) an dem von wummernden Bässen und schrillen Schreien begleiteten Spektakel.

Die Parkbucht an der Bunsenstraße, wo durchgängig acht Busse hielten, war jedenfalls zu kurz. 230 Gruppen aus dem gesamten Bundesgebiet verglichen sich in verschiedenen Schwierigkeitsstufen (Levels). Die höchste Performance boten die Twisters des 1. FC Köln auf Level 6.

Eine Mindestanzahl an Teilnehmerinnen und Teilnehmern pro Team ist nicht vorgeschrieben. Doch je nach Anzahl wächst oder schrumpft die Möglichkeit, Hebefiguren oder spektakuläre Pyramiden zu bilden, oder die Leichtgewichte wie eine Rakete mühelos in die Luft zu werfen – und danach auch wieder aufzufangen. Was nicht selten auch mit schmerzhaften Verletzungen verbunden ist.

Die Bitey Jags des TSV Bösingfeld haben gleich fünf kräftige Männer in ihrem Mixed-Team (Fachterminus Senior Coed Cheer), die ihre Kräfte als Base ausleben. Adrian Kubik musste dabei durch einen runterschnellenden Ellenbogen schon mal einen Bruch der Augenhöhle hinnehmen – was zeigt, welche Gefahren in dieser faszinierenden Sportart lauern. Gemeinsam mit Patrick Stosch, Melwin Richarz, Leonhard Uch und Tim Niedernolte ist Adrian Kubik jedoch voll überzeugt von Cheerleading. &bdquo;Ich habe immer viel Sport gemacht. Als mich eine Freundin mal zum Cheerleading mitnehmen wollte, habe ich mich schlapp gelacht. Aber seitdem ich das erste Mal einen Menschen mit meinen eigenen Händen hoch geworfen habe, bin ich Feuer und Flamme“, begründet der 33-jährige Extertaler sein Empfinden. &bdquo;Es ist eine hohe Verantwortung, auf die Matte zu gehen. Du bist dabei für das Leben anderer verantwortlich.“

Starke Worte, die sich dem Beobachter aber schnell erschließen, wenn er die auf drei bis vier Metern Höhe katapultierten Flyer sieht. Drops, wie schwerwiegende Fehler bei den Stunts bezeichnet werden, möchte niemand riskieren.

Mit Elisabeth Türling haben die Jags aus Bösingfeld auch eine starke Frau in ihren Reihen, die mit Flyer Jana Exner im Partner-Stunt teilnimmt. &bdquo;Das ist sehr selten in Deutschland, dass Frauen als Base fungieren“, berichtet Türling, die der Pokalübergabe in der Kategorie Senior Coed Cheer Level 4 nach einem dreifachen Kaspelriss mit einem stark bandagierten Finger beiwohnte.

Als Lokalmatadore ist das German CheerMasters einer der Jahreshöhpunkte für die zweite lippische Abordnung. Die Crystals Cheerleader gibt es bereits seit über 25 Jahren. Was einst als Sweet Lemons in einer Schul-AG am Gymnasium Barntrup begann, hat sich inzwischen zu einer 88-köpfigen Gruppe unter dem Dach der Kooperationspartner TV Lemgo und TBV Lemgo entwickelt. Beim Heimspiel belegten die Royal Crystals (ab 16 Jahre) Platz eins auf Level 4. Die Icy Crystals (12 bis 16 Jahre) wurden Siebente auf Level 2 und die Jelly Crystals (7 bis 12 Jahre) wurden Dritte auf Level 1. Bei den Jüngsten, den Pixie Crystals (Rang 8 auf Level 0), gibts derzeit einen Aufnahmestopp. &bdquo;Seit Herbst sind 20 neue Mädels zu uns gestoßen und wir benötigen dringend neue Uniformen. Die alten reichen auch nur für drei Teams“, berichtet Gina Käppler, die gemeinsam mit Katharina Schmitz die Abteilungsleitung bildet, von neuen Herausforderungen. Schließlich wird für eine Uniform zwischen 200 bis 300 Euro fällig.

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