„Mein Gewissen ist rein“: Arminia-Trainer Mitch Kniat rudert zurück

Bielefeld. Eigentlich könnte die Arminia-Welt gerade so schön sein. In der Liga nach elf Siegen aus den vergangenen 13 Pflichtspielen auf Kurs 2. Bundesliga, im DFB-Pokal wartet das historische erste Endspiel – viel besser geht es kaum. Doch die heftigen Vorwürfe von Viktoria Kölns Trainer Olaf Janßen und das vermeintliche Geständnis von DSC-Coach Mitch Kniat sorgten für dunkle Wolken rund um die Friedrich-Hagemann-Straße. Spätestens als der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ein Ermittlungsverfahren gegen den 39-Jährigen einleitete. Nun äußerte sich Kniat erstmals seit Sonntag zu dem Sachverhalt – und ruderte kräftig zurück.

Aber der Reihe nach. Im Spitzenspiel zwischen den Bielefeldern und der Viktoria (2:0) hatte insbesondere eine Szene in der 70. Minute die Gemüter erhitzt. DSC-Keeper Jonas Kersken hatte sich unvermittelt auf den Boden gesetzt und behandeln lassen. Diese kurze Auszeit nutzte Kniat für eine taktische Besprechung mit seiner Mannschaft, die zu diesem Zeitpunkt unter erheblichem Druck der Hausherren stand.

Ein Vorgang, der Janßen derart erzürnte, dass er aufgrund seines veritablen Wutanfalls des Feldes verwiesen wurde. Was ihn so auf die Palme gebracht hatte, erläuterte Janßen nach der Partie am TV-Mikrofon. &bdquo;Der Torwart legt sich hin, hat keine Verletzung und die ganze Mannschaft geht zur Bank, um sich taktische Anweisungen zu holen“, echauffierte er sich. &bdquo;Das finde ich unter aller Kanone. Eine Verletzung vorzutäuschen und sein gesamtes Team zur Seite zu holen und eine taktische Absprache zu machen, finde ich drüber. Das macht man nicht. Das ist unsportlich.“

Arminia-Keeper an Rücken oder Hüfte verletzt? Während Torhüter Kersken im TV-Interview wenige Augenblicke später angab, sich aufgrund einer Rückenverletzung behandeln lassen zu haben, räumte Kniat wenige später auf der Pressekonferenz ein, die Regeln bewusst gedehnt zu haben – so verstanden es zumindest die neutralen Beobachter. Auf den neuerlichen Vorwurf Janßens und die entsprechende Nachfrage eines Reportes hatte Kniat geantwortet: &bdquo;Das sind die Regeln. Man kann es natürlich als unsportlich titulieren.“ Er habe zudem &bdquo;ein Wort von den Schiedsrichtern gelernt: Grauzone. Das wird immer benutzt, wenn der Schiri falsch liegt. Dann können wir auch die Grauzone für uns nutzen.“

Wenige Tage, eine Welle öffentlichen Unmuts und ein DFB-Verfahren später klingt der Cheftrainer ganz anders. &bdquo;Ich habe Jonas Kersken weder vor noch während dem Spiel angeordnet, etwas zu machen. Wenn man mir vorwirft, dass ich ein schlechter Sportsmann bin, ist das komplett falsch.“ Zudem habe er sich mitnichten während der Pressekonferenz auf das Köln-Spiel bezogen, sondern sich vielmehr ganz allgemein zu der Thematik geäußert.

Eine schlüssige Erklärung, warum er auf eine konkrete Nachfrage zu einem konkreten Vorwurf zunächst allgemein antwortete und die Anschuldigungen so mehrere Tage im Raum stehen ließ, blieb Kniat schuldig. Eine weitere Ungereimtheit: Laut Schilderung des Arminia-Trainers habe sich Kersken &bdquo;wegen ein oder zwei blauen Flecken an der Hüfte“ behandeln lassen. Der Schlussmann selbst behauptete, sich am Rücken verletzt zu haben.

Arminia-Coach sieht keinen Störfaktor Blieben da noch die Aussagen, die Kniat nach dem Heimsieg gegen Saarbrücken (3:1) vor knapp einem Monat getätigt hatte. Damals hatte er seinen zweifelhaften Trick bereits eingeräumt. &bdquo;Das mit dem Torwart ist bei uns auch immer geplant. Kersken hat nichts, sondern wir wollen taktisch ein paar Änderungen vornehmen. Es gibt ein paar Kniffe, die die Jungs lernen müssen.“

Aussagen, die keine Spielräume für Interpretation zuließen. Doch einen Bezug zu den Geschehnissen gegen Viktoria Köln wollte Kniat darin nicht erkennen. &bdquo;Das war eine Aussage, die ich damals getätigt habe. Die hat mit dem Spiel in Köln nichts zu tun. Das bleibt ganz klar so festzuhalten.“

Kniat sieht einem möglichen Urteil gelassen entgegen. &bdquo;Ich gehe davon aus, dass nichts passiert, weil ich nichts gemacht habe. Ich habe ein reines Gewissen.“ Auch einen Einfluss auf die Vorbereitung seines Teams auf das Topspiel gegen Hansa Rostock am Samstag (14 Uhr) befürchtet er nicht. &bdquo;Wir haben die ganze Saison nichts an uns herankommen lassen – egal, was um uns herum passiert ist. Die Mannschaft ist reif genug.“ Ob dem tatsächlich so ist oder ob das Bohei um den Cheftrainer zu einer Hypothek im Aufstiegskampf werden könnte, werden die 90 Minuten auf der Alm zeigen.

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