Mehr Mitglieder: Klimawandel bringt BUND Zulauf

Bad Salzuflen. Harald Kohls sieht auch in Krisen das Positive: &bdquo;Der Klimawandel beschert uns neue Mitstreiter", sagt der 72-Jährige. Gemeinsam mit Ehefrau Ilse und Bernd-Rainer Müller trat er 1983 dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) bei. Das Trio zeichnete sich zunächst als Ansprechpartner für Bad Salzuflen verantwortlich.

Kurz darauf wurden die Pläne für die neue Trasse der vierspurigen B 239 n bekanntgemacht und am 1. Februar 1985 wurde auf Initiative von Harald Kohls die BUND-Ortsgruppe Bad Salzuflen aus der Taufe gehoben. Zu den Mitgliedern der ersten Stunde zählten unter anderem Karin und Lothar Vogt, Carsten Drekmeier, Gerd Teuteberg-Pehle, Anne Marie Vach und Stefan Boddenberg.

Kampf gegen Atomkraft oder Luftverschmutzung Irgendwie scheint sich alles zu wiederholen: Damals wie heute war das Waldsterben, wenn auch unter anderen Vorzeichen, ein Hauptantrieb für die Arbeit der &bdquo;Freunde der Erde", wie sich die Umwelt- und Naturschützer selbst nennen. Darüber hinaus standen Themen wie der Kampf gegen Atomkraft und Luftverschmutzung auf der Agenda.

Seit Gründung der Ortsgruppe kann sich das Team um Harald Kohls eine lange Reihe erfolgreicher Initiativen auf die Fahne schreiben. So wurden bis zur flächendeckenden Einführung der Blauen Tonne pro Jahr bis zu 70 Tonnen Altpapier im Raum Bad Salzuflen gesammelt. Damals wie heute setzt sich die Ortsgruppe auch für den Schutz von Amphibien ein. In vielen Bereichen der Kurstadt (Extersche Straße, Biemser Straße, Dornenkamp) werden im Frühjahr rund drei Kilometer lange Fangzäune aufgestellt, um den Wirbeltieren auf dem Weg zu ihren Laichplätzen über die Straße zu helfen. Die Ziegelstraße und der Meierweg am Hartigsee werden dafür bei Bedarf sogar für Fahrzeuge gesperrt.

Der Schutz der Uferschwalben im Bereich der Sandgrube Waldemeine war ebenso ein Anliegen der Umweltschützer wie der Erhalt der Kopfweiden in vielen Ortsteilen und die Anlage von Streuobstwiesen. Die erste Wiese befand sich übrigens am Obernberg. 1991 wurde eine neue Wiese mit Hecken in Werl angelegt, die dem Erhalt alter Obstsorten dient und auch nach der Ernte genügend Nahrung für Wintergäste bietet.

Einsatz für das Umweltzentrum Heerser Mühle Darüber hinaus zählt die BUND-Ortsgruppe zu den Urhebern des Umweltzentrums Heerser Mühle. Der Umwelttag, Fahrrad-Sternfahrten, die Anlage des Natur- und Insektengartens, die Wiederinbetriebnahme der Wasserkraftanlage und viele andere dortigen Projekte gehen auf ihre Initiative zurück.

Besonders stolz berichtet Harald Kohls davon, dass der Verein die erste Photovoltaikanlage installiert habe, die seit nunmehr 30 Jahren Strom in das Netz der Kurstadt einspeise. Jüngste Projekte sind regelmäßige Müllsammelaktionen im Bereich der Hoffmannswiesen und die Anschaffung eines Lastenrades. Damit wollen die Aktiven die Attraktivität des Radverkehrs in der Stadt steigern. Gegen eine kleine Spende kann das Rad geliehen und für Einkaufsfahrten oder andere Touren genutzt werden.

Bei so viel Engagement bleiben Ermüdungserscheinungen nicht aus. Zuletzt kamen immer weniger Mitglieder zu Versammlungen und der Vorstand schrumpfte auf drei Personen. &bdquo;Seit dem vergangenen Jahr verzeichnen wir jedoch einen stärkeren Zulauf an neuen Interessenten", freut sich das seit 35 Jahren aktive BUND-Mitglied Ralf Plewnia (67). Es seien ältere wie jüngere Menschen hinzugekommen, die in ihrer Stadt etwas bewegen wollen.

"Fridays for Future"-Bewegung lässt Mitgliederzahl steigen Lag die Mitgliederzahl 1985 bei knapp 50 &bdquo;Freunden der Erde", so hat sich diese Zahl in diesem Jahr mit über 150 Mitstreitern mehr als verdreifacht. Ralf Plewnia bringt diesen für den BUND erfreulichen Anstieg mit den sich verschärfenden Auswirkungen der Klimakrise, dem dramatischen Artenschwund und der &bdquo;Fridays for Future"-Bewegung in Verbindung. So stünde einer Neuwahl des Vorstandes nichts mehr im Wege. Eigentlich. Denn aufgrund der Corona-Pandemie musste die für März geplante Wahl ausgesetzt werden. Die sich jetzt wieder verschärfende Situation werde erst weiter beobachtet, bevor ein neuer Anlauf gestartet werde, so Ralf Plewnia.

Mehr als 460.000 Mitglieder insgesamt Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) wurde 1975 unter anderem von Tierfilmer Bernhard Grzimek und Journalist Horst Stern gegründet und hat mehr als 460.000 Mitglieder. Er ist einer von drei anerkannten Naturschutzverbänden, der als &bdquo;Träger öffentlicher Belange" zu Planverfahren angehört werden muss. So werden etwa Stellungnahmen zu Bebauungsplänen und Straßenbauvorhaben – auch zur B 239 n – und anderen Maßnahmen abgegeben, die einen Eingriff in die Natur bedeuten. Nähere Informationen zur Ortsgruppe Bad Salzuflen unter www.bund-bad-salzuflen.de oder Tel. (05222) 795959.

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