Schließlich hat Markus Söder dann doch zurückgezuckt und zeigt sich eher als Stratege denn als Machtmensch. Oder besser: als strategischer Machtmensch. Er hatte zwar seinen in der Kritik stehenden Vize-Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger (Freie Wähler) zu einer Art Kritik-Gespräch in die bayerische Staatskanzlei vorgeladen. Aber er hat ihn nicht rausgeworfen wegen dessen Beteiligung an einem widerlichen, antisemitischen Flugblatt vor 35 Jahren.
Mit Sicherheit hat Söder darüber nachgedacht, seinen Koalitionspartner von den Freien Wählern zu entlassen und bei der Wahl im Oktober auf eine absolute CSU-Mehrheit zu setzen. Auch wenn Söder eine bürgerliche Koalition lieber ist als eine aus CSU und Grünen, ist der Aiwanger nicht sein Freund. Doch beim Nachzählen muss der Söder Markus wohl darauf gekommen sein, dass es nicht reichen würde für ihn allein.
Zumal Aiwanger von den eigenen Parteifreunden geschlossen unterstützt wird. Trotz seiner seltsamen Kommunikation zu dem Fall. Dass sein Bruder Helmut Aiwanger die Autorenschaft zugibt - geschenkt. Dass der aber erst zwei Tage später plötzlich nachschiebt, dass sein Bruder Hubert die Pamphlete nur im Ranzen mit sich trug, weil er deeskalieren wollte, klingt dann doch unglaubwürdig.
Und so triezt Söder seinen Koalitionspartner mit einem kritischen Fragebogen und Aiwanger muss seine Schulakten offenlegen. Der Machtmensch nutzt die Schwäche seines Partners weidlich aus.