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Kommentar

Organspendezahlen brechen ein: Die Widerspruchslösung muss kommen

Der Bundestag will den Deutschen eine Entscheidung zur Organspende nicht zumuten, doch das können und müssen mündige Bürger entscheiden, fordert unsere Autorin.

Es könnte jeden von uns treffen: Eine Erkrankung oder ein Unfall schwächt das Herz, die Lunge oder die Leber so stark, dass nur noch eine Organspende das Überleben sichert. Doch würden Sie die Spende annehmen? Ja, oder? Hier wird kaum jemand lange überlegen müssen.

Diese Mehrheit, die selbstverständlich das lebensrettende Organ in Anspruch nehmen würde, hat sich jedoch selbst nicht für oder gegen eine Spende entschieden. Nur 44 Prozent der Deutschen haben ihren Willen dokumentiert und helfen damit den 8.500 Menschen, die derzeit auf ein Organ warten. Denn die meisten Organspenden scheitern daran, dass die Angehörigen den Willen von Verstorbenen nicht kennen und die Spende aus Unsicherheit ablehnen.

Möglich ist das, weil in Deutschland die Entscheidungslösung gilt. Bürger werden nur dann Organspender, wenn sie dem ausdrücklich zustimmen. Doch obwohl die große Mehrheit der Deutschen der Organspende positiv gegenübersteht, treffen die meisten keine Entscheidung. Grund für den Organmangel sind deshalb die, die sich vor einer Entscheidung drücken.

Deutschland importiert Organe aus Ländern mit Widerspruchslösung

Hier setzt die Widerspruchslösung an, denn sie verlangt Bürgern eine Entscheidung ab. Jeder, der nicht widerspricht, ist Organspender. Die Mehrheit des Bundestags traut diese Entscheidung der Bevölkerung jedoch nicht zu, denn bei der letzten Abstimmung wurde die Widerspruchslösung abgelehnt. Am Status quo hat sich seitdem nichts geändert, Deutschland importiert weiter Organe aus Ländern mit Widerspruchslösung.

Es ist Zeit, dass sich diese Politiker eingestehen, dass man mündigen Bürgern diese Entscheidung zumuten kann und muss. Denn der freie Wille bleibt erhalten und anders lassen sich die vielen Tausend Menschen auf den Wartelisten nicht retten.

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