Am Sophienhaus in Bad Salzuflen sollen Wohnungen entstehen

Bad Salzuflen. Die Verwaltung will den Weg frei machen, um auf dem Grundstück des Sophienhauses den Wohnungsbau voranzutreiben. Auch Sozialwohnungen sollen dort entstehen. Zukünftige Investoren sollen sich verpflichten, 20 Prozent der Wohnungen für geförderten Wohnungsbau vorzusehen. Der Stadtentwicklungsausschuss hat hierfür jetzt mehrheitlich grünes Licht gegeben. Scharfe Kritik kommt von der CDU.

Die Ausgangslage Das Grundstück wie auch das Sophienhaus selbst befinden sich im Besitz des Deutschen Roten Kreuz (DRK). Ehemals war das Sophienhaus eine Reha-Klinik. Noch bis März nächsten Jahres will die Bezirksregierung dort Flüchtlinge unterbringen, die besonders vor einer Infektion mit Corona geschützt werden sollen. Bereits in der Vergangenheit war das Sophienhaus zeitweise als Flüchtlingsunterkunft genutzt worden, ansonsten stand das Gebäude leer. Das Areal, das in etwa durch die Bismarckstraße, die Rosenstraße, die Nußallee und die Sophienstraße begrenzt wird, unterliegt größtenteils den Bestimmungen des Kursondergebiets. Bisher dürfen auf dem 3,6 Hektar großen Gelände &bdquo;nur Nutzungen gestattet werden, die Kurzwecken dienen (...). Wohnungen sind nur insoweit gestattet, als sie für Eigentümer, Pächter und Personal erforderlich sind", heißt es seitens der Verwaltung. Es gelten strenge Lärmschutzregelungen. Laut Verwaltung hatte es in der Vergangenheit mehrfach Anfragen von Interessenten gebeben, die auf dem Gelände betreutes Wohnen für Senioren anbieten wollten. Dagegen spreche aber, dass es im Innenstadtbereich bereits zahlreiche entsprechende Angebote gebe. Wenn überhaupt, sollen Senioreneinrichtungen auf dem Areal nur in Teilbereichen zum Tragen kommen. Wünschenswert sei dagegen eine Mischung unterschiedlicher Wohn- und Nutzungsformen.

Die Pläne Das Grundstück sei aufgrund seiner Größe und Lage hervorragend für eine Mischung unterschiedlicher Nutzungen und Altersgruppen geeignet, heißt es in der Beschlussvorlage. Die Verwaltung schlägt daher vor, einen Bebauungsplan aufzustellen, der das Gebiet als Allgemeines Wohngebiet (WA) ausweist. Das würde ein breites Spektrum an Möglichkeiten eröffnen: Zuallererst könnte Wohnraum entstehen. Die Verwaltung schlägt vor, potenzielle Investoren zu verpflichten, 20 Prozent davon für geförderten Wohnraum vorzuhalten. Neben Mehrfamilienhäusern wären aus Sicht der Stadtverwaltung auch sogenannte Sondernutzungen wie Schulungszentrum, Kita oder ein Pflegehotel wünschenswert. Zulässig wären auch Schank- und Speisewirtschaften sowie &bdquo;nicht störende Handwerksbetriebe" und &bdquo;Anlagen für kirchliche, kulturelle, soziale, gesundheitliche und sportliche Zwecke". In Ausnahmefällen könnten beispielsweise auch Beherbergungsgewerbe zugelassen werden. Ob das Sophienhaus abgerissen wird, hänge von der weiteren Nutzung des Geländes ab.

Der Hintergrund Bis 2027 werden etwa 40 Prozent weniger Sozialwohnungen in Bad Salzuflen auf dem Markt sein, davon geht die Stadt in einer Analyse aus, die im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde. Hintergrund ist, dass bis dahin die Mietpreisbindung dieser Wohnungen wegfällt. Dadurch werde ein signifikantes Defizit an günstigem Wohnraum entstehen, heißt es in der Analyse der Stadt. Es besteht also Handlungsbedarf.

Die Kritik Die CDU spricht sich strikt gegen die Pläne der Verwaltung aus. Stattdessen will sie einen &bdquo;Gesundheitscampus" im Quartier um Kurhaus, Parkstraße und Sophienhaus entwickeln. Die Union sieht in dem Vorhaben der Verwaltung eine Preisgabe &bdquo;der wichtigsten und größten Flächen im Kur-Kernbereich". Auch die Piraten stimmten gegen die Pläne, dafür sprachen sich SPD, Grüne, FDP und Freie Wähler aus. Erhebliche Diskussionen hatte im vergangenen Jahr der Vorschlag der Verwaltung ausgelöst, die Parkstraße künftig als &bdquo;Urbanes Gebiet" auszuweisen. Auch dort gelten bisher die strengen Regelungen des Kursondergebiets. Anwohner befürchten bei einer Änderung eine deutliche Zunahme des Lärmpegels, auch Kurdirektor Stefan Krieger hatte sich dagegen ausgesprochen. An der Parkstraße liegen der Fürstenhof und die Brachfläche der ehemaligen Klinik, für die das Staatsbad einen Investor sucht.

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Die Stadt steht vor einem Dilemma: Einerseits ist ein wichtiges Standbein der heimischen Wirtschaft der Kurort Bad Salzuflen, in dessen Kern auch das Gelände des Sophienhauses liegt. Aus Sicht vieler Anwohner und Kurgäste zeichnet sich ein Kurort durch Ruhe aus. Dem wurde in der Vergangenheit mit den strikten Regelungen des Kursondergebiets Rechnung getragen.

Auf der anderen Seite ist Bad Salzuflen aber auch eine Stadt mit dem Problem, das es zu wenig günstige Wohnungen gibt. Aus städteplanerischer Sicht macht es daher Sinn, das Sophienhaus-Areal perspektivisch für Wohnbau freizugeben und dort auch Sozialwohnungen zu bauen. Auf jeden Fall muss die Stadt verhindern, dass günstiger Wohnraum sich nur an bestimmten Stellen ballt und Brennpunkte entstehen. Die angedachte Mischnutzung ist da genau richtig.

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