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Besonderer Fanklub

Die „Bundestags-Arminen“ sind keine Schönwetterfans

Bielefeld. „Es ist gelungen, ein Arminia-Gefühl, eine Art Arminia-Kultur zu schaffen, die leider eine ganze Zeit verloren gegangen war. Das Miteinander ist da. Es ist wichtig, dass man jetzt die Strukturen im Verein stärkt. Der kontinuierliche, ganz bodenständige Aufbau, der in die Region auch reinpasst, der muss jetzt sein.“ Stefan Schwartze ist Politiker und bisweilen hört man das auch.

Doch wenn man den SPD-Bundestagsabgeordneten an seinem 51. Geburtstag im Trikot von Arminia Bielefeld durchs Abgeordnetenhaus laufen sieht, dann wird schnell klar: Der Mann kann nicht nur trockene Statements zu politischen Themen abgeben. Schwartze ist der Vorsitzende des Arminia-Fanklubs im Deutschen Bundestag. Und wie seine Kollegen Britta Haßelmann (Grüne) und Joachim Ebmeyer (CDU) fiebert er dem großen Pokalfinale entgegen. Dann sind sie ganz einfach nur drei der vielen Tausend Fans.

„Ich habe eine Karte in der Kurve am Marathontor“, erzählt Britta Haßelmann stolz und vermutet, dass sie während des Spiels wohl nicht sitzen wird. Als Dauerkarteninhaberin von der „Süd“ bekam sie relativ leicht ein Ticket. Vorteile, sagen die drei DSC-Fans, habe keines der rund 35 Mitglieder des Fanklubs bei der Vergabe gehabt, nur weil sie im Bundestag sitzen. Über den ganz normalen Weg mussten sie sich ihre Tickets sichern.

Durch einen Kniff zweitgrößter Fanclub im Bundestag

Der Samstag – es soll ein Feiertag für die „Bundestags-Arminen“ werden. 2016 gründete Schwartze den Zusammenschluss. Weil er neben den Abgeordneten auch ihre Mitarbeiter aufnahm, war die DSC-Vertretung im Parlament zwischenzeitlich mal zweitgrößter Fußball-Fanklub des hohen Hauses. „Das habe ich aber nicht verraten, sondern nur immer unsere Mitgliederzahl gesagt. Nach zwei Jahren war es dann durchgedrungen“, erzählt er lachend.

Einmal die Fahne im Abgeordnetenhaus entrollen - grenzwertig aber zu dem bevorstehenden Anlass akzeptabel. - © Teresa Kröger
Einmal die Fahne im Abgeordnetenhaus entrollen - grenzwertig aber zu dem bevorstehenden Anlass akzeptabel. (© Teresa Kröger)

„Die Zahl 2016 zeigt schon: Wir sind kein Erfolgsfanklub“, erinnert Britta Haßelmann daran, dass die Bundestags-Arminen durchaus gewohnt sind, zu leiden. Schwartze glaubt: „Es härtet für das politische Geschäft ab.“ Ebmeyer betont: „Wir sind Mitglieder aus Leidenschaft.“

„Jetzt denken wir natürlich alle nur noch an den großen Erfolg“, sagt Frau Haßelmann. Zu einer Sitzung ausgerechnet in der Landesvertretung von Baden-Württemberg erschien sie mit DSC-Schal, „sehr zur Freude vieler“, sagt sie lachend. Aus dem südlichen Bundesland werden wohl nur die Fans des SC Freiburg dem DSC die Daumen drücken, vermutet Ebmeyer. Insgesamt sei die Sympathie in Fußball-Deutschland sicher zugunsten der Arminia verteilt, meinen die drei Politiker.

Im Trikot ans Rednerpult geht nicht

Im Abgeordnetenhaus ist Trikot tragen kein Problem. „Und es sprechen einen immer vier, fünf Leute an“, hat Ebmeyer erfahren. Ein paar Ideen müssen die Dame und zwei Herren – dann doch wieder ganz Politiker – streng zurückweisen: Im Erfolgsfall im Trikot ans Rednerpult zu treten, ist verboten. „Aber“, sagt Frau Haßelmann schmunzelnd und schlägt ihren Blazer übers blaue DSC-Shirt und verdeckt so das Wappen, „ich muss jetzt gleich wieder ins Plenum und so geht’s.“

Hätte die Fraktionsvorsitzende der Grünen mit einem der hochrangigsten politischen Ämter im Fanklub im Erfolgsfall eigentlich Anspruch, wie einst Kanzlerin Merkel nach dem deutschen WM-Sieg 2014, auch die Umkleide der Arminen zu besuchen? Haßelmann lacht auf: „Ich gönne es der Mannschaft, das so wie sie es will miteinander zu feiern. Und wir haben allen Grund, in der Stadt zu feiern – und ehrlich gesagt machen wir das heute schon.“

„Liebe kennt keine Liga, das war jahrelang das Motto“, erinnert Ebmeyer an schwere Jahre. Jetzt sagt er: „Es wird die schönste S-Bahnfahrt vom Alexanderplatz ins Stadion.“ Britta Haßelmann zählt auf, wie lange sie es in der „Sardine S-Bahnwagen“ aushalten muss: „12 Stationen“. Schwartze betont: „Es ist die Stunde der Mannschaft.“ Aber, sagt Frau Haßelmann, „wir haben ein volles Programm.“ Und damit ist in diesen Tagen nicht der politische Terminkalender gemeint.

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