Deutschlands größter Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel wird wegen hoher Importmengen an Billigstahl und einem angespannten Marktumfeld seine Produktion für sogenannten Elektrostahl zeitweise stilllegen. Ab Mitte Dezember würden die Werke in Gelsenkirchen und im französischen Isbergues bis zum Jahresende vollständig geschlossen, teilte die Stahl-Sparte in Duisburg mit.
Darüber hinaus werde der Standort Isbergues ab Januar für mindestens vier Monate nur mit 50 Prozent seiner Gesamtkapazität produzieren. Man reagiere damit auf stark gestiegene, niedrigpreisige Importe, insbesondere aus Asien.
Thyssenkrupp Electrical Steel stellt Spezialstähle für die Energiewirtschaft her. Das Material, sogenanntes kornorientiertes Elektroband, werde generell für den Stromtransport verwendet und komme etwa in Transformatoren in Umspannwerken und Windkraftanlagen zum Einsatz. In Europa gibt es nach Unternehmensangaben nur noch zwei Hersteller dieser Spezialstähle.
«Erhebliche Unterauslastung der europäischen Produktionsanlagen»
Die Entwicklungen haben den Angaben zufolge zu einer «dramatischen Veränderung der Auftragsvolumina und somit zur erheblichen Unterauslastung der europäischen Produktionsanlagen geführt». In der Folge seien «akute Maßnahmen zur wirtschaftlichen Stabilisierung des Betriebs unverzichtbar».
«Kornorientiertes Elektroband ist für die europäische Energieinfrastruktur und die Energiewende unverzichtbar», sagte Stahlchefin Marie Jaroni. «Wir setzen uns nachdrücklich für die Aufrechterhaltung der Produktion in Europa ein und bemühen uns derzeit um einen wirksamen Marktschutz, um faire Wettbewerbsbedingungen für dieses strategisch wichtige Produkt zu gewährleisten.» Dabei gehe es auch um die Sicherung von 1.200 Arbeitsplätze in Gelsenkirchen und Isbergues.