Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Warum Sie beim neuen Energielabel für Smartphones genau hinschauen sollten

Anne Grünberg

  • 0
Ein Techniker überprüft die Reparierbarkeit eines Smartphones – ein entscheidendes Kriterium im neuen EU-Energielabel. - © Sebastian Willnow/dpa
Ein Techniker überprüft die Reparierbarkeit eines Smartphones – ein entscheidendes Kriterium im neuen EU-Energielabel. (© Sebastian Willnow/dpa)

Ab 20. Juni müssen alle Smartphones und Tablets im Handel und im Onlineshop mit dem EU-Energielabel ausgezeichnet werden. Das Label kennzeichnet bisher schon elektrische Geräte wie Waschmaschinen, Kühlschränke oder Geschirrspülmaschinen. Es zeigt von A bis G wie energieeffizient ein Produkt ist. „Bei den Smartphones berechnet sich die Effizienzklasse aus der Laufzeit des Akkus im Verhältnis zur Kapazität“, erklärt ein Sprecher der zuständigen Bundesanstalt für Materialforschung und –prüfung (BAM). „Die Effizienzklasse ist also ein Maß dafür, welches Gerät am meisten aus der im Akku gespeicherten Energie herausholt.“

Aber ist die Energieeffizienz für Smartphones überhaupt entscheidend? Gerhild Loer von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen befürchtet nein: „Für Waschmaschinen und Kühlschränke ist der Stromverbrauch wichtig. Das ist für Kunden ein wichtiges Kaufkriterium. Bei Smartphones und Tablets werden die wenigsten ihr neues Gerät nach der Energieeffizienzklasse aussuchen“, sagt die Verbraucherschützerin.

Interessanter sei die zweite Hälfte des Labels. Dort werden fünf Merkmale aufgezeigt, die für den Smartphone-Kauf durchaus entscheidend sein können.

Fünf wichtige Merkmale für den Smartphone-Kauf

Die Batterielaufzeit: Der Wert gibt an, wie viele Minuten der Akku pro Ladezyklus hält, bis er vollständig entladen ist. Dabei wird laut BAM eine durchschnittliche Smartphone-Nutzung aus inaktiven Zeiten, Telefonanrufen, Web-Surfen, Videostreaming und Datenübertragung angenommen.

Die Reparierbarkeitsklasse: A steht für sehr gut, E für schlecht. Ein Kriterium ist zum Beispiel, wie viele Arbeitsschritte nötig sind, um einen Teil vom Produkt zu entfernen. Es wird aber auch bewertet, ob Schrauben oder Kleber zur Befestigung genutzt wurden und ob man für die Reparatur spezielles Werkzeug braucht.

Der Eindringschutzgrad: Wurde ein Smartphone mit der Kennziffer 8 bewertet, kann es laut BAM mindestens einen Meter tief in Wasser eingetaucht werden, 4 bedeutet Schutz vor Spritzwasser, 0 steht für keinen Schutz.

Die Batterielaufzeit in Zyklen: Der Wert zeigt an, wie oft das Gerät geladen werden kann, bis der Akku nur noch 80 Prozent Kapazität aufweist.

Die Zuverlässigkeitsklasse: Getestet wird, wie oft ein Gerät aus mindestens einem Meter Höhe auf eine harte Unterlage fallen kann, ohne einen Defekt aufzuweisen. A steht laut BAM für 250 Mal, D für 45 Mal.

Das neue EU-Energielabel für Smartphones erklärt. - © BMWE
Das neue EU-Energielabel für Smartphones erklärt. (© BMWE)

Erstellt wird das Label von den Smartphoneherstellern selbst, das ist gängige Praxis auch bei anderen elektrischen Geräten wie Waschmaschinen und Kühlschränken. Kontrolliert wird die Richtigkeit der Angaben durch die zuständigen Marktüberwachungsbehörden der Länder.

Werden Smartphones jetzt nachhaltiger?

Laut dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie soll das Label die Verbraucherinnen und Verbraucher dabei unterstützen, sich für langlebige Produkte zu entscheiden. „Das spart im Vergleich zum Neukauf Kosten, schont natürliche Ressourcen und setzt Anreize für Hersteller, ihre Produkte haltbarer zu konstruieren.“

Verbraucherschützerin Loer ist da allerdings skeptisch. „Bisher war es für die meisten Kundinnen und Kunden ja auch kein Kaufkriterium, ob ein Smartphone leicht repariert werden kann“, gibt sie zu bedenken und verweist auf nachhaltige Produkte wie das Fairphone oder das Shiftphone, die im Vergleich zu den großen Herstellern Apple, Samsung und Xiaomi bisher nur geringe Marktanteile erreichen. „Den meisten geht es beim Handykauf um andere Faktoren wie zum Beispiel um das Design, die Kamera, den Prozessor oder auch den Preis.“

Die Verbraucherschützerin ist deshalb gespannt, ob ein schlechtes Ranking beim EU-Energielabel für die Hersteller tatsächlich ein Anreiz sein wird, etwas an der Nachhaltigkeit ihrer Produkte zu ändern.

Copyright © Lippische Landes-Zeitung 2025
Inhalte von lz.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.