Politiker sind geschockt: Kosten für Anbau am Gymnasium Horn klettern auf 10,3 Millionen

Horn-Bad Meinberg. Das Gymnasium in Horn braucht einen Anbau. Das ist lange bekannt. Inzwischen ist die Baugenehmigung da. Ende Mai sollen die Arbeiten beginnen, damit im Sommer 2026 der Anbau fertig ist. Denn ab September, wenn das neue Schuljahr beginnt, werden wegen der Rückkehr zur neunjährigen Regelschulzeit am Gymnasium die zusätzlichen Räume für die weitere Jahrgangsstufe gebraucht.

Weil die ursprünglichen auf 8,8 Millionen Euro geschätzten Kosten für den Anbau der Politik schon happig erschienen und diese im Februar 2024 schon auf 9,1 Millionen Euro gestiegen waren, hatten die Lokalpolitiker sich im Mai 2024 - wenn auch knapp - für ein externes Controlling ausgesprochen . Das Kölner Büro M&P stellte nun seine Erkenntnisse im Stadtentwicklungsausschuss vor. Das Ergebnis: Der Schulanbau wird noch teurer. M&P rechnet mit Baukosten von 10,3 Millionen Euro. Da fiel der Politik kollektiv die Kinnlade herunter.

Mühsam unterdrückten die Volksvertreter ihren Ärger und betonten immer wieder, dass der aus Köln angereiste Controller Norbert Tümmers natürlich nichts für die ihm nun entgegenschlagenden Emotionen könne - diese machten aber deutlich, dass man sich das mit dem Controlling eigentlich ganz anders vorgestellt hatte. Mit weiteren Mehrkosten hatte die Politik nun nicht mehr gerechnet - vor allem, weil das Controlling selbst ja auch eine stattliche Summe (208.250 Euro) kostet.

Vorstellung von Controller als Aufpasser &bdquo;Ihr Vortrag klingt so wie: Alles, was da passiert ist, ist rechtens. Die Kröte der höheren Baukosten müssten wir halt schlucken“, sagte Dr. Alexander Martin (CDU). &bdquo;Aber was hätte denn passieren müssen, damit Sie uns sagen: Passt hier mal auf!“ So sei das Controlling ja im Grunde nur der extern eingekaufte Blick auf: Alles wird teurer. &bdquo;Meine Vorstellung von Controlling war die eines Aufpassers. Für den Bürger sind 1,2 Millionen Euro Mehrkosten schon ein Schluck aus der Pulle.“

Wenn sein Büro schon zum Zeitpunkt der ersten Kostenschätzung engagiert gewesen wäre, wäre dieser Einwand berechtigt gewesen, sagt Controller Tümmers. Sein Büro sei allerdings erst im Herbst 2024 beauftragt worden. &bdquo;Wir mussten erst mal gucken, wie der Sachstand war. Sind die bisherigen Kosten richtig angesetzt? Wie werden Erhöhungen begründet? Erst im Dezember 2024 konnte man sagen, mit welchen Kosten wir bis Ende 2026 auskommen werden.“ Für die prognostizierten 10,3 Millionen Euro stehe man nun aber auch gerade. Die würden nicht mehr gerissen. Es sei ja auch ein Puffer für unerwartete Mehrkosten eingepreist. Außerdem liege man auch innerhalb der mittleren Baukosten, die für einen solchen Schulgebäudestandard von der Deutschen Architektenkammer ermittelt worden seien.

Als Gründe für die Kostensteigerung zeigte Tümmers eine kurze Liste der &bdquo;Big Points“, der Änderungen nach der ursprünglichen Kostenschätzung, die für die meisten Mehrkosten gesorgt hatten. Darauf standen nicht diskutierbare genehmigungsrechtliche Dinge wie &bdquo;Sicherheitsleuchten und Anbindung an die Gefahrenmeldeanlage im Bestand“ (plus 63.808 Euro) oder &bdquo;Anforderungen aus Auflagen Genehmigungsbehörde, Rauchfang“ (plus 33.320 Euro).

Änderungen nachvollziehbar oder wünsch-dir-was? Kritisch guckte die Politik aber auf Listenpunkte wie &bdquo;Änderung auf Holzfußboden und Erhöhung der lichten Höhe auf vier Meter im Mehrzweckraum“ (plus 137.812 Euro, weil mehr Bodenaushub notwendig), &bdquo;Errichtung einer PV-Anlage“ (plus 119.000 Euro) oder &bdquo;Auftragserweiterung EPU Bereich Innenräume“ (plus 54.642 Euro für Innenarchitektur). Das seien ja wohl nachträgliche Änderungen, die im politischen Raum hätten diskutiert werden müssen.

Schließlich sei man den Bürgern ja Rechenschaft für die Verwendung ihrer Steuergelder schuldig, war die mehrheitliche Meinung. &bdquo;Ich würde erwarten, dass diese Punkte noch erklärt werden“, sagte Celil Celik (SPD). &bdquo;War das wünsch-dir-was oder sind die Änderungen nachvollziehbar?“ Die Verwaltung bekam dafür von der Politik eine Frist bis zur Ratssitzung am nächsten Abend. Außerdem wünschten sich die Politiker eine Stellungnahme der Architekten.

Im Rat lag dann eine Erklärung des städtischen Fachbereichs 3 (Bauen und Liegenschaften) schriftlich vor. Demnach habe die Musikfachschaft die Änderung des Mehrzweckraums auf vier Meter Höhe und Holzfußboden gefordert, weil das für den die Nutzung durch Orchester, Bigband und Popchor erforderlich sei. &bdquo;Hier gab es auch Absprachen mit Akustikfachleuten der Hochschule für Musik“, schreibt Jessica Hensel aus dem Bauamt. Auch der bisher genutzte, aber zu kleine Raum, habe vier Meter Deckenhöhe. &bdquo;Auch im Hinblick auf Theateraufführungen wird die Höhe als erforderlich angesehen.“ Im Februar hätten Schulleitung und Fachbereich 3 diese Änderung entschieden.

Für Änderungen ist es jetzt zu spät Hensel warnt - wie auch Controller Tümmers am Abend zuvor - vor Änderungen zum jetzigen Zeitpunkt, um die Kosten zu drücken. &bdquo;Sollte beispielsweise der Mehrzweckraum von vier auf drei Meter verringert werden, wirkt sich diese Veränderung auf das Gesamtobjekt aus.“ Von dann notwendigen Umplanungen sei auch der Außenbereich betroffen. Man würde eine neue Statik benötigen, die erneut geprüft werden müsse. &bdquo;Mit der veränderten Planung können wiederum neue Auflagen vom Kreis Lippe erstellt werden“, warnt Hensel. Das verursache hohe Kosten, die die Einsparungen nicht aufwögen.

Außerdem wolle man den Erweiterungsbau zum Schuljahr 2026/27 fertiggestellt haben. Klappe das nicht, müssten die zusätzlich benötigten Klassenräume über teure Container bereitgestellt werden. &bdquo;Realistische Kosteneinsparungen können kurzfristig noch durch Änderungen von Qualitäten im Innenausbau erreicht werden“, schlägt Hensel vor. Die Auswahl von &bdquo;minderwertigen“ Bodenbelägen sei noch möglich, wirke sich allerdings auf die zu erwartende Langlebigkeit aus.

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