Rauchende Schornsteine: So gestalteten Schötmaraner Firmen früher Rechnungen und Briefe

Bad Salzuflen-Schötmar. Pantoffeln, Kekse, Tabak- und Zelluloidwaren – das sind nur einige der Branchen, die in Schötmar einst in Form von großen und kleinen Unternehmen vertreten waren. Davon zeugen mehrere Kartons mit Briefköpfen, Rechnungen und Umschlägen, die der Historiker Dr. Stefan Wiesekopsieker gesammelt hat.

Ob es die liebevoll gestaltete Haarnadel, eine sogenannte &bdquo;Libelle“, des Zelluloidwarenherstellers Küster war, die als Logo Verwendung fand, oder ein stilisiertes &bdquo;K“ in einem Zahnrad der Möbelfirma Koch – oft wurde in die Gestaltung viel Mühe gesteckt. &bdquo;Auffällig ist auch, dass viele Firmen auf dem Rechnungskopf eine Zeichnung des Unternehmenssitzes hatten“, sagt Wiesekopsieker. Auf vielen dieser Bilder sind rauchende Schornsteine zu sehen – offenbar sollte das beim Betrachter die Assoziation wecken: Hier wird gearbeitet, hier gibt es viel zu tun. Die meisten dieser Gebäude sind mittlerweile abgerissen worden, und nur wenig erinnert noch an sie.

Den Startschuss für die Industrialisierung Schötmars gab nach Ansicht Wiesekopsiekers der Unternehmer Ernst Küster, der Ende 1891 am Bega-Ufer (heute Krumme Weide) seine Fabrik zur Herstellung von Kämmen gründete. Zunächst wurden diese aus Büffelhorn gefertigt, ab 1894 dann aus Zelluloid. &bdquo;In der Folge siedelten sich viele weitere Unternehmen an, die ganz unterschiedliche Schwerpunkte hatten“, so der Historiker.

Kekse geliefert So war Schötmar zeitweise nicht nur über die Region hinaus für die Herstellung von Zelluloidartikeln bekannt, sondern ebenfalls für seine Schuhhersteller, die sich vor allem auf Puschen spezialisierten. Auch Kekse wurden von Schötmar aus in die Lebensmittelläden der näheren und weiteren Umgebung geliefert. Zudem waren Möbelhersteller im Ort vertreten.

Man dürfe sich jedoch nicht jedes Unternehmen als große Firma vorstellen, betont Wiesekopsieker. Sicher, es gab den Zelluloidwarenhersteller Küster mit zeitweise mehr als 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. &bdquo;Aber es gab auch Fünf-Mann-Buden“, so Wiesekopsieker.

Dazu zählte auch das ein oder andere Möbelunternehmen. &bdquo;Das waren mitunter einfache Tischlereien, die dann festgestellt hatten, dass es eine größere Nachfrage gab und die zwar in einem etwas industrielleren Maßstab fertigten, aber nicht in dem Sinne, wie wir es heute von großen Möbelherstellern kennen.“

Die verschiedenen Branchen waren teils zu unterschiedlichen Zeiten besonders stark vertreten. Die Hoch-Zeiten der Schötmaraner Industrie lagen jedoch in den 1920er-, 1930er-, 1950er- und 1960er-Jahren.

Pleite oder Umzug &bdquo;Die starke Industrie war auch der Grund, warum Schötmar 1921 die Stadtrechte verliehen bekam – zu einem relativ späten Zeitpunkt“, sagt Wiesekopsieker. Zum Vergleich: Salzuflen genießt Stadtrechte seit 1488. Bis zur Gebietsreform und der Zusammenlegung mit Bad Salzuflen 1969 führte Schötmar dann auch den Beinamen &bdquo;Industriestadt“.

In den 1980er Jahren ging es dann bergab, so der Historiker. &bdquo;Firmen gingen pleite, verlagerten den Standort oder fanden keine Nachfolger mehr.“ Einige Unternehmen gibt es jedoch bis heute, die ihren Ursprung in Schötmar haben – beispielsweise das Coko-Werk und Ninka (Kunststofftechnik bzw. Spritzguss).

Rauchende Schornsteine: So gestalteten Schötmaraner Firmen früher Rechnungen und Briefe

Aufstieg und Niedergang: Das ist die Geschichte von Ernst Küsters Fabrik in Schötmar

Skandal und Wandel: Historiker erinnert an Schötmars bewegte Marktplatz-Geschichte

Das hat es mit den „Magarine-Figuren“ aus Schötmar auf sich

Das hat es mit dem verschwundenen Kriegerdenkmal in Schötmar auf sich

Keksfabrik, Zigarren und Hoflieferanten: Wirtschaftsgeschichte in Schötmar neu entdeckt

Als in Bad Salzuflen-Schötmar eine Synagoge stand

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €