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Charlotte Merz – das ist die Frau an der Seite des neuen Kanzlers

Janne Ahrenhold

Charlotte Merz leitet das Amtsgericht in Arnsberg, - © IMAGO/
Charlotte Merz leitet das Amtsgericht in Arnsberg, (© IMAGO/)

Konsterniert, fast regungslos, schaute Charlotte Merz am Dienstagmorgen von der Ehrentribüne des Bundestags hinab auf das Geschehen im Plenarsaal. Ihr Ehemann, Friedrich Merz, war im ersten Anlauf der Kanzlerwahl gescheitert. Erst sechs Stunden später, nach dem zweiten und diesmal erfolgreichen Wahlgang, sah man Charlotte Merz wieder lächeln. Applaus für ihren Mann. Erleichterung – auch bei ihren beiden erwachsenen Töchtern. Von den Nachbarsitzen gab es Glückwünsche für die Familie. Charlotte Merz die neue Kanzler-Ehefrau.

Sie gilt als große Unterstützerin des CDU-Politikers. Die Familie brauche er als Kraftquelle, um fern des Berliner Haifischbeckens wieder aufzuladen, erzählte sie im Interview in der ZDF-Dokumentation „Mensch Merz! Der Herausforderer“ im vergangenen Jahr. Selten zeigt sich das Paar gemeinsam vor der Kamera. Wenn, dann wirkt ihr Verhältnis innig, vertraut und liebevoll: eine kleine Umarmung hier, ein kurzes Wispern ins Ohr oder ein interessiertes Zuhören da. Dass sich die beiden seit mittlerweile 45 Jahren kennen, merkt man ihnen an.

Bei einer Juristenparty in Bonn sei es damals, 1980, Liebe auf den ersten Blick gewesen, erinnert sich Charlotte Merz gegenüber der „Bild“. Er habe zwar etwas länger gebraucht, doch schon ein Jahr später folgte die Hochzeit. Sie war schwanger, mit Anfang 20. „Das war zwar nicht geplant, aber wir haben uns gefreut“, so Merz. Nach ihrem Sohn folgten zwei weitere Kinder. Mittlerweile ist die Familie um einige Enkelkinder reicher.

Charlotte Merz bleibt als Richterin im Sauerland

Charlotte Merz (2.v.r), Ehefrau des designierten Bundeskanzlers Merz, freut sich über die Wahl ihres Mannes zum Bundeskanzler im zweiten Wahlgang. Friedrich Merz ist im zweiten Wahlgang im Bundestag zum zehnten Kanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt worden. - © Christoph Soeder/dpa
Charlotte Merz (2.v.r), Ehefrau des designierten Bundeskanzlers Merz, freut sich über die Wahl ihres Mannes zum Bundeskanzler im zweiten Wahlgang. Friedrich Merz ist im zweiten Wahlgang im Bundestag zum zehnten Kanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt worden. (© Christoph Soeder/dpa)

Charlotte Merz auf die Rolle als Dreifach-Mutter, Oma und Kanzler-Ehefrau zu reduzieren, wäre allerdings falsch. Geboren 1961 und aufgewachsen in einer Juristenfamilie im Saarland hat sie den Weg als Richterin eingeschlagen. Seit 2016 leitet sie das Amtsgericht in Arnsberg, spezialisiert auf Scheidungen und Kindschaftssachen. Auch nach dem so lange angestrebten Einzug ihres Mannes ins Kanzleramt will sie im Westen Deutschlands wohnen bleiben.

Vor Langeweile oder Einsamkeit habe sie da keine Angst. „Ich habe vor, mein Leben im Sauerland wie gewohnt weiterzuführen, mit meiner Arbeit als Richterin und Amtsgerichtsdirektorin – ich möchte ganz normal jeden Morgen zur Arbeit fahren“, sagte sie im Frühjahr im Interview mit der „Westfalenpost“.

Ehepaar Merz wechselte sich mit Kinderbetreuung ab

Dass Charlotte Merz selbst Karriere machte, dürfte einige überraschen. Kritiker werfen Friedrich Merz ein konservatives Frauen- und Familienbild vor. Seine Frau hingegen verteidigt ihn, spricht von einer gleichberechtigten Beziehung, das Bild des kühlen Machtpolitikers versucht sie aufzuweichen. „Was da von einigen über das Frauenbild meines Manns geschrieben wird, stimmt ganz einfach nicht“, wird sie in der „Westfalenpost“ zitiert.

Das habe die Praxis im Hause Merz gezeigt: Das erste Staatsexamen machte Charlotte Merz mit einem Kind, beim zweiten gab es schon zwei. Das war ihr zufolge nur möglich, weil ihr Mann und sie sich mit der Kinderbetreuung abwechselten. „Ich hätte nie aufs Arbeiten verzichten wollen. Mein Beruf ist für mich eine große Bereicherung, er gibt mir innere Unabhängigkeit“, sagte sie der „Bild“.

Resolute Ehegattin mit lockerer Seite

Es ist nicht die einzige Situation, in der sie sich schützend vor ihren Partner stellt – im wahrsten Sinne des Wortes. Für Schlagzeilen sorgte Charlotte Merz, als sie sich im vergangenen Jahr zwischen Lutz van der Horst, einem Reporter der satirischen ZDF-„heute-show“ und ihren Mann drängte, nachdem dieser das Interview verweigert hatte. Auf die Frage nach der deutschen Leitkultur antwortete sie, sichtlich erzürnt: „Leitkultur bedeutet als allererstes zu fragen, ob man eine Antwort geben möchte.“

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Die Szene brachte ihr den Ruf als resolute Ehegattin ein. Tatsächlich wirkt sie häufig ernst, antwortet mit ihrer tiefen Stimme eher überlegt, statt sprudelnd, auf Fragen von Journalistinnen und Journalisten. „Ich merke an meiner Frau, dass ihr Beruf des Richters eine gewisse Neigung mitbringt, gerne Recht haben zu wollen“, beschrieb Friedrich Merz schon vor einigen Jahren die kleinen Ecken und Kanten der Ehe in einem RTL-Interview. Die beiden spazierten währenddessen in Jeans und Softshell-Jacke über die ländlichen Wanderwege des Sauerlands. Auf den Seitenhieb ihres Mannes antwortete Charlotte Merz damals schmunzelnd, sie wolle nur Frieden stiften.

Diese lockere Seite wird auch in anderen Aufnahmen sichtbar. Etwa hält das ZDF fest, wie sie bei einer Sportveranstaltung in Winterberg zu Rockklassikern wie „Highwell to Hell“ und „Don’t stop me now“ singt und schunkelt. Auch auf der Tanzfläche kann sich das Ehepaar sehen lassen.

Privateinblicke wie diese sind eher selten – und sollen es auch bleiben. Ins große Rampenlicht wird es Charlotte Merz wohl auch in Zukunft nicht ziehen. Gegenüber RTL deutete Friedrich Merz kurz nach seiner Wahl als Kanzler und mit Verweis auf seine Unterstützerinnen auf der Ehrentribüne des Plenarsaals an: „Sie waren heute mit dabei, aber sie werden nicht Teil meines politischen Lebens.“ Seine Frau und Kinder wolle er vor der Öffentlichkeit schützen. „Ich habe die große Hoffnung und auch die Bitte, dass Kritik, die notwendig ist, an mir geübt wird und nicht an meinen Kindern, nicht an meiner Familie.“

Auch wenn er sie raushält, im Hintergrund, so scheint es, trägt Charlotte Merz den neuen Kanzler mit.

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