Paderborn. Nur die von der Polizei versiegelte Haustür deutet es an: Ein Ehedrama hat sich in einem Einfamilienhaus an der Hochstiftstraße in Paderborn abgespielt. In dem Haus im Wohngebiet am Dahler Weg hatte die Polizei am frühen Montagmorgen die Leichen eines 56-jährigen Mannes und seiner 46 Jahre alten Ehefrau entdeckt. Offenbar hat der Mann zuerst seine Frau getötet und sich danach selbst umgebracht.
Laut ersten Ergebnissen der Obduktion ist die Frau infolge mehrerer Stichverletzungen verstorben, teilen die Staatsanwaltschaft und die Kreispolizeibehörde Paderborn in einer gemeinsamen Presseerklärung mit. Bei dem Mann sei von einem Selbstmord auszugehen. Hinweise auf die Beteiligung Dritter liegen nach derzeitigen Erkenntnissen nicht vor.
Bei den Toten soll es sich laut NW-Informationen um ein Paderborner Unternehmerpaar handeln, das eine Marketing- und Personalagentur betrieb. Kunden der Agentur, die sich ebenfalls an der Hochstiftstraße befindet, waren vor allem Paderborner Firmen und Vereine sowie früher die Paderborner Werbegemeinschaft. Nachdem die genauen Umstände zunächst unklar waren, hatten Ermittler die Untersuchungen übernommen. Die von der Staatsanwaltschaft Paderborn beantragte gerichtsmedizinische Untersuchung erfolgte noch am Montagnachmittag.
Möglicherweise war es eine Beziehungstat
Mit den jetzt vorliegenden Erkenntnissen "sind die wesentlichen Ermittlungen abgeschlossen", sagt Polizeisprecher Michael Biermann. Weitere Informationen zu der Tragödie werde es nicht geben. Er sagte aber, dass die Spuren an der Haustür vom gewaltsamen Eindringen der Polizei und der Rettungskräfte stammen. Denn Hinweise aus dem persönlichen Umfeld des Ehepaars hatten zu dem Einsatz geführt, bei dem die Beamten am Montag gegen 7.10 Uhr die beiden Toten entdeckten. Möglicherweise war es eine Beziehungstat.
Der tote, 56-jährige Unternehmer war bis vor einigen Jahren für die CDU Mitglied des Paderborner Stadtrats. Wegen Versicherungsbetrugs wurde gegen ihn im Jahr 2010 ein Fraktionsausschlussverfahren eingeleitet. Im Juli 2011 teilte die CDU mit, "dass er aus beruflichen Gründen sein Mandat zurück gegeben" habe. Als Geschäftsführer der Paderborner Handwerker-Kooperation Paderhaus bekam er im Jahr 2008 den großen Preis der Mittelstandsvereinigung. Außerdem war er im Marketingteam des Paderborner Osterlaufs und laut Firmen-Homepage unter anderem in der Industrie- und Handelskammer OWL, in der Mittelstandsvereinigung MIT und im Paderborner Bürgerschützenverein.
Die Heimatfreunde Schöne Aussicht sind erschüttert
Mit Betroffenheit reagieren die Heimatfreunde Schöne Aussicht auf den Tod des Paares. Die 46-jährige Frau hatte für den Verein viele Jahre die Öffentlichkeitsarbeit gemacht. "Wir von den Heimatfreunden sind erschüttert - das kann niemand glauben", sagt der Vorsitzende Johannes Brand. Noch zum Neujahrsempfang des Vereins habe das Ehepaar kommen wollen, dann aber kurzfristig abgesagt. Brand kannte die beiden "schon ewig", den Mann unter anderem auch durch eine gemeinsame Zeit im Stadtrat. Und er hatte nicht den Eindruck, dass ihre Firma schlecht lief. Die mit Stichen getötete Frau war außerdem Vorstandsmitglied der Heimatbühne Paderborn.
Wie ein Nachbar gegenüber der MW sagte, habe er mit dem Paar noch in der Silvester-Nacht gesprochen und ein frohes neues Jahr gewünscht. Das Gefüge in der Nachbarschaft sei allerdings nicht allzu eng gewesen. Von Streitigkeiten oder Problemen des Paares sei ihm nichts bekannt gewesen.