Der Untergrund im niederrheinischen Kempen kann Sommerwärme speichern, um sie im Winter zum Heizen zu nutzen. Zu diesem Ergebnis ist der Geologische Dienst NRW nach einer Forschungsbohrung gekommen.
Im Fokus der 150 Meter tiefen Bohrung standen bis zu 28 Millionen Jahre alte Meeressande, wie die Behörde in Krefeld mitteilte. Als wasserführende Schichten, sogenannte Aquifere, könnten sie unter bestimmten Bedingungen als Wärme- oder auch Kältespeicher dienen. «In der Niederrheinischen Bucht kommen diese Sande weitflächig im Untergrund vor. Wir konnten nun nachweisen, dass bestimmte Bereiche in Kempen für eine saisonale Wärmespeicherung grundsätzlich geeignet sind», erklärte Projektleiter Ingo Schäfer.
Experten: Sommerwärme könnte über Monate gespeichert werden
Die Erkenntnisse seien für die gesamte Region von Bedeutung. «Im Sommer anfallende Wärme könnte in 100 Metern Tiefe über Monate gespeichert werden und im Winter zu einer klimafreundlichen Wärmeversorgung beitragen.» Die Untersuchung hatte rund acht Wochen gedauert.
Wie es jetzt weitergehen soll, wurde zunächst nicht bekannt. Das Bohrloch werde derzeit von den Stadtwerken Kempen als Grundwassermessstelle genutzt, sagte eine Sprecherin des Geologischen Dienstes.
Die Stadtwerke hatten die Bohrung bei Untersuchungsbeginn ausdrücklich begrüßt. Die Ergebnisse seien nicht nur für die Region von Bedeutung, sondern auch für die Stadtwerke. «Sie können wertvolle Hinweise für eine zukunftsfähige, nachhaltige Wärmeversorgung liefern», hatte Geschäftsführer Daniel Banzhaf gesagt.
Boden-Wärmespeicher gibt es auch in Berlin - für den Reichstag
Aufgeheiztes Wasser im Untergrund zu speichern ist in Nordrhein-Westfalen laut Geologischem Dienst noch eine Seltenheit, aber keine neue Technologie. «In den Niederlanden ist der Einsatz von Aquifer-Wärmespeichern längst eine gängige Form der dezentralen Wärmeversorgung», so Schäfer. Der prominenteste Aquifer-Wärmespeicher in Deutschland befinde sich in Berlin. Dort versorge er das Reichstagsgebäude mit Wärme.
Die Bohrung war Teil eines Bohrprogramms zur Erkundung der geothermischen Möglichkeiten in NRW. Ein Masterplan des Landes sieht vor, dass 2045 landesweit rund 20 Prozent des Wärmebedarfs durch Erdwärme gedeckt werden.