Modulbauten keine Option: In Bad Salzuflen fehlen Kita-Plätze

Bad Salzuflen . Die Stadt ringt um den weiteren Ausbau von Kindertagesstätten. Für das Kita-Jahr 2020/21 fehlen laut Prognose bei den Über-Dreijährigen 210 Plätze, 2021/2022 ergibt sich eine Lücke von 238 Plätzen, um den Rechtsanspruch zu gewährleisten. Bei den Unter-Dreijährigen fehlen 105 Plätze (Kita-Jahr 2020/21) beziehungsweise 85 Plätze (Jahr 2021/22).

Schneller Ausbau: In der vergangenen Sitzung des Jugendhilfeausschusses machte die Verwaltung deutlich, dass beim weiteren Ausbau vor allem im Vordergrund steht, möglichst schnell möglichst viele Plätze zu einem möglichst günstigen Preis zu schaffen. Profitieren würden davon in erster Linie die Stadtteile, in denen die Versorgungsquote ohnehin hoch ist, wie Salzuflen, Schötmar und Werl-Aspe. Für das gesamte Stadtgebiet liegt die Versorgungsquote bei den Plätzen für Über-Dreijährige bei 94 Prozent.

Lücken in den Ortsteilen: In Lockhausen liegt die Quote aber bei nur 77 Prozent, in Biemsen-Ahmsen nur bei 65,2 Prozent. Zwar gab der Ausschuss der Verwaltung mit auf den Weg, dort noch einmal mögliche Standorte zu prüfen. Die Verwaltung sieht aber wenig Möglichkeiten, dort Plätze zu schaffen. &bdquo;Wir haben da keine Steuerungsmöglichkeiten, weil wir als Stadt über zu wenig Grundstücke verfügen", sagte Katja Mönnigmann-Steinbeck , Fachdienstleiterin im Fachbereich Jugend, Soziale Dienste, Schule und Sport. Simon Welslau (Piraten) plädierte dafür, dass die Stadt dort selbst Grundstücke erwerben soll. Auch Christine Fanenbruck (Grüne) mahnte das Prinzip &bdquo;Kurze Beine, kurze Wege" an, das bisher gegolten habe. Schlecht sieht es auch in Ehrsen-Breden (62 Prozent) und in Retzen (65,5 Prozent) aus. In Wüsten liegt die Quote bei 104,6 Prozent und in Holzhausen bei 86,9 Prozent.

Investorenmodell: Die Stadt setzt bei der Schaffung von zusätzlichen Kapazitäten auch auf Investoren, die entweder auf städtischen Grundstücken Kitas bauen oder gleich auf privaten. Offenbar gibt es bereits Interessenten. Alle infrage kommenden städtischen Grundstücke liegen allerdings in Salzuflen (Versorgungsquote 101,6 Prozent), in Schötmar (95,6 Prozent) und in Werl-Aspe (105,3 Prozent). Geprüft werden soll auch die Einrichtung einer Kita in der Festhalle Schötmar, hierfür hatte sich vor allem Diane Kaiser (Freie Wähler) ausgesprochen. Bert Kaufmann (CDU) fasste die Handlungsmaxime der Verwaltung folgendermaßen zusammen: &bdquo;Wir machen in einem Stadtteil mit einer Versorgungsquote von über 100 Prozent lieber 30 Plätze, weil sie billiger sind, als 10 Plätze in einem Ortsteil, der eine Versorgungsquote von 77 Prozent hat." Wenn man es kritisch formulieren wolle, könne man das so sagen, so Fachdienstleiterin Katja Mönnigmann-Steinbeck.

Aus für die Montessorischule?: Mehr oder weniger zu Grabe getragen wurde in dem Ausschuss das Ansinnen des Ortsausschusses Retzen-Grastrup, in der ehemaligen Grundschule Retzen eine Montessori-Schule einzurichten (wir berichteten). Der Platz werde dringend für Kitas gebraucht, so die Ansicht der Verwaltung. Zudem seien der Platzbedarf und die weiteren Pläne des Montessori-Vereins unklar. Sigrid John (SPD) betonte, dass die Grundschule auch als Ausweichquartier benötigt werde, wenn andere Kita-Gebäude saniert würden. Trotzdem gelang es Bärbel Pätzold (CDU), die Ausschussmitglieder zu überzeugen, dass die Option, eine Schule einzurichten, zumindest formal erhalten bleibt.

Spielfeld Richard-Wagner- Straße : Für einen Überraschungsmoment sorgte die Nachfrage aus dem Ausschuss, wie es sich mit den baulichen Voraussetzungen auf dem Bolzplatz an der Richard-Wagner-Straße verhält. Der Fachdienst Jugend möchte dort eine Wald-Kita einrichten. Die Kinder sollen dort naturnah in Bauwägen und mit Kompostklo erzogen werden. Unter dem Gelände befinde sich eine Müllkippe, gab ein Mitarbeiter des Fachdiensts Hochbau zu Protokoll, der sich unter den Zuschauern befand. Immerhin: Bauwägen könne man dort aber hinstellen.

Container scheiden aus: Abgelehnt wurde der Vorschlag der Verwaltung, Kinder in den ausgedienten Modulbauten unterzubringen, die derzeit noch am Begakamp stehen. In den Unterkünften waren vorübergehend Flüchtlinge untergebracht, nun stehen sie leer. Simon Welslau (Piraten) bezeichnete die Container schlicht als &bdquo;Schrott". Auch die übrigen Ausschussmitglieder lehnten den Vorschlag der Verwaltung ab, eine Million Euro in die Instandsetzung zu investieren. Die Politiker plädierten für einen Neubau, der zwar mit deutlich höheren Kosten verbunden sei, dafür aber 50 Jahre halte und Bedürfnissen der Kinder angepasst werden könne.

"Ein Masterplan sieht anders aus" Ein Kommentar von Sven Kienscherf

Die Verwaltung will beim Ausbau von Kita-Plätzen aufs Gas drücken. Das ist eigentlich begrüßenswert. Allerdings geht es am Ende offenbar vor allem darum, den Rechtsanspruch auf dem Papier erfüllen zu können. Der muss innerhalb der Kommune gewährleistet werden. Aber was bringt es Eltern aus Ortsteilen wie Lockhausen oder Biemsen-Ahmsen, wenn sie ihre Kinder durch die halbe Stadt karren müssen, weil Kitas am Wohnort angeblich nicht realisierbar sind? Der Leitsatz &bdquo;Kurze Beine, kurze Wege" und das Mantra, dass die Ortsteile gestärkt werden sollen, scheint im sogenannten Masterplan keine Bedeutung mehr zu haben. Die Probleme werden zwar benannt, nachhaltige Lösungsansätze fehlen allerdings: Ein Masterplan sieht anders aus. skienscherf@salzeagentur.de

Modulbauten keine Option: In Bad Salzuflen fehlen Kita-Plätze

SPD möchte altes Feuerwehrhaus in Hiddesen für Kinder nutzen

Stiftung fördert Projekt für spielerisches Lernen an Kitas und Schulen in Bad Salzuflen

In Retzen weicht eine alte Schule einem neuen Feuerwehrgerätehaus

40 Millionen Euro: So steht es um die Planungen für die neue Grundschule in Bad Salzuflen

Meinberger „Waldfrüchtchen“ suchen Bauwagen für die Jüngsten

Wasser, marsch! Drei neue Matschküchen für Kalletaler Kita-Kinder

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €