Dirk Tolkemitt: Einer, der sagt, was er will

Bad Salzuflen. Stillstand ist nicht so sein Ding. Weder im Urlaub – da treibt es ihn spätestens nach zehn Tagen Wander-Aktivurlaub zurück nach Hause – noch im Beruf. Nach 13 Jahren als Erster Beigeordneter und Kämmerer von Lemgo wird es mal wieder Zeit für eine Veränderung. Wo andere allmählich ihrem Ruhestand entgegenfiebern, will es Dirk Tolkemitt noch einmal wissen und Bürgermeister von Bad Salzuflen werden.

Dirk Tolkemitt, 56 Jahre, stahlblaue Augen, sitzt auf der gemütlichen Terrasse seines Einfamilienhauses am Ende einer kleinen Straße in Kalletal-Stemmen. Der Blick in Richtung Kirchberg ist unverbaut, auf dem Tisch steht eine Karaffe Wasser, in den bunten Sträuchern summen die Bienen, beim Nachbarn dudelt Musik. Idyllisch ist es, wer das Ländliche liebt, fühlt sich hier direkt wohl. Verständlich, dass ein Umzug für Tolkemitt nicht in Frage kommt. Auch nicht als Bürgermeister. Das hat er von Anfang an klargemacht.

Und das müsse auch kein Nachteil sein, meint er. Schließlich ist er mit seinem BMW, der zu Hause im Carport steht, in 30 Minuten am Rathaus. &bdquo;Die Bad Salzufler dürfen gar nicht merken, dass ich nicht aus Bad Salzuflen bin", sagt Tolkemitt. Und manchmal sei es ja auch gar nicht so schlecht, wenn mal jemand von außen auf die bestehenden Strukturen schaue.

Wahlkampf geht in Corona-Zeiten anders Momentan schaut Dirk Tolkemitt relativ oft über Gartenzäune. Er versucht möglichst viele Nachmittage und Abende in Bad Salzuflen zu verbringen, zieht mit den Kandidaten der einzelnen Wahlkreise um die Häuser, sucht das Gespräch. Mit Abstand, versteht sich. Denn Wahlkampf wird in Corona-Zeiten anders gemacht. &bdquo;Ich muss die Menschen suchen, erreiche nicht die große Menge. Auch Facebook kann ein persönliches Gespräch nicht ersetzen", sagt er. Das sei zwar manchmal stressig, aber eben auch eine Herausforderung. Und Herausforderungen sind im Gegensatz zum drohenden Stillstand schon eher sein Ding.

Kurz gefragt Sagt zumindest seine Frau, und die muss es wissen. Seit 36 Jahren ist Birgit Busch an seiner Seite, die beiden haben drei Söhne, der jüngste ist 18. &bdquo;Ich wusste schon damals, worauf ich mich einlasse", sagt sie und setzt sich zu ihm auf die Terrasse. Wahlkampf ohne seine Frau – für Dirk Tolkemitt undenkbar.Irgendjemand muss ihm schließlich klamottentechnisch beratend zur Seite stehen. Getragen wird, was Birgit Busch autorisiert, sagt Dirk Tolkemitt, schaut zu seiner Frau und grinst.

Heute haben sich die beiden für die lässige Jeans, das elegante weiße Hemd und die schicken Lederschuhe entschieden, am Finger glänzt der goldene Ehering. Beim Gang durch den Garten, wo die Sonnenliege verlassen auf dem Rasen steht, die Wäsche zum Trocknen hängt und der Maulwurf sein Unwesen getrieben hat, wirkt er jetzt fast ein wenig fehl am Platz. In den Büschen lehnt ein Fußballtor. Ob er jetzt lieber die Fußballschuhe schnüren würde?

Gründungsmitglied des FC Unteres Kalletal 35 Jahre seines Lebens hat Dirk Tolkemitt aktiv gekickt, war Gründungsmitglied des FC Unteres Kalletal, wie er mit einem Grinsen, aber nicht ganz ohne Stolz erzählt. Heute steht er aber doch eher am Spielfeldrand und schaut seinen Jungs zu.Ohne Sport geht es trotzdem nicht: Inzwischen schnürt er drei- bis viermal pro Woche die Laufschuhe. Mal den Kirchberg hoch, mal rund um den Stemmer See, mal mit Frau, mal mit den Söhnen – zehn Kilometer müssen es für ihn aber schon sein. Oft auch allein, um den Kopf frei zu kriegen. &bdquo;Allein tritt der Effekt am ehesten ein", sagt er.

Auch eine Stadt darf nicht still stehen Manchmal muss Dirk Tolkemitt aber auch einfach mal raus. Weg vom großen Einfamilienhaus mit dem kleinen Gartenteich und dem gemütlichen Strandkorb, raus aus Kalletal und hinein in die Großstadt. &bdquo;Ein Städtetrip, ein Wochenende woanders sein – zu Hause kann ich nicht so gut abschalten", sagt er. Zeit mit seiner Frau zu verbringen, gemeinsam etwas zu unternehmen, das ist ihm wichtig, gerade in stressigen Phasen. Das kann der gemeinsame Einkaufsbummel sein – oder auch die Wahlkampfveranstaltung, zu der sie miteinander gehen. &bdquo;Ich finde das ja auch spannend", sagt Birgit Busch und grinst.

Was Dirk Tolkemitt definitiv nicht fehlt, ist Selbstvertrauen. Er ist einer, der die Dinge lieber selbst in die Hand nimmt, anstatt andere machen zu lassen. Einer, der den Leuten nicht nach dem Mund redet. &bdquo;Ich formuliere immer klar, was ich will", sagt er. Auch wenn er damit mal aneckt. Und was er will, das ist der Chefsessel im Salzufler Rathaus. Warum er dafür der Richtige wäre? &bdquo;Weil Bad Salzuflen jemanden braucht, der die Stadt nach vorne bringt." Weil eben auch eine Stadt nicht stillstehen dürfe.

Dirk Tolkemitt persönlich Dirk Tolkemitt ist 56 Jahre alt, verheiratet, lebt in Kalletal-Stemmen und hat drei Söhne. Studiert hat er Verwaltungswirtschaft an der Hochschule des Bundes in Köln und Dieburg und war anschließend Referent der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Nach gut 17 Jahren bei der Deutschen Post AG ist Tolkemitt seit 2007 Kämmerer und Erster Beigeordneter der Stadt Lemgo. Seit 1982 ist er CDU-Mitglied, war unter anderem Vorsitzender der CDU Kalletal.

Auf Kreisebene war Tolkemitt unter anderem 17 Jahre Mitglied des Kreistages. Zudem ist er unter anderem ehrenamtlich als Finanzvorstand des Innovation Campus Lemgo tätig und stellvertretender Vorsitzender des Fachverbandes der Kämmerer Nordrhein-Westfalen. Seine drei wichtigsten politischen Ziele für Bad Salzuflen: Einen Gesundheitscampus aufbauen, ein Wir-Gefühl in der gesamten Stadt und mit den Ortsteilen entwickeln und erreichen, dass die Verwaltung als Kümmerer wahrgenommen wird.

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