Nach Blitzstart: Blomberg stößt die Europapokal-Tür wieder weiter auf

Bensheim. Die Voraussetzungen vor dem Auftritt des Frauenhandball-Bundesligisten HSG Blomberg-Lippe bei der HSG Bensheim/Auerbach sind klar gewesen: Mit einem Sieg würden die heimischen Spielerinnen die Tür zur Europapokal-Teilnahme in der kommenden Saison wieder weiter aufstoßen können. Mit einer Niederlage wäre sie nur noch einen Spalt weit geöffnet. Die HSG hielt am Abend dem Druck in Südhessen in beeindruckender Form stand. Sie gewann bei der Überraschungsmannschaft der Liga mit 34:31 (17:14).

Zahlen zum Spiel In 17 Pflichtspielen gegen das Team von der Bergstraße gab es zuvor 16 HSG-Siege. Auch in der Hinrunde behielt Blomberg die Oberhand und fügte seinerzeit den von der Ex-Blombergerin Heike Ahlgrimm trainierten Bensheimerinnen die erste Saisonniederlage zu. Allerdings: In den bis dato neun Heimspielen ging die Mannschaft aus Südhessen achtmal als Sieger vom Feld, es gab ein Unentschieden.

Ausgangssituation Die HSG Blomberg-Lippe musste beim Auswärtsspiel in Bensheim weiter auf die Langzeitverletzten Nele Franz (Aufbautraining nach Kreuzbandriss) und Marie Michalczik (anhaltende Rückenprobleme) verzichten. Auch Ida Hoberg (Sprunggelenk) musste passen. Die Dänin hatte unter der Woche ihren Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert. Ann Kynast und Ona Vegué standen nach ihren Verletzungen zwar wieder im Kader. Während Kynast gar nicht zum Einsatz kam, betrat Vegué bei Siebenmetern das Feld. Wie im LZ-Gespräch bereits angekündigt, verzichte der Trainer auf die Nominierung von Jugendspielerinnen.

Nach der 30:41-Niederlage bei Spitzenreiter SG BBM Bietigheim hatte Bensheim &bdquo;nur" noch vier Punkte Vorsprung auf Blomberg. Entsprechend sprach Trainer Steffen Birkner vor dem Anpfiff von einem &bdquo;brutal wichtigen Spiel" im Kampf um den begehrten vierten Platz. Für seine Trainerkollegin Heike Ahlgrimm war es &bdquo;ein sehr wichtiges Spiel". Und sie wurde auf der Internetseite der Flames wie folgt zitiert: &bdquo;Blomberg möchte gerne international spielen und dementsprechend wird da einiges auf uns zukommen. Sie haben sich das von Anfang an vorgenommen, und das war für Blomberg das Saisonziel. Mit uns hat da oben niemand gerechnet, und wir wollen das jetzt aber auch und nächstes Jahr wieder EHF-European-League spielen. Daher werden wir alles dafür tun."

Halbzeit eins So etwas nennt man wohl einen Blitzstart. Nach 48 Sekunden verwandelte Ona Vegué den ersten Blomberger Siebenmeter zur 1:0-Führung, nach sieben Minuten erzielte Linksaußen Alexia Hauf bereits das 5:0. Die ersten sechs Bensheimer Angriffe blieben ohne Tor, weil die bärenstarke Melanie Veith im Gästekasten gleich fünfmal parierte. Insgesamt standen nach 30 Minuten neun gehaltene Würfe in der Statistik.

Beim 10:4 nach 13 Minuten hatte sich der Tabellenfünfte aus der Nelkenstadt bereits eine Sechs-Tore-Führung erspielt. Doch: Von Minute zu Minute kamen die Gastgeberinnen besser ins Spiel. Hinten stellten sie sich jetzt gut auf die HSG-Offensive ein, vorne zeigten sie mehr Durchschlagskraft. Beim 11:13 (20.) waren die Bensheimerinnen das erste Mal auf zwei Treffer dran. Allerdings zeigte Blomberg auch kämpferisch eineTop-Leistung. Bemerkenswert, wie Nieke Kühne den Ball bei einem gegnerischen Tempogegenstoß aus der Luft pflückte.

Halbzeit zwei Diesmal fand Blomberg schwer ins Spiel. Zweimal Stürmerfoul, vergebene Würfe von Nieke Kühne und Alexia Hauf, dazu die zweite Zeitstrafe gegen Laura Rüffieux: Beim 16:17 (34.) war das Ahlgrimm-Team nun ganz nah dran am ersten Gleichstand der Partie. Die Gäste behielten jedoch einen kühlen Kopf und die Nerven. Selbst eine doppelte Unterzahl überstanden sie glimpflich, so dass sie beim 26:22 (45.) wieder davon geeilt waren.

In einer Auszeit wies Heike Ahlgrimm ihre Schützlinge darauf hin, dass &bdquo;wir noch ganz viel Zeit haben für vier Tore". Sie machte die Rechnung ohne Blomberg beziehungsweise ohne Torhüterin Melanie Veith, die in der Schlussviertelstunde gegen Lucia-Marie Kretzschmar und gegen Lisa Friedberger sensationell hielt.

Beim 32:25 (53.) war eigentlich eine Entscheidung gefallen. Im Gefühl des Sieges unterliefen der HSG dann einfache Fehler, zum Schluss stand auch noch ein klein wenig das Glück auf der Seite. Am Ende gab es keine Zweifel am verdienten Blomberger Erfolg in der Weststadthalle, der vor 1186 Zuschauern in einem Start-Ziel-Sieg mündete.

Stimmen Für Bensheims Trainerin Heike Ahlgrimm war die Niederlage ein &bdquo;kleiner Rückschlag", und sie sagte während der Pressekonferenz: &bdquo;Wir sind enttäuscht und wären gerne anders in die Pause gegangen. Wir haben heute nicht unsere Leistung abrufen können. Immer wenn wir die Chance hatten heranzukommen, haben wir wieder Fehler gemacht. Außerdem haben wir lange gebraucht, ins Spiel zu kommen."

Mit insgesamt 20 Paraden stand die Spielerin des Spiels im Tor der HSG Blomberg-Lippe. Doch das stellte Melanie Veith im Interview am Hallenmikro gar nicht in den Vordergrund. Denn: &bdquo;Wir kommen super-gut ins Spiel, und ich hatte eine Top-Abwehr vor mir. Wir wollen die internationale Plätze erreichen. Alles ist noch offen, auch wenn wir einen harten Weg vor uns haben.

Ihr Trainer Steffen Birkner lobte trotz der 31 Gegentore die Abwehrarbeit und Rückraumspielerin Leni Ruwe: &bdquo;Sie hat die Gunst der Stunde genutzt."

Kurz und knapp HSG Bensheim/Auerbach: Fehr, van Beurden; Hurst, Dekker (3), Soffel (1), Agwunedu (4), Friedberger (5), Kooij (1), Naidzinavicius (9/5), van Gulik (1), Ziercke, Kretzschmar (7), Holste, Visser.

HSG Blomberg-Lippe: Ludwig (bei einem Siebenmeter), Veith; Rüffieux (2), Kynast (n.e.), Quist (6), Ruwe (6), Frey (2), Kühne (6), Rajes (n.e.), Vegué (2/2), Tietjen (3), Kaiser (2), Hauf (5).

Zeitstrafen: 12:12 Minuten.

Siebenmeter: 5/5:2/3.

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