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JuLi-Vorsitzender: „Wir sind unzufrieden mit der Salzufler Innenstadt“

Alexandra Schaller

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Torben Hundsdörfer. - © Alexandra Schaller
Torben Hundsdörfer. (© Alexandra Schaller)

Bad Salzuflen. Überpünktlich trifft Torben Hundsdörfer in der Redaktion zum vereinbarten Interviewtermin ein. Vor zwei Jahren wurde er als damals jüngstes Mitglied mit gerade einmal 14 Jahren Vorsitzender der Jungen Liberalen (JuLis) in Bad Salzuflen. Heute, zwei Jahre später, ist sein politisches Engagement ungebrochen. Zeit, für ein erstes Resümee seiner Amtszeit.

Schule, Studium, Politik: Dein Tag ist normalerweise straff durchorganisiert. Jetzt herrscht Zwangspause aufgrund von Corona. Fällt dir schon die Decke auf den Kopf?

Torben Hundsdörfer: Eigentlich ist es gar nicht so schlimm. Ich habe jetzt viel Zeit zum Lesen, gehe spazieren oder telefoniere mit meinen Großeltern. Auch für die Politik bleibt Zeit und ich bereite mich auf das nächste Uni-Semester vor. Für die Schule gibt es eher wenig zu tun – da haben wir nicht viel Material von den Lehrern bekommen.

Hapert es an der Digitalisierung?

Hundsdörfer: Bei uns am Herforder Ravensberger Gymnasium ist die Situation wirklich schlecht. Wir erhalten lediglich Arbeitsblätter per Mail und müssen dann selbst sehen, wie wir damit fertig werden. Am Ende hängt eben vieles von den Lehrern und deren Alter ab: An anderen Schulen wird Online-Unterricht angeboten, so werden die Schüler abgeholt. Letztlich hätte die Digitalisierung viel früher starten müssen. Aber man muss den Schulen in der Krise auch zugestehen, dass sich aktuell viel tut – wenn auch nicht an allen Einrichtungen.

Wie sieht die Situation an den Salzufler Schulen aus?

Hundsdörfer: Ein großer Kritikpunkt von uns JuLis und der FDP ist, dass es immer noch kein flächendeckendes WLAN an den Salzufler Schulen gibt. Noch Ende 2019 haben wir gemeinsam einen Antrag gestellt, dass das Ganze nun innerhalb eines Jahres umgesetzt werden muss. Die Ausstattung der Schulen muss einfach schneller gehen und hätte viel früher starten müssen. Aber vermutlich hat das Ganze im Rathaus einfach keine Priorität.

Als du Vorsitzender der JuLis wurdest, waren zwei deiner Kernthemen Bildung und Digitalisierung. Konkret konntet Ihr kurz darauf den Arbeitskreis für Digitales ins Leben rufen.

Hundsdörfer: Uns war es wichtig, dass es im Rathaus einen ersten Ansprechpartner gibt, wenn es um Digitalisierung geht – dazu ist der Arbeitskreis da. Allerdings tagt er relativ selten, das könnte man ändern. Und auch an der Außenwirkung muss noch gearbeitet werden. Auf der Straße weiß bislang kaum jemand, dass es dieses Gremium überhaupt gibt.

Zufriedenheit über die Umsetzung hört sich anders an.

Hundsdörfer: Grundsätzlich ist es toll, dass es den Arbeitskreis gibt. Aber ich würde mir einfach wünschen, dass darin in der nächsten Legislaturperiode noch konkreter gearbeitet wird und wir Ergebnisse sehen.

Vor zwei Jahren wolltet ihr außerdem ein Jugendparlament ins Leben rufen, um Ideen und Anregungen von Jugendlichen in die Politik einbringen zu können. Was ist daraus geworden?

