Bach-Kantaten berühren die Zuhörer in

Lemgo . Das WO, wie Kenner Bach s Weihnachtsoratorium nennen, ist heutzutage ein Renner in d er Adventszeit . Die ersten drei Kantaten werden häufig aufgeführt, die Kantaten vier bis sechs sind weniger populär . Unter der Leitung von Kantor Frank Schreiber hat die Kantorei St. Nicolai gemeinsam mit dem Telemann-Co llegium Herford die Kantaten vier bis sechs aufgeführt - ein Ereignis, das die Herzen der rund 450 Zuhörer tief berührte.

Die v ier Solisten glänzten in der Kirche St. Nicolai durch stimmliche Ausdruckskraft und facettenhafte Interpretationskunst. Friederike Webe l (Sopran) verzauberte die Gäste mit ihrer klaren, l euchtenden Stimme, die in den Arien himm lische Leichtigkeit erhielt. In der Echo-Arie eröffnete sie mit der Oboe einen beeindruckenden Dialog, der vom Orchester dezent begleitet wurde. Mit dem Bass harmonierte sie bestens im Duett und entfaltete Dramatik im Rezitativ &bdquo;Du Falscher, suche nur den Herrn zu fallen“.

Große Emotionalität

Anna-Lucia Forck (Alt) beeindruckte mit ih rer warmen, ausdrucksvollen S timme. Diese wurde in den Rezitativen und im Terzett &bdquo;Ach, wenn wird die Zeit erscheinen?“ von Konzertmeister Gregor von den Boom a n der Geige wunderbar begleitet und offenbarte große Emotionalität.

Florian Feth (Tenor) überzeugte mit seiner klaren Diktion , Textverständlichkeit und Fähigkeit, die anspruchsvollen tenoralen Partien mit Leichtigkeit und Lebendigkeit zu gestalten. In der Arie &bdquo;Ich will nur dir zu Ehren leben“, die anfänglich etwas gehetzt wirkte, hie lt er den Spannungsbogen und meisterte die Koloraturen.

Andreas Elias Post (Bass) setzte mit seiner kraftvollen und fein nuancie rten Stimme markante Akzente, die majestätische Würde und tiefe Andacht ausstrahlten. In der Arie &bdquo; Erleucht auch meine finstre Sinnen“ gestaltete er im kernigen Timbre einen gelungenen Dialog mit der Oboe.

Chor brillierte

Die Kantorei St. Nicolai sang mit beeindruckender Homogenität , Transparenz und klanglicher F ülle. Der Chor brillierte in jubelnden Chören wie in dezenten Chor älen und meisterte auch polyphone Einsätze. Die präzise Einstudierung durch Kantor Schreiber wa r spürbar.

Er führte den Chor mit musikalischem Feingefühl durc h die komplexe Textur . Das Orchester begl eitete mit großer Virtuosität und tänzerischer Leichtigkeit. Aufgrund der hohen Stimmung klangen die Geigen etwas scharf. Besonders in den Eingangschören erfreute die klangliche Brillanz.

Der Advent war zu Bachs Zeiten Fastenzeit, in der Musik in Gotteshäusern schweigen musste . Di e Geburt Jesu wurde ab dem ersten Weihnachtstag bis zum Dreikönigsfest umso freudiger gefeiert, wofür der große Barockmeis t er die sechs Kantaten des WO schrieb.

Mit welchen Schwierigkeiten der Thomaskantor dabei zu kämpfen hatte, veranschaulicht der ARD-Film &bdquo;Bach – Ein Weihnachtswunder“, der am Mittwoch ausgestrahlt wird und schon in der Mediathek steht. Bachs Musik galt dem Rat der Stadt Leipzig als zu opernhaft, innovativ und sündig, weil sie angeblich von der Predigt ab lenke und für einen Gottesdienst zu lang sei . U mso erstaunlicher ist es, dass die Uraufführung zwischen den Jahren 1734/35 in den Leipziger Thomas- und Nikolaikirchen erfolgte.

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