Bielefeld/Achenkirch. Auf den Rekordsommer 2018 folgt in den kommenden Tagen die nächste Hitzewelle. Bereits am Mittwoch ist in NRW der deutschlandweite Temperaturrekord gebrochen worden. Für Donnerstag sind neue Temperaturrekorde nicht ausgeschlossen. Wo müssen Ostwestfalen am meisten schwitzen? Und wo gibt es zumindest ein wenig angenehmere Temperaturen?
Der Lübbecker Meteorologe Friedrich Föst beobachtet die Gemengelage aktuell aus sicherer Entfernung, bei 27 Grad am Achensee in Tirol. Angenehmer also, als in der Heimat, wo sich das Thermometer Föst zufolge am Donnerstag im "Bereich absoluter Temperaturrekorde" bewegen wird. Den aktuellen Berechnungen zufolge wird es zwischen 36 und 38 Grad geben. Für das Ruhrgebiet gibt es Modelle, die sogar 41 Grad für möglich halten.
Das sind die Hotspots in OWL
Die höchste jemals in NRW gemessene Temperatur stammt übrigens auch aus OWL. Im August 2003 zeigte eine von einem privaten Wetterdienst betriebene Station 39,9 Grad. Offiziell ist dieser Rekord nicht. Denn die Messung stammt nicht vom Deutschen Wetterdienst. Der gibt den NRW-Rekord mit 40,1 Grad an, gemessen in Weilerswist, ebenfalls im August 2003.
Die Hitzepole für diese Woche liegen Föst zufolge - neben den wärmespeichernden Innenstädten von Bielefeld, Gütersloh, aber auch Höxter - in den Kreisen Minden-Lübbecke, Herford und Gütersloh. "Das hat auch mit den Sandböden, vor allem im Bereich Rahden und Stemwede, zu tun, die ohne Feuchtigkeit die Luft nicht kühlen können", sagt der Meteorologe. Hier seien sogar 39 Grad nicht ausgeschlossen.
"Wir liegen zehn Grad über dem, was für OWL üblich ist"
Kühler wird es hingegen im ländlichen Kreis Höxter, dem Paderborner Hochland, "überall, wo es Wald, Gewässer oder Höhenzüge gibt", sagt Föst. Dort sollte es zwischen 1 und 3 Grad weniger warm werden. Im Kreis Lippe werden bis zu 39 Grad erwartet. Doch was den Meterologen wirklich besorgt, sind nicht die einzelnen Werte oder die Frage, wo es am heißesten wird.
Denn in OWL ist es, wie in so viele Regionen Deutschlands, generell viel zu warm. Föst erklärt das anhand des sogenannten Klimamittels, eines Durchschnittswerts, der anhand der Jahre 1981-2010 berechnet vorgibt, welche Temperaturen zu einem bestimmten Zeitpunkt herrschen sollten. Dieser Wert liegt für den Juli in OWL bei etwa 25 Grad. "Da liegen wir gerade fast zehn Grad drüber", sagt Föst.
"Abkühlung ist nicht in Sicht"
Gegenüber dem jüngst abgelösten Berechnungszeitraum 1961 bis 1990 lag das aktuelle Klimamittel sogar noch 0,8 Grad höher, ein Indiz für insgesamt steigende Temperaturen - und den Klimawandel. Auch Föst sagt: "Das sind keine normalen Sommertemperaturen mehr."
Und die Hitze wird sich halten, 30 Grad wird das Thermometer bis zum Wochenende kaum unterschreiten. "Ab Sonntag könnte es dann erste Wärmegewitter geben, vorher nicht", sagt Föst. Ohnehin brauche es zur Abkühlung und vor allem gegen die Trockenheit "kühles niederschlagsreiches Atlantik-Wetter", sagt Föst. "Aber das ist überhaupt nicht in Sicht."