Hundsdörfer: Wir verfolgen die Idee nach wie vor. Wir hatten damals ein Gespräch mit dem Bürgermeister, der das Ganze unserem Eindruck nach nicht so gut fand. Jetzt versuchen wir, das Jugendparlament entweder vor oder nach der Kommunalwahl über die Fraktionen umzusetzen.

Hast du das Gefühl, Jugendliche werden im Rathaus zu wenig gehört?

Hundsdörfer: Ich finde es ziemlich schade, dass Jugendliche hier in Bad Salzuflen kein Mitspracherecht haben und dass wir auf unsere Idee zum Jugendparlament aus der Verwaltung keine weitere Reaktion bekommen haben. Vielen Jugendlichen nimmt es die Motivation, sich überhaupt einzubringen, wenn sie das Gefühl haben, nicht gehört zu werden.

Die Salzufler SPD und ihre Jugendorganisation fordern einen Nachtbus nach Bielefeld. Was haltet ihr davon?

Hundsdörfer: Sicherlich ist die Verkehrsanbindung nach Bielefeld ein wichtiger Punkt. Aber: Ich kenne nur wenige Bad Salzufler, die nach Bielefeld zum Feiern fahren. Wichtiger wäre meiner Meinung nach, die ,Party-Hotspots‘ in OWL – also Bielefeld, Herford oder Detmold – miteinander zu verbinden. Und das am besten über ein System wie etwa eine App, das auf Abruf zum Einsatz kommt, sobald es gebraucht wird.

Welche konkreten Projekte habt Ihr euch als JuLis noch vorgenommen?

Hundsdörfer: Wir sind nach wie vor sehr unzufrieden mit der Salzufler Innenstadt, denn für junge Menschen gibt es kaum Läden oder Angebote. Da könnte die Stadt noch mehr Marketing betreiben und das Potenzial der Wirtschaft ausnutzen, um Jugendliche anzulocken. Und dann bleibt die Digitalisierung natürlich Schwerpunkt: Wir könnten uns beispielsweise ein Streaming der Ratssitzungen vorstellen, damit man online sehen kann, was da überhaupt passiert.

Sollte die Stadt Bad Salzuflen auch einmal den Mut haben, Neues auszuprobieren?

Hundsdörfer: Beim Thema Digitalisierung ist in Bad Salzuflen noch viel Luft nach oben. Wir brauchen Modellprojekte wie digitale Parktickets oder neue Systeme im Bus. Die Stadt muss sich größere Projekte vornehmen, sich Visionen setzen und Vorreiter in OWL werden. Von Nachbarkommunen wie Lemgo können wir uns einiges abschauen.

Wie unterscheiden sich die JuLis von den anderen Jugendorganisationen der großen Parteien in Bad Salzuflen?

Hundsdörfer: Ich denke, wir sind um einiges unabhängiger von unserer Mutterpartei, aber auch kritischer und konstruktiver in der Zusammenarbeit als andere Jungorganisationen. Wir JuLis haben eine Stimme im Vorstand der FDP und können so unsere Themen direkt mit einbringen. Wir sprechen an, wenn uns etwas stört, und werden dabei ernst genommen. Dass wir in der Fraktion nicht als ,die Kleinen‘ abgetan werden, ist sicher ein Alleinstellungsmerkmal.


Torben Hundsdörfer persönlich

Torben Hundsdörfer ist 16 Jahre alt und lebt mit seiner Familie in Lockhausen. Er geht in die zehnte Klasse des Ravensberger Gymnasiums in Herford und studiert neben der Schule im fünften Semester Jura an der Universität Bielefeld. Seit 2017 ist Torben Hundsdörfer Vorsitzender der Jungen Liberalen (JuLis) Bad Salzuflen, zudem ist er stellvertretender Kreisvorsitzender der JuLis in Lippe. Privat liest er gerne. Ein Kontakt zu den JuLis ist über Facebook, Instagram oder per Mail an torbenhundsdoerfer@julis.de möglich. Während der Corona-Krise finden die monatlichen Treffen digital statt.

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