Das ewige Toilettenproblem am Salzufler Bahnhof

Bad Salzuflen . Als Gerhard Mason ( 68 ) zum ersten Mal mit dem Zug nach Bad Salzuflen kommt, weiß er sich einfach nicht anders zu helfen. Er muss dringend auf die Toilette, schleicht um das gesamte Bahnhofsgebäude herum und drückt sich schließlich so versteckt wie möglich in die Büsche. &bdquo;Als Mann geht das ja noch. Aber das kann doch nicht sein", ärgert er sich. Und mit dieser Meinung steht er nicht allein: Gemeinsam mit seinen Mitstreitern Fred Schelp (57), dessen Frau Marianne (59) und Dr. Victor Morales (49) plädiert er für die Einrichtung einer WC-Anlage am Salzufler Bahnhof.

Das Problem: Schon vor gut zweieinhalb Jahren wandte sich Fred Schelp erstmals mit einem Bürgerantrag an die Stadt. &bdquo;Ich musste immer wieder nachfragen, was daraus geworden ist. Getan hat sich aber gar nichts", sagt er. Das ärgert ihn. Seine Frau und er pendeln täglich – sie nach Gütersloh, er nach Bielefeld. &bdquo;Seit 27 Jahren verzichte ich auf ein Auto. Aber dieses Engagement für den Klimawandel wird einem mit einem solchen Bahnhof nicht gerade leicht gemacht." Das sieht auch Victor Morales so: Der gebürtige Mexikaner ist neun Jahre lang nach Paderborn gependelt – erst von Herford, später von Bad Salzuflen aus: &bdquo;Wenn man hier in der Kurstadt ankommt, ist das einfach überhaupt nicht einladend."

Kein Unterstand, kein Regenschutz, keine Aufenthaltsqualität: Die Liste der Mängel ist lang. &bdquo;Wie will man den Menschen so den öffentlichen Nahverkehr schmackhaft machen?", fragt sich nicht nur Fred Schelp. Er hat sich informiert, Beispiele gesammelt, was machbar wäre. &bdquo;Es gibt Möglichkeiten, den Bahnhof wieder attraktiv zu gestalten", ist er sich sicher. Sein Vorschlag wäre etwa eine Art Komplex inklusive kleinem Kiosk und eben einer Toilettenanlage. Und: &bdquo;Ein sauberes Bahnhofsumfeld würde auch zum Klimaschutz beitragen." Denn seiner Meinung nach würden dann auch mehr Leute aufs Auto verzichten und stattdessen den Zug nehmen. &bdquo;Wir müssen den Menschen zeigen, wie Klimaschutz funktionieren kann", fügt auch Gerhard Mason an. Alle vier wollen etwas bewegen und wären auch bereit, an einem Arbeitskreis mitzuwirken. &bdquo;Vielleicht würde sich dann endlich etwas tun", sagt Fred Schelp.

Die Bahn: Schon im Juni hat Dr. Rudolf Hüls, stellvertretender Bezirksvorsitzender des Fahrgastverbandes Pro Bahn OWL, bei einem Bahnhofscheck die drei Salzufler Bahnhöfe unter die Lupe genommen . Der Salzufler Haltepunkt schnitt dabei mit der Note &bdquo;befriedigend" nicht gerade optimal ab. An den Mängeln hat sich laut Hüls nach wie vor nichts geändert: &bdquo;Während die Bahnsteighöhe zum Aus- und Einsteigen gut ist, fehlt es an günstig gelegenen Radständern, einem WC und einer Überdachung, die bis ans Gleis reicht", sagt Rudolf Hüls. Zudem strahle das Gelände rund um den Bahnhof – auch weil nicht einmal ein Kiosk vorhanden sei – &bdquo;eine gewisse Tristesse" aus. Zumindest eine Toilettenanlage sollte laut Hüls in jedem Fall vorhanden sein. Denkbar wäre seiner Meinung nach auch ein Anbau in Richtung Bushaltestelle, wo man – nach Beispiel von Lage oder Oerlinghausen – nicht nur ein WC installieren, sondern auch einen Kiosk einrichten könnte.

