Bielefelder Maler gelingt lupenreine Unternehmensübergabe – trotz Hindernis

Bielefeld. Rund vier Jahre ist es her, dass Malermeister Jörg Jürgen-Lohmann sich das erste Mal gedanklich mit der Zukunft seines Handwerksbetriebs auseinandergesetzt hat. In seiner Familie gab es keinen Nachfolger für das Unternehmen, das Jürgen-Lohmann 1991 selbst gegründet hatte. Also stand er vor der gleichen Herausforderung, wie so viele Unternehmerinnen und Unternehmer in dieser Zeit: Wie funktioniert eine Unternehmensübergabe, wenn kein Nachfolger bereitsteht?

Allein in der Region Ostwestfalen-Lippe werden in diesem Jahr mehrere Tausend Unternehmer in den Ruhestand gehen. Die Unternehmensnachfolge ist aber längst nicht in allen Betrieben geklärt. Ein Zustand, der zunehmend zur Herausforderung wird. Zwar passieren noch etwa zwei Drittel der Betriebsübernahmen innerhalb der Familie von einer Generation zur nächsten. Doch immer öfter stehen Unternehmer ohne einen Nachfolger aus den eigenen Reihen da.

&bdquo;Ich hatte in meinen Gedanken verschiedene Wege durchgespielt und auch die Schließung des Betriebs mangels Nachfolger stand zur Debatte“, sagt Jürgen-Lohmann rückblickend. Doch auch die Übernahme des Betriebs durch jemanden von Außen konnte sich der heute 62-Jährige gut vorstellen. Nur wo sollte man jemand passendes finden?

Persönliche Veränderung zur Selbstständigkeit Als Malermeister hatte Robin Steiner, der bereits in einem Bielefelder Malerbetrieb als Geschäftsführer tätig war, schon einmal mit dem Gedanken einer persönlichen Veränderung gespielt. &bdquo;Ich hatte einen guten und sicheren Job in meinem früheren Unternehmen, nach einer Umstrukturierung und einer Neuausrichtung des Geschäfts konnte ich mich damit aber nicht mehr identifizieren“, sagt der 45-Jährige.

Steiner und Jürgen-Lohmann kannten sich schon länger. Bei gemeinsamen Kunden oder auch beim Lieferanten waren sie sich schon über den Weg gelaufen und hatten sich unterhalten. &bdquo;Aber es war ein gemeinsamer Bekannter, der den Anstoß gab“, sagt Steiner, der sich nach einiger Bedenkzeit dazu entschloss, Jürgen-Lohmann anzurufen und sich als Nachfolger für seinen Malerbetrieb anzubieten.

&bdquo;Wir waren uns sehr schnell einig, dass das gut passen könnte“, sagt Jürgen-Lohmann, der weiterhin überzeugt ist, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. &bdquo;Doch man darf nicht unterschätzen, was alles an so einer Betriebsübernahme dranhängt“, sagt der Malermeister. &bdquo;Da gehört ein bisschen Traute dazu.“ Nicht ohne Grund hätten andere Interessenten, auch aus dem eigenen Betrieb, doch einen Rückzieher gemacht, bevor es ernst wurde.

.responsive23-Kj01rKH7zPXSKk7h-ttc-linechart-unternehmensinsolvenzen-in { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-Kj01rKH7zPXSKk7h-ttc-linechart-unternehmensinsolvenzen-in { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-Kj01rKH7zPXSKk7h-ttc-linechart-unternehmensinsolvenzen-in { padding-top: 142.86%; } } Handwerkskammer als Vermittler dabei Für eine faire Übergabe holten die Männer die Handwerkskammer mit ins Boot. Obwohl sie den Service der Betriebsvermittlungsbörse, den die Kammer anbietet, um Nachfolgersuchende mit Betriebssuchenden zusammenzubringen, nicht brauchten, weil sie sich ja schon gefunden hatten, sind sie rückblickend sehr dankbar für die Expertise, mit der die Kammer im Übergabeprozess zur Seite stand.

Denn während es in Betrieben, die vom Junior übernommen werden, üblich ist, dass die Seniorgeneration eine Betriebsrente bezieht, war es Jürgen-Lohmann wichtig, einen klaren Schlussstrich zu ziehen. So gab es in Zusammenarbeit mit den Experten der Handwerkskammer eine Wertschätzung für einen Verkauf des Malerbetriebs. &bdquo;Und obwohl es bis dahin sehr harmonisch zwischen uns lief, haben wir beim Übernahmepreis für den Betrieb am Ende noch einmal verhandelt, bevor wir uns einigen konnten“, erzählt Steiner, der für die Finanzierung der Übernahme einen Businessplan erstellen musste.

Nachfolger fing zunächst als angestellter Malermeister an &bdquo;An meinem 60. Geburtstag war es dann so weit und ich habe den Mitarbeitern meinen Nachfolger vorgestellt“, erinnert Jürgen-Lohmann sich. Zum 1. September 2022 fing Steiner zunächst als angestellter Malermeister in dem Betrieb an, zu dessen Angebot auch Fußbodenverlegung gehört. &bdquo;Das wollte ich so, um eine Chance zu haben, die Mitarbeiter auf Augenhöhe kennenzulernen und um mich den Kundinnen und Kunden vorzustellen“, erklärt Steiner, der den Betrieb vier Monate später im Januar 2023 mit dem Ausscheiden von Jürgen-Lohmann übernahm.

Heute, vier Jahre nach Jürgen-Lohmanns ersten Gedanken über seine Nachfolge und zwei Jahre nach der Übernahme, ist Steiner als Inhaber des Malerbetriebs angekommen und Jürgen-Lohmann arbeitet einige Stunden pro Woche als kaufmännischer Angestellter bei einem Raumausstatter. &bdquo;Für den Ruhestand war ich noch nicht bereit und zuerst ist mir die Betriebsübergabe gar nicht leicht gefallen“, sagt der 62-Jährige, der wie Steiner rückblickend aber sehr zufrieden mit dem Ergebnis ist.

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