Arminia Bielefeld und Co.: Große Aussprache nach Stress mit Schiedsrichtern

Bielefeld. Arminia Bielefeld und die Schiedsrichter – aus dieser Beziehung dürfte in der laufenden Fußball-Drittligasaison eher keine dicke Freundschaft mehr wachsen. Zu oft waren die Arminen mit den Entscheidungen der Unparteiischen nicht einverstanden, zu oft beklagten sich die Bielefelder über den Umgang der Referees mit ihnen. Der DSC ist kein Einzelfall, auch Verantwortliche anderer Klubs lagen immer wieder mit den Schiedsrichtern über Kreuz. Laut DFB wird es im Januar 2025 Aussprachen geben. Arminias Sport-Geschäftsführer Michael Mutzel begrüßt das sehr.

Die genauen Termine gab der DFB bisher nicht bekannt, teilte aber mit: &bdquo;Im Zuge der Diskussionen in der 3. Liga, die in den vergangenen Wochen an Schärfe zugenommen hatten, haben der DFB und die Schiri GmbH eine Einladung an die Trainer der Drittligisten zu einem Austausch im Januar 2025 ausgesprochen.“ Darüber hinaus sei für Ende Januar ein Treffen der Sportlichen Leitungen aus den Klubs der 3. Liga mit dem DFB geplant, an dem laut Verband &bdquo;auch Vertreter der Schiri GmbH teilnehmen werden, um ins vertiefende Gespräch zu kommen“.

&bdquo;Das ist absolut hilfreich“, urteilt Mutzel, denn der Austausch &bdquo;war in den letzten Wochen und Monaten nicht gut“. Hatten sich die Arminen in der laufenden Saison zunächst vornehmlich über die vielen Fehlentscheidungen der Referees beklagt, gab es für den emotionalen Ausbruch von DSC-Trainer Mitch Kniat nach der 1:2-Niederlage vor knapp vier Wochen beim FC Hansa Rostock andere Gründe. Der 39-Jährige warf Schiedsrichter Nicolas Winter (Hagenbach) unter anderem Respektlosigkeit vor.

Arminia-Trainer Kniat geht bewusst an die Öffentlichkeit &bdquo;Wir reden immer von Kommunikation. Wenn der Schiedsrichter mir Gelb gibt und zu mir sagt, du hältst den Mund, du hörst mir zu, dann mache ich das – wenn ich danach auch zu Wort komme. Als ich dann rede, haut er ab. Das ist extrem respektlos“, waren Kniats Worte. Den Weg an die Öffentlichkeit hatte er nach dem Abpfiff ganz bewusst gewählt, denn &bdquo;wenn man immer den Mund hält, dann machen sie so weiter“.

Der Arminia-Trainer ist bei Weitem nicht der einzige, der sich während der vergangenen Monate über die Umgangsweise der Schiedsrichter beklagt hat. Marc Unterberger zum Beispiel, inzwischen beurlaubter Trainer der SpVgg Unterhaching, hatte über Referee Martin Speckner (Runding) nach der 1:4-Heimniederlage seines Teams gegen Hansa Rostock Ende September geäußert: &bdquo;Ich bin noch nie so respektlos von einem Schiedsrichterteam behandelt worden wie heute. Ich will ihm nach dem Spiel die Hand geben, will mich bedanken, er schaut mir in die Augen, dreht sich um und geht.“

Bei Claus-Dieter Wollitz, Trainer des FC Energie Cottbus, riss der Geduldsfaden schon am ersten Spieltag. Im Anschluss an das 1:2 gegen Arminia warf er dem damals 27 Jahre alten Schiedsrichter Tom Bauer, der ihm nach der ersten Halbzeit auf dem Weg in die Kabine Rot gezeigt hatte, &bdquo;Arroganz“ vor. Wollitz sagte: &bdquo;Ich habe in den letzten Wochen gelesen, dass sich viele Spieler der 3. Liga über das arrogante Auftreten speziell jüngerer Schiedsrichter beschwert haben. Also ich kann sagen: Arroganter als heute ist man mir in den letzten Jahren nicht begegnet.“ Auch Kniat hatte sich damals kritisch über den jungen Referee geäußert. Sowohl Bauer als auch der nach dem Rostock-Spiel von Kniat kritisierte Winter setzten sich gegen die Kritik zur Wehr.

