Was die Augustdorfer Löwenkinder stark macht

Augustdorf. Eine Szene auf dem Schulhof: Ein Junge möchte einem Mädchen den Ball wegnehmen. Wie sie bei solchen Situationen am besten reagieren, haben die Schüler der Grundschule In der Senne jetzt beim &bdquo;Projekt Löwenkinder“ erfahren. Die LZ hat auch bei der Realschule und der Grundschule Auf der Insel nachgefragt, wie dort auf unangemessenes Verhalten oder sogar Mobbing reagiert wird - und welche Angebote es zum sozialen Lernen gibt.

Birgit Schöne, Leiterin der Grundschule Auf der Insel , beobachtet, dass manchen Kindern Sprachfähigkeiten fehlen - auch solchen, die hier aufgewachsen sind. &bdquo;Jemanden beschimpfen geht schnell, aber auszudrücken, was man dem anderen eigentlich sagen möchte, nicht.“ Die Schüler müssten lernen, Konflikte zu verbalisieren. &bdquo;Je differenzierter Kinder sich ausdrücken können, desto eher sind sie gefeit, in Mobbing- oder andere Situationen hineinzugeraten“, sagt die Schulleiterin.

Mit Konflikten umgehen

Birgit Schöne sagt aber auch: &bdquo;Konflikte gehören zum Schulalltag.“ Kräftemessen, Grenzen abstecken - solange der Rahmen gewahrt bleibe, müssten Kinder Konflikte auch selbst lösen, um dann daraus gestärkt hervorzugehen. Dem sozialen Lernen dienen an der Schule beispielsweise Morgenkreise, Schülerparlament oder die &bdquo;Inselstunde“, wozu einmal im Monate alle Kinder zusammenkommen und wo vieles besprochen werden kann. &bdquo;Uns ist wichtig, dass sich die Schüler auch untereinander helfen - etwa die Pausen-Buddys.“ Diese können in den Pausen kleine Streitfälle schlichten. Wer auf der &bdquo;Freundschaftsbank“ sitzt, hat ein Problem und sucht Kontakt. Andere Kinder können denjenigen dann ansprechen.

In der Realschule sind die Schüler älter und haben schon einiges gelernt. Mobbing komme selten vor und werde gegebenenfalls durch die drei ausgebildeten Beratungslehrer aufgefangen, erklärt Rektorin Melanie Grimm. &bdquo;Circa 60 Prozent der Schülerschaft kommen aus evangelisch-freikirchlichen Familien mit vielen Geschwistern. Schon deshalb sind viele unserer Schüler/innen gewohnt, Rücksicht zu nehmen und sich gegenseitig zu helfen.“

Schwerpunkte im Leitbild der Realschule sind Allgemeinbildung, Selbstständigkeit und Respekt; höfliche Umgangsformen sind zudem sehr wichtig. So wurde bereits vor vielen Jahren zusammen mit den Eltern der &bdquo;Schlau Tag“ erarbeitet, in dem es auch um &bdquo;Knigge-Regeln“ geht. Die Schulkonferenz erarbeitete im Jahr 2022 zudem die Verhaltensregeln neu.

Familiäre Hintergründe

&bdquo;Das Miteinander wird aus unserer Sicht immer wichtiger“, sagt Ute Krause, Leiterin der Grundschule In der Senne . Die Schülerschaft ist hier internationaler. Durch die unterschiedlichen kulturellen Hintergründe kam es in der Vergangenheit häufiger mal zu Auseinandersetzungen, inzwischen jedoch nicht mehr. &bdquo;Wir haben viel dafür gemacht, das ist sehr erfolgreich“, resümiert die Schulleiterin. Problematisch sei, dass heutzutage schon Grundschulkinder viel zu viele Medien nutzten. So werde das Verhalten bei Onlinespielen nachgeahmt.

Die Schule hat dies schon länger erkannt und führte Projekte durch, um den Kindern Selbstvertrauen und Widerstandskraft zu geben und mit ihnen sinnvolle Verhaltensweisen einzuüben. Das &bdquo;Projekt Löwenkinder“ ist eines davon. Alle Schüler sollen es künftig bis zur vierten Klasse einmal durchlaufen. Start war nun mit jeweils zwei Tagen mit allen vier Jahrgängen. Möglich war dies mit finanzieller Unterstützung des Fördervereins und der Stiftung für Lippe .

Stopp sagen

Jeder Junge und jedes Mädchen übte in verschiedenen Rollen und Situationen, wie es reagieren kann. &bdquo;Ich sage ,Stopp, lass mich los’. Bleibe ruhig, stark wie ein Löwe und suche Augenkontakt“, erklärt René Glunz vom Team &bdquo;Löwenkinder“. Dann im passenden Moment einmal laut werden. &bdquo;Wir wollen ja so wenig wie möglich streiten.“

Die Viertklässler finden es gut. Jonathan hat gelernt, dass sich Streiten nicht lohnt, &bdquo;weil man dann nicht das bekommt, was man will“. Tia weiß nun, &bdquo;dass ich der wichtigste Mensch in meinem Leben bin“. Jona will künftig &bdquo;einfach umdrehen und weggehen“. Ziel des Projektes sei aber auch, eigene und andere Gefühle wahrzunehmen, betont René Glunz. Lehrerin Rabea Heinemann ist zufrieden: &bdquo;Die Kinder lernen so viele Möglichkeiten, mit Konflikten umzugehen.“

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