Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

NRW landet bei Bildungsranking auf drittletztem Platz

veröffentlicht

  • 0
Der Bildungsmonitor sieht in Nordrhein-Westfalens Bildungssystem weiter deutlichen Verbesserungsbedarf. (Symbolbild) - © Julian Stratenschulte/dpa
Der Bildungsmonitor sieht in Nordrhein-Westfalens Bildungssystem weiter deutlichen Verbesserungsbedarf. (Symbolbild) (© Julian Stratenschulte/dpa)

Nordrhein-Westfalens Bildungssystem schneidet in einer Vergleichsstudie aus bildungsökonomischer Perspektive erneut schlecht ab. Während Sachsen im Ranking der arbeitgebernahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) wie schon seit Jahren auf Platz eins steht, belegt Nordrhein-Westfalen weiter den drittletzten Platz der 16 Bundesländer, gefolgt von Brandenburg und Bremen.

Verbesserungsbedarf sehen die Studienautoren etwa bei der Qualität der nordrhein-westfälischen Schulen und den Kompetenzen der Schüler. Bemängelt wird auch, dass vergleichsweise wenig Geld in das Bildungssystem gesteckt werde.

Das untersucht der Bildungsmonitor

Die vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) durchgeführte Vergleichsstudie untersucht anhand von 98 Indikatoren die Bildungssysteme der Bundesländer. Die Bewertung erfolgt nach Angaben der Autoren ausdrücklich aus bildungsökonomischer Sicht und fokussiert damit die Frage, welchen Beitrag das Bildungssystem zur Sicherung des Wohlstands leistet.

In der Studie werden beispielsweise die Bildungsausgaben pro Schüler ins Verhältnis zu den Gesamtausgaben öffentlicher Haushalte pro Einwohner gesetzt. Verglichen werden zudem die Investitionen in Schulen und Hochschulen, der Betreuungsschlüssel in Bildungseinrichtungen oder Klassengrößen.

Bildungsausgaben vergleichsweise niedrig

Die Autoren heben unter anderem hervor, dass die öffentlichen Bildungsausgaben in fast allen anderen Bundesländern in Relation zum Gesamthaushalt höher seien als in NRW. So liegen zum Beispiel die Ausgaben pro Grundschüler mit 7.500 Euro jährlich 900 Euro unter dem Bundesdurchschnitt.

Probleme sieht der Bildungsmonitor auch bei den Leistungen der Schüler: Verschiedenen Erhebungen zufolge zeigten überdurchschnittlich viele Schüler beim Lesen, Hörverstehen und in Mathematik oder Englisch nur geringe Kompetenzen.

Weit hinten liegt NRW im INSM-Bildungsmonitor bei der beruflichen Bildung: Während im Bundesschnitt 81,1 Prozent erfolgreich die Berufsfachschulen und Fachoberschulen abschlossen, waren es in NRW der Studie zufolge nur 65,4 Prozent aller Abgänger. Der Anteil erfolgreicher Absolventen liege damit in NRW so niedrig wie in keinem anderen Bundesland.

Wenig Lehrer für viele Schüler

Auch an Hochschulen identifiziert das Länder-Ranking Probleme: Nordrhein-Westfalen weise im Bundesländervergleich die zweitschlechteste Betreuungsrelation auf. So kamen 2023 auf eine Lehrkraft rechnerisch 23,7 Studierende - bundesweit betreut eine Lehrkraft statistisch gesehen 16,7 Studierende. Auch an vielen anderen Schulformen falle die Lehrer-Schüler-Relation schlechter aus als im bundesweiten Schnitt.

In einigen Bereichen seien aber durchaus Fortschritte zu erkennen: So erreicht NRW in der Oberstufe bei dieser Frage inzwischen den drittbesten Platz. Klassengrößen an Grundschulen bleiben dagegen mit 24,1 Kindern überdurchschnittlich groß. Zum Vergleich: Im Bundesdurchschnitt bilden 21,3 Kinder eine Grundschulklasse. Auch an unteren Klassen der Gymnasien sowie an den beruflichen Schulen seien die Betreuungsbedingungen weiter unterdurchschnittlich.

Hier ist NRW besser

Der Bildungsmonitor hebt für Nordrhein-Westfalen auch einige Aspekte als positiv hervor: So wurden mit 1,3 Prozent nur sehr wenige Kinder verspätet eingeschult. Bundesweit waren es 6,2 Prozent.

Als relativ gut bewertet wird das Abschneiden NRWs im Bereich Digitalisierung, was sich etwa an der überdurchschnittlich hohen Zahl neuer Ausbildungsverträge in der IT-Branche sowie in überdurchschnittlich guter Verfügbarkeit von schnellem WLAN an Schulen zeige.

Berufsverband: Schuld sind Strukturen nicht Menschen

Der nordrhein-westfälische Verband Bildung und Erziehung (VBE NRW) unterstrich, das schlechte Abschneiden NRWs liege an den Bedingungen und gehe nicht auf das Konto der «Menschen in Schule». «Ohne ihr starkes Engagement stünden wir noch schlechter da», teilte Landesvorsitzender Stefan Behlau mit. «Individuelle Förderung braucht mehr Fachkräfte, Medienbildung zeitgemäße Ausstattung und moderner Unterricht moderne Räume», so Behlau weiter.

Bessere Rahmenbedingungen fordert auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in NRW: Es brauche mehr Zeit, verlässliche Förderstunden, kleinere Klassen und multiprofessionelle Teams, so GEW-Landesvorsitzende Ayla Celik.

Copyright © Lippische Landes-Zeitung 2025
Inhalte von lz.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.