Hier sollte man in Detmold nicht den Parkschein verwechseln!

Detmold. Ein Knöllchen an der Windschutzscheibe? Wieso das denn? Das Ticket liegt doch da... Manch ein Autofahrer hat sich in den vergangenen Monaten auf dem Kronenplatz oder dem Parkplatz Werrebogen verdutzt die Augen gerieben. Des Rätsels Lösung ist eine Verwechslung. Statt des Parktickets wurde das kostenlose Busticket ins Auto gelegt. Denn im Rahmen der Aktion "Parkschein = Fahrschein" spuckt der Parkscheinautomat zwei Tickets aus - was anfangs für Irritationen sorgte, wie auch die Stadtverwaltung bestätigt. Verwarnung inklusive.

"Die ,Doppelung' der Papiertickets aus den Parkscheinautomaten hat sicher in der Anfangsphase immer wieder mal zu ,großen Augen' geführt und in einigen Fällen wurden die Abschnitte auch verwechselt", berichtet Thorsten Engelhardt, Pressesprecher der Stadt, auf Nachfrage. Mitarbeiter des Verkehrsüberwachungsdienstes wiesen die Autofahrer auf das Modell "Parkschein = Fahrschein" hin, damit es sich gut einspielt. Hinweisschilder an den Parkautomaten wurden angebracht, die das Vorgehen erläutern und auf die Aktion an sich aufmerksam machen.

"Parkschein = Fahrschein" war im März eingeführt worden, weil durch den Abriss des Gebäudekomplexes am Hornschen Tor citynahe Stellplätze wegfallen. Deshalb bekommen diejenigen, die ihr Auto am Kronenplatz oder Werrebogen abstellen, einen Tagesfahrschein für den Bus dazu, mit dem bis zu fünf Personen kostenlos fahren können. Ein zusätzlicher Service für Autofahrer. Doch wer im morgendlichen Trott das falsche Ticket hinter die Windschutzscheibe legt, hat das Nachsehen.

Zwei Verwarnungen pro Tag Eine Evaluation der Aktion, die die Stadt nach einer Anlaufphase ab dem 1. Mai für die beiden Parkplätze vorgenommen hat, zeigt, dass durchschnittlich zwei Verwarnungen pro Tag ausgesprochen wurden, also rechnerisch eine pro Parkplatz (Stand: Ende Juli). Diejenigen, die eine Verwarnung erhalten, müssen 20 Euro zahlen - oder haben die Möglichkeit, sich über einen Anhörungsbogen zu erklären und der Strafe gegebenenfalls zu widersprechen. Aber wie kulant ist die Stadt in solchen Fällen eigentlich?

"Der Verkehrsüberwachungsdienst stellt auch Verfahren ein, sofern nachvollziehbar dargelegt wird, dass es sich um eine Verwechslung gehandelt hat", erklärt Engelhardt. Dabei handele es sich immer um eine individuelle Entscheidung. Im Kontakt mit den Kollegen aus der Verkehrsüberwachung/Bußgeldstelle müsse die Überzeugung gewonnen werden, dass es sich um eine Verwechslung gehandelt habe.

Wer das Verwarngeld nicht zahlt, muss mit einem Bußgeldbescheid rechnen. Nach Angaben der Stadt sind in dem betrachteten Zeitraum aus 16 Verwarnungen Bußgeldverfahren geworden. In diesen Fällen werden 48,50 Euro angesetzt.

Nutzung des Bustickets hält sich in Grenzen Inzwischen hat sich nach Beobachtungen der Stadt eine gewisse Routine bei den Nutzern der Parkplätze eingestellt, Irrtümer beim Auslegen der &bdquo;echten“ Parkscheine gebe es nur noch wenige. Die Nutzung des kostenlosen Bustickets hält sich allerdings ebenfalls in Grenzen. So hat eine stichprobenartige Zählung während einer Mai-Woche laut der Verwaltung 24 Nutzungen mit den Parkschein-Abrissen ergeben. Die tatsächliche Inanspruchnahme werde nicht systematisch erfasst.

Dennoch fällt das Zwischenfazit positiv aus: "Wir sind mit dieser neuartigen Aktion noch in der ,Erprobungsphase'. Erfahrungsgemäß dauert es einige Monate, bis gewohnte Routinen infrage gestellt und Alternativen ausprobiert werden. Der innovative Charakter der Aktion hat positive Resonanz gefunden, sodass wir in Summe einen guten Werbeeffekt für den Besuch in Detmold sehen", heißt es aus dem Rathaus.

Ob aus der Aktion, die auf die Zeit der Abrissarbeiten am Hornschen Tor begrenzt ist, einmal ein dauerhaftes Angebot werden könnte, ist nicht abzusehen. Die Stadt sieht grundsätzlich kein Problem beim Thema Parken; es seien ausreichend Plätze vorhanden, Tagestickets schon ab 1,50 Euro erhältlich.

Dennoch könnte ein derartiges Angebot hilfreich sein: "Die angestrebte Mobilitätswende kann sicherlich nur über ein ganzes Bündel von Maßnahmen erreicht werden. In entsprechenden Parkpreisstrukturen kann eine Verknüpfung von Parkpreis und den Öffentlichen Nahverkehr sinnvoll sein", erklärt Engelhardt.

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