Ein Vertreter der Deutschen Bahn schließt auf LZ-Nachfrage indes aus, dass von Seiten des Großunternehmens eine Toilettenanlage installiert werden könne. &bdquo;Wir halten WC-Anlagen nur an großen Standorten wie unter anderem Bielefeld, Herford oder Altenbeken vor", heißt es. Bad Salzuflen sei aufgrund der Fahrgastzahlen zu klein dafür.

Der Arbeitskreis &bdquo;Öffentliche Toiletten": Christian Meinardus (CDU), Leiter des städtischen Arbeitskreises &bdquo;Öffentliche Toiletten", kann den Unmut über den Bahnhof nur allzu gut nachvollziehen. &bdquo;Gerade an der Stelle handelt es sich tatsächlich um ein ewiges Thema", sagt er. Im April habe zuletzt ein Ortstermin am Bahnhof stattgefunden, bei dem man sich über mögliche Standorte einer Toilettenanlage ausgetauscht habe. Mit dem Ergebnis: Am ehesten käme die Verkehrsinsel an der Bushaltestelle in Frage. Für den kommenden Doppelhaushalt 2020/2021 könne der Rat im Herbst diesen Jahres diskutieren, ob Gelder für eine Installation zur Verfügung gestellt werden – die Politik müsse dafür die Weichen stellen. Christian Meinardus gibt sich optimistisch: &bdquo;Und falls ein Container auf die Insel gesetzt wird, könnte im selben Atemzug auch darüber nachgedacht werden, ob man den Fahrkartenautomat überdacht, eine Infotafel für ankommende Reisende installiert oder eine Ladestation für E-Bikes anbaut." Warum so lange nicht passiert ist? &bdquo;Der verwaltungstechnische Ablauf ist komplex, und die Stadt hat nur wenig Kapazitäten. Aber ich glaube auch, dass viele das Problem einfach nicht auf dem Schirm haben", sagt der CDU-Ratsherr.

Die Stadt: Laut Bernd Zimmermann, Technischer Beigeordneter der Stadt, gibt es zum Anliegen des Arbeitskreises &bdquo;Öffentliche Toiletten" noch keinen neuen Sachstand. &bdquo;Die Verwaltung prüft derzeit verschiedene Möglichkeiten am Bahnhof in Abstimmung mit dem Eigentümer", heißt es von seiner Seite auf Nachfrage.

"Es muss etwas passieren" Kommentar von Alexandra Schaller

Der Salzufler Bahnhof ist ein Armutszeugnis für die Kurstadt. Kein Unterstand bei Regen, keine Aufenthaltsmöglichkeit, keine Chance auf einen warmen Kaffee, und nicht einmal Toiletten gibt es hier. Ein Aushängeschild sieht anders aus. Dass das Gebäude an sich in privater Hand ist, macht eine Lösung gewiss nicht einfacher. Ein Gespräch könnte aber helfen. Natürlich könnte auch die Bahn mehr für ihre Haltepunkte tun. Die Fahrgastzahlen sind in Bad Salzuflen hierfür aus ihrer Sicht allerdings zu gering. Fest steht: Jetzt ist die Stadt am Zug.

Seit Jahren ist das Problem bekannt, immer wieder beschweren sich Bürger über die Zustände am Bahnhof. Und dennoch passiert nichts. Die Stadt kann vor dem Manko nicht länger die Augen verschließen. Es muss endlich etwas passieren. Wer die Menschen hin zum öffentlichen Nahverkehr locken will, der muss diesen attraktiv gestalten. Dazu gehört nicht nur das Transportmittel an sich, sondern auch das passende Umfeld. In Schötmar hat es geklappt – dort befinden sich beispielsweise am Bahnhof und jetzt auch am Schlosspark öffentliche Toiletten. Dass das für den Salzufler Bahnhof nicht möglich sein soll, ist nicht nachzuvollziehen.

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