Warten auf das Baurecht: B 239 n befindet sich in Lauerstellung

Bad Salzuflen/Detmold. Insgesamt misst sie knapp 150 Kilometer, die B 239 von Höxter bis kurz vor Diepholz in Niedersachsen. Für knapp drei Kilometer wird es jetzt spannend. Die Frage lautet: Wird es ein Baurecht für den ersten Abschnitt der B 239 n auf lippischem Gebiet nach mehr als 50 Jahren Vorplanungen geben? Eine erste Antwort darauf will die Bezirksregierung voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte 2021 geben. Sie könnte den sogenannten &bdquo;Planfeststellungsbeschluss" treffen, der einer Baugenehmigung gleicht. Allerdings kann dieser Beschluss beklagt werden – und Gegner hat die B 239 n genug. Sie kritisieren unter anderem den &bdquo;riesigen Flächenverbrauch" der neuen Straße.

So geht es weiter Sollte es für die neue Bundesstraße ein Baurecht geben, rücken nicht sofort die Bagger an. &bdquo;Dann wird unter anderem erst noch die detaillierte Ausführungsplanung erstellt", erklärt Thomas Lange. Er ist &bdquo;Projektleiter Planung" beim Landesbetrieb Straßenbau (&bdquo;Straßen.NRW"). Dazu stünden Bodenuntersuchungen an – unter anderem in einer alten Bodendeponie auf einem Feld neben dem &bdquo;Werler Krug". Auch dürften Artenschutzmaßnahmen vorgezogen werden.

Das liebe Geld Außerdem muss der Landesbetrieb Straßenbau die finanziellen Mittel für den Ausbau beim Bund beantragen. Vor einigen Jahren wurde der Teilabschnitt vom Autobahnkleeblatt in Ahmsen bis zur Einmündung Dorfstraße/Lohheide in Werl-Aspe mit 18,6 Millionen Euro kalkuliert. Lange geht allerdings davon aus, dass die tatsächlichen Kosten &bdquo;deutlich höher" ausfallen werden, da die Bau-Preise weiter gestiegen sind. Das Geld dürfte trotzdem fließen, ist die B 239 n doch im Bundesfernstraßenbedarfsplan in der höchsten Dringlichkeitsstufe eingeordnet worden. Übrigens wie die gesamte, 17,4 Kilometer lange Trasse der B 239 n bis kurz hinter Lage. Kostenpunkt: mehr als 110 Millionen Euro.

Der Bund kauft an Laut Thomas Lange hat der Bund das Grundstück des &bdquo;Werler Krugs" bereits aufgekauft. Die Schankwirtschaft mit ihrer langen Geschichte (siehe Kasten) ist geschlossen und wird für den Bau des großen Kreisels abgerissen. Weitere Grundstückskäufe werden laut Diplom-Ingenieur Lange folgen, wenn das Baurecht vorliegt. Dann geht es unter anderem um die beiden Tankstellen am Zubringer. Das Gebäude mit den großen Glasflächen auf der westlichen Seite (Am Zubringer 1 a) dürfte allerdings nicht abgerissen werden. Die 1950 erbaute Tankstelle befindet sich noch nahezu im Originalzustand und steht seit einigen Jahren unter Denkmalschutz. Allerdings wird sie komplett von der Bundesstraße abgenabelt.

Zum Tanken muss man abfahren Direkt an der B 239 n werden künftig laut Projektleiter Lange überhaupt keine Tankstellen mehr liegen. Denn man wolle die neue Bundesstraße so leistungsfähig wie möglich machen: Ohne Kreuzungen, ohne Ampeln, ohne Zufahrten. Wie das aussehen wird, zeigt sich heute bereits auf der B 239 auf Herforder Gebiet. &bdquo;Auch hier liegen keine Tankstellen mehr direkt an der Bundesstraße. Will man tanken, muss man abfahren", so Lange.

&bdquo;RQ 15,5" als Unterschied zu Herford Die vor rund 13 Jahren fertiggestellte B 239 n auf Herforder Gebiet verläuft vierspurig – allerdings ohne Standstreifen. Die Fortführung auf lippischem Gebiet ist nach der Formel &bdquo;RQ 15,5" geplant. Dahinter verbirgt sich ein 15,5 Meter breiter Regelquerschnitt. Das heißt, die B 239 n wird auf lippischem Gebiet von Bankett zu Bankett 15,5 Meter breit sein. Die Fahrbahn selbst misst 12,5 Meter, das reicht für drei Fahrspuren. Ähnlich wie auf Teilabschnitten der Ostwestfalenstraße wird eine Fahrspur zum gegenverkehrsfreien Überholen angeboten. Und zwar auf einer Länge von 1,5 Kilometern. Dann ist die andere Fahrtrichtung an der Reihe.

Große Erdbewegungen Kommt die B 239 n, wird sich die Landschaft entlang der Strecke verändern. So sind unter anderem auf Höhe des heutigen &bdquo;Werler Krugs" große Erdbewegungen nötig, führt doch die Bundesstraße künftig mit einer lichten Höhe von 4,70 Metern unter dem geplanten Kreisel hindurch.

Zehn Jahre später In der zweiten Jahreshälfte 2020 wird die Bezirksregierung nach eigenen Angaben noch ausstehende Einzelerörterungstermine mit Einwendern machen, deren Grundstücke von den Planungen für den ersten Teilabschnitt der B 239 n betroffen sind. Erst danach – voraussichtlich im ersten Halbjahr 2021 – dürfte die Entscheidung über den Planfeststellungsbeschluss fallen. Das wäre dann zehn Jahre nach Einleitung des Verfahrens.

Viel Verkehr Der &bdquo;Werler Krug" erhielt 1886 seine Konzession, wie es in dem Buch &bdquo;Bauerschaft – Gemeinde – Stadtteil: Zur Geschichte von Werl, Aspe und Knetterheide" von Franz Meyer und Fritz Gast zu lesen ist. Den Antrag für den Betrieb einer Wirtschaft hatte Heinrich Knie gestellt, der unter anderem damit argumentierte, dass das Dorf Werl ein Versammlungslokal benötige. Das Grundstück sei hervorragend geeignet, da dort viele Wagen und Fuhrwerke vorbeikämen, schrieb Knie vor 135 Jahren. Damit sollte er Recht behalten – zuletzt wurden auf der B 239 im Schnitt 22.000 Kraftfahrzeuge pro Tag gezählt. Der letzte Wirt des &bdquo;Werler Krugs" war Harry Czeslick.

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