Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Warum viele Herzpatienten auf Rehasport verzichten müssen

Ruben Honermeyer

  • 0
Kompetent: Ärztin Merhina Krivokapa gibt einem Herzpatienten auf dem Crosstrainer wertvolle Tipps, während ihr Kollege Andreas Matejek (hinten mit Brille) den Blutdruck misst. - © Ruben Honermeyer
Kompetent: Ärztin Merhina Krivokapa gibt einem Herzpatienten auf dem Crosstrainer wertvolle Tipps, während ihr Kollege Andreas Matejek (hinten mit Brille) den Blutdruck misst. (© Ruben Honermeyer)

Bad Salzuflen. Wer eine schwere Operation hinter sich hat, will schnell wieder fit werden. Lange Ruhezeiten bauen die Muskeln ab und machen es schwer, wieder in den Alltag zu kommen. Dabei hilft Sport. Der Verein für Prävention und Rehabilitation bringt deshalb seit 20 Jahren die Menschen in Bad Salzuflen wieder in Bewegung. Doch es mangelt an ärztlicher Unterstützung, um der hohen Nachfrage gerecht zu werden.

Besonders beliebt sind die Herzsportgruppen. Nach einer Herzoperation kann sich ein Patient einer solchen ambulanten Gruppe anschließen, um dort unter ärztlicher Begleitung Rehasport zu betreiben. Genau hier liegt aber das Problem.

„Bedarf und Interesse, an Herzgruppen teilzunehmen, sind sehr hoch", sagt der Vereinsvorsitzende und leitende Sporttherapeut Andreas Matejek. Jedoch seien die Plätze in Gruppen mit ärztlicher Betreuung schnell belegt. Und es können auch keine neuen Herzgruppen gegründet werden. „Ohne Arzt kann die Gruppe keinen Rehasport betreiben", erklärt Andreas Matejek.

Diese ärztliche Betreuung beim Sport wird von den Krankenkassen vorgeschrieben. Deshalb gibt es neben den vielen anderen Bewegungsgruppen auch derzeit nur zwei Herzgruppen mit jeweils 15 Mitgliedern. Dabei würden gerne noch viel mehr Herzpatienten mitmachen.

„Wir haben eine große Warteliste", erklärt der Vereinsvorsitzende. „Freiwillig scheidet aber kaum jemand aus." Auch nicht, wenn er oder sie bereits wieder fit ist. Das liege vor allem an der Freude am Sport, die die meisten langfristig entwickeln. Darin sieht Andreas Matejek auch die zentrale Aufgabe des Vereins: „Unser Ziel ist es, Gesundheitsmotivation in Spaßmotivation umzuwandeln." Die erlangen die Patienten vor allem in beständigen Gruppen. Gruppen, deren Mitglieder teilweise schon seit Jahren gemeinsam Sport treiben.

Information
Vielseitige Bewegungsangebote

Der Verein für Prävention und Rehabilitation wurde 1996 gegründet und bietet seit März 1997 Rehasportgruppen an. Er ist sowohl Mitglied im Landes- als auch im Behindertensportverband. Finanziert wird er über die Krankenkassen und über Mitgliedsbeiträge. Derzeit zählt der gemeinnützige Verein etwa 180 Mitglieder. Die Angebote konzentrieren sich dabei hauptsächlich auf die Bereiche Herz, Orthopädie und Onkologie. Gesucht wird ein Arzt, der einmal die Woche für eine bis anderthalb Stunden eine Herzgruppe betreut.

Mit den Herzgruppen hatte vor 20 Jahren die Arbeit auch angefangen. Nach und nach kamen dann weitere Angebote dazu, wie eine onkologische Gruppe oder Gruppen zur orthopädischen Rückenstärkung. „Danach wurde der Verein zum Selbstläufer", sagt Andreas Matejek.

So finden heute jeden Tag 90-minütige Sporteinheiten, wie Ausdauertraining, Gruppenspiele und Gymnastik statt. Die Patienten sollen dadurch langfristig lernen, sich und ihren Körper besser einzuschätzen. „Viele haben Angst, sich zu überwinden", erklärt der Sporttherapeut. Auch deswegen mache sich eine ärztliche Betreuung bezahlt: „Durch die Anwesenheit des Arztes gewinnen die Teilnehmer größeres Selbstvertrauen." Dennoch freue sich der Verein, so viele Menschen zur Bewegung animieren zu können.

Copyright © Lippische Landes-Zeitung 2025
Inhalte von lz.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.

Kommunalwahl-Abo

Angebot zur Kommunalwahl

5 Wochen Lippische Landes-Zeitung lesen -
gedruckt UND digital!

Jetzt bestellen
Kommunalwahl-Abo