Waldhof-Stürmer Boyd spricht von Arroganz Kniat sah und sieht nicht nur die Schiedsrichter, sondern auch den Verband in der Verantwortung: &bdquo;Das ist nicht nur ein Schiedsrichter-Problem. Die Schiedsrichter bekommen ganz viel von oben gesagt, unter anderem, dass sie konsequent sein müssen. Und am fünften Spieltag haben das alles wieder vergessen.“

Einer der von Wollitz angesprochenen Spieler, die sich ebenfalls über das Verhalten der Schiedsrichter geäußert haben, ist Stürmer Terrence Boyd vom kommenden Arminia-Gegner Waldhof Mannheim. In einer Medienrunde des DFB zum Saisonstart klagte er im Sommer, einige Unparteiische seien &bdquo;teilweise arrogant“. Der Angreifer hat vor allem die Ambitionen junger Schiedsrichter als Grund ausgemacht: &bdquo;Da merkst du, die wollen Karriere machen, die wollen hochkommen.“

Arminia-Sportchef Mutzel ist um Diplomatie bemüht Auch nach Ansicht von DSC-Sportchef Mutzel ist &bdquo;das Hauptthema der Umgang – ich habe auch mit Vertretern anderer Vereine gesprochen, dort herrscht ein ähnlicher Eindruck“. Der um Diplomatie bemühte 45-Jährige sagte: &bdquo;Daran muss man arbeiten, wahrscheinlich beide Seiten.“ Dass es im Januar sowohl eine Runde mit den Trainern als auch eine weitere mit den Sportchefs geben soll, hält Mutzel für sinnvoll. Aus seiner Sicht sei &bdquo;die Mischung aus zum Teil unerfahrenen Schiedsrichtern und fehlendem Video-Schiedsrichter in der 3. Liga nicht immer ganz einfach“. Das führe im Vergleich zur 1. und 2. Liga zu einer größeren Zahl an Fehlentscheidungen &bdquo;in dieser schnellen und intensiven 3. Liga, in der der VAR nicht zum Einsatz kommt“.

So bewertet Ex-Schiri Rafati das Spiel gegen Unterhaching Und klar ist: Mehr Fehlentscheidungen führen zu zunehmender Frustration aufseiten der Trainer und Sportlichen Leiter, die diese Frustration dann wiederum beim Schiedsrichter abladen. Mutzel: &bdquo;Es geht um zu viel, als dass man sagt, zehn Fehlentscheidungen sind okay. Die sind nicht okay, aber man kann als Verein auch nicht viel dagegen machen, außer zu sagen, wir sind mal wieder benachteiligt worden.“

Und in der laufenden Saison ist Arminia ziemlich häufig benachteiligt worden. Der ehemalige Fifa-Schiedsrichter Babak Rafati analysiert für das Internetportal &bdquo;liga3-online“ nach jedem Spieltag die strittigen Szenen in der 3. Liga. Beim 3:3 am vergangenen Samstag gegen Unterhaching hätte es Rafati zufolge nach einem Foul von Manuel Stiefler an Mael Corboz zu Beginn der zweiten Halbzeit Elfmeter geben müssen. Laut Rafatis Analysen war es die insgesamt zehnte Benachteiligung durch eine Fehlentscheidung zuungunsten der Arminia in der laufenden Serie. In einer entsprechenden Tabelle belegt der DSC damit hinter Rostock (11 Benachteiligungen durch Fehlentscheidungen) Platz zwei. In einer weiteren Tabelle, die wiederum das Profitieren von Fehlentscheidungen berücksichtigt, ist Arminia Achter (6).

Diese Lösungsvorschläge hat Arminia Bei den Treffen mit dem Verband im Januar, sagte Mutzel, &bdquo;werden wir wie immer unsere Meinung sagen und vielleicht auch Lösungsvorschläge präsentieren. Aber ändern kann es nur der DFB.“

Mutzel zählt zu den Befürwortern technischer Hilfsmittel. Um die Voraussetzungen für die Einführung eines Videoschiedsrichters zu schaffen, wären jedoch hohe Kosten notwendig, die nicht jeder Drittligist zu leisten bereit oder imstande ist. Mutzel zufolge böten aber bereits die von Magenta gelieferten TV-Bilder eine Art abgespeckte Version des VAR, mit deren Hilfe sich die eine oder andere Fehlentscheidung schnell korrigieren ließe.

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