Interview: Kostenexplosion am Schulzentrum Aspe

Bad Salzuflen . Sanierung und Neubau des Schulzentrums Aspe haben aufgrund der massiv gestiegenen Kosten für viel Diskussionsstoff gesorgt. Die veranschlagte Gesamtsumme liegt derzeit bei 34 Millionen Euro (die LZ berichtete). Der Vorsitzende des Ausschusses für Bau und Verkehr, Hans-Joachim Lücking (CDU), glaubt nicht, dass es bei der Summe bleibt. Er schlägt für die Zukunft eine Controlling-Stelle bei der Stadt vor.

Herr Lücking, die Kosten für das Schulzentrum Aspe lagen ursprünglich bei unter 20 Millionen Euro, jetzt sollen Neubau und Sanierung 34 Millionen Euro kosten. Wie optimistisch sind Sie, dass es dabei bleibt?

Hans-Joachim Lücking: Die erste Schätzung nach der Strukturplanung 2014 belief sich sogar auf nur 12 Millionen Euro. Die 34 Millionen Euro jetzt sehe ich nicht als das Ende der Fahnenstange. Wir wissen nicht, was noch auf uns zukommt. Wir haben es im Schulzentrum Lohfeld erlebt, wo man die Decken aufgemacht und Schadstoffe vorgefunden hat, die fachgerecht entsorgt werden mussten.

Trauen Sie sich eine Prognose zu?

Lücking: Nein. Für mich persönlich habe ich mir mal 40 Millionen Euro als Messlatte gelegt, aber man kann es aufgrund der ganzen Unwägbarkeiten nicht einschätzen.

Gibt es für Sie eine Schmerzgrenze?

Lücking : Wir müssen überlegen, wo es hinführt, wenn wir den städtischen Haushalt immer weiter belasten. Ich habe beim Spatenstich schon gesagt, die Enkelkinder derjenigen, die jetzt diese Schule besuchen, werden das Schulzentrum immer noch abbezahlen. Sicher ist es wichtig, das Schulzentrum zu entwickeln und die Gesamtschule zu erneuern, aber man kann nicht auf Teufel komm raus das Budget immer weiter erhöhen.

Dabei ist über das begleitende Baubüro ein Controller eingesetzt worden, der die Kosten im Blick behalten sollte. Was ist da schief gelaufen?

Lücking : Die Politik hatte gefordert, dass es eine Kontrolle gibt, damit die Kosten im Rahmen bleiben. Das Problem ist, dass das Controllerbüro, das wir zurzeit haben, uns immer nur Meldung macht, wo und warum es teurer wird, aber selbst keine Möglichkeit entwickelt, die Kosten im Rahmen zu halten.

Die CDU hat nun vorgeschlagen, dass künftig bei der Stadt eine Controlling-Stelle geschaffen werden soll. Worin sehen Sie den Vorteil?

Lücking: Für das Schulzentrum Aspe sind wir vertraglich gebunden, aber für künftige Maßnahmen wäre es sinnvoll, innerhalb der Bauverwaltung eine Stelle einzurichten, die das Controlling übernimmt. Eine Person vor Ort wäre viel tiefer im Thema als jemand von außerhalb. Zudem laufen uns die Kosten des Controllings davon. Ursprünglich war geplant, dass sich der Controller aus dem vorhandenen Budget finanziert. Das jetzige Controlling für das Schulzentrum Aspe kostet aber ein Prozent der Gesamtsumme. Angefangen sind wir mal mit 20 Millionen Euro Gesamtkosten: also 200.000 Euro für das Controlling. Jetzt sind wir schon bei 340.000 Euro. Da weiß ich nicht, ob dem Controller daran gelegen ist, die Baukosten unter Kontrolle zu halten, wenn er von jeder Erhöhung profitiert.

Der Controller hat die Preissteigerungen mit den gestiegenen Forderungen der Baugewerke begründet. Auch ein städtischer Controller hätte auf die Preise am Markt wenig Einfluss.

Lücking: Das stimmt, aber der Controller ist nicht nur für die Kosten zuständig, sondern beispielsweise auch für Absprachen innerhalb der Planungen. Ein Interner, der eine engere Verbindung zur Bauverwaltung hat, hat einfach den besseren Überblick.

Hätte die Politik die Kostensteigerungen in der Baubranche nicht vorab einplanen müssen? Noch 2017 lagen die geschätzten Kosten bei im Rückblick vergleichsweise günstigen 26,5 Millionen Euro.

Lücking: 2014 war die Realisierungsplanung, dann haben wir den entsprechenden Beschluss gefasst, der Bauboom kam erst später. Überall liefen Förderprogramme wie &bdquo;Gute Schule 2020", auf die jede Kommune aufgesprungen ist. Davon haben alle Bauunternehmen profitiert und das ist auch gut so. Es ist auch gut, dass die Schulen saniert werden, aber das kostet eben enorm viel Geld.

Sehen Sie Fehler auf Seiten der Politik?

Lücking: Natürlich haben wir auch Fehler gemacht: Bei einer großen Baumaßnahme müsste man schauen, ob man sie wie in Aspe über Einzelunternehmer vergibt oder über einen Generalunternehmer, der die vorab festgelegten Kosten garantiert.

Sie spielen auf den Vorschlag der CDU an, die vor der endgültigen Budgeterhöhung für Aspe prüfen wollte, ob ein Neubau der Gesamtschule durch einen Generalunternehmer nicht günstiger wäre als die Sanierung.

Lücking : Wir haben eine Verantwortung für die Stadt und da wollten wir alle Möglichkeiten prüfen, um eventuell Kosten sparen zu können. Letztendlich haben wir uns ja entschieden, dass es keinen Sinn macht, noch einmal umzuschwenken. Man hätte zwar versuchen können, Schadensbegrenzung zu betreiben, aber das wäre auf Kosten der Schüler und der Schule gegangen.

Ist Lokalpolitik mit Projekten in dieser Größenordnung überfordert?

Lücking: Wir sind alle Feierabend-Politiker. Es ist aber in keiner Kommune anders. Die Entscheidungen, die getroffen werden müssen, werden auf politischer Ebene getroffen. Da kann man sich nur reinarbeiten und kompetent beraten lassen.

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