Fledermäuse zieht es im Winter oft zu den Menschen

Bad Salzuflen. Wer an einem lauen Sommerabend einen Spaziergang durch den Stadtwald macht, hat gute Karten, bereits in der Dämmerung Fledermäuse zu sehen. Im Winter rücken einige Arten aber auch von sich aus näher an den Menschen heran. Sie suchen sich für den Winterschlaf Ritzen und Lücken in Mauern und Dächern. Dabei wählen sie vor allem bewohnte Häuser aus, erzählt Bernd Mühlenmeier, Artenschutzbeauftragter des Kreises Lippe.

Mühlenmeier beschäftigt sich seit 30 Jahren mit den Tieren, die unter besonderem Schutz stehen: So verzögerte sich der Zeitplan für den Bau der A 33, weil Rücksicht auf die seltenen Säuger genommen werden musste. Für mehrere Millionen Euro sind zwischen Halle und Borgholzhausen Grünbrücken gebaut worden, um die Flugschneise der Bechsteinfledermäuse so zu ändern, dass diese nicht zwischen den Verkehr geraten. Und auch beim kreuzungsfreien Ausbau der Schnittstelle Ostwestfalenstraße/Oerlinghauser Straße in Bad Salzuflen wurden Sommerlinden gepflanzt, die quasi als &bdquo;Leitpfosten" für die Fledermäuse dienen, damit sie nicht in fahrende Autos fliegen. Die Tiere sind &bdquo;planungsrelevant", wie Bernd Mühlenmeier sagt.

Im Bad Salzufler Stadtwald leben bis zu zwölf verschiedenen Arten. Das ist eine beachtliche Zahl, in ganz NRW sind gut 18 unterschiedliche Arten verbreitet, in Deutschland gibt es knapp über 20, schätzt Mühlenmeier. Weltweit sind es über 1000. &bdquo;Dass sie sich im Stadtwald so wohl fühlen, liegt auch an den vielen alten Bäumen, in denen die Tiere ihre Tagesverstecke beziehen." Die in Deutschland vorkommenden Arten ernähren sich von Insekten, so der Experte.

Nur drei Meter über dem Boden Wer Glück habe, könne im Stadtwald beobachten, wie die Tiere ihre Beute stellen. &bdquo;Die Breitflügelfledermaus fliegt bisweilen nur drei Meter über dem Boden." Eine besonders skurrile Jagdmethode hat das Große Mausohr: Die Tiere robben auf dem Boden ihrer Beute hinterher, bis sie das Insekt fressen können. Beobachten lasse sich das allerdings so gut wie nie, sagt Mühlenmeier. Derzeit befinden sich Fledermäuse im Winterschlaf, der grob von Ende Oktober bis Ende März dauert.

Etliche Arten suchen sich neben Verstecken im Wald und in Höhlen auch schmale Ritzen und Lücken in Dächern und Mauern oder Innenräume, in denen es möglichst wenig zieht. &bdquo;Die Tiere sind sehr kälteempfindlich und drängen sich dort gerne eng aneinander", sagt Mühlenmeier. Es sei eher eine Mär, dass die Tiere in verlassenen Gebäuden hausen. &bdquo;Dort fehlen oft die Fenster und den Zug mögen sie nicht." Lieber suchen sie sich in belebten Häusern Unterschlupf. Manchmal mit fatalen Folgen. &bdquo;Sie kommen problemlos durch auf Kipp gestellte Fenster, finden aber nicht mehr den Weg raus", sagt Mühlenmeier. Handelt es sich etwa um längere Zeit nicht genutzte Büroräume, verhungern die Tiere.

Aber nicht jeder Mensch ist begeistert, wenn er in oder an seinem Haus Fledermäuse findet, die dort in Gruppen von bis zu zehn Tieren überwintern. &bdquo;Vielen sind die Flughäute und die spitzen Zähne unheimlich", sagt Mühlenmeier. Er rät, sich in dem Fall an den Kreis Lippe oder den Naturschutzbund zu wenden, bei dem er selbst ehrenamtlich aktiv ist. Schnelle Hilfe zum Thema findet man auch auf der Webseite Fledermausschutz.de .

Bei diesem Gemeinschaftsprojekt mehrerer Naturschutzorganisationen ist Mühlenmeier einer von drei Ansprechpartnern in Lippe. &bdquo;Gut 90 Prozent der Menschen, die sich an uns wenden, weil sie zuhause Fledermäuse haben, lassen sich überzeugen, sie dort zu lassen, sobald sie mehr Informationen haben", sagt er.

Eigentlich sind die Tiere für den Menschen ungefährlich, ein paar Vorsichtsmaßnahmen sollte man aber treffen, wenn man etwa einer verletzten Fledermaus helfen will. &bdquo;Man sollte sich unbedingt dicke Handschuhe anziehen, falls sie beißt." Bei einer Breitflügelfledermaus, die im Extertal gefunden wurde, war Anfang Oktober eine Form der Tollwut festgestellt worden, ein seltener Fall. &bdquo;Von Kot, Jungtieren oder Tieren im Winterschlaf geht aber keine Gefahr aus", beruhigt Bernd Mühlenmeier.

Info: Wer Fledermäusen helfen möchte, kann das auf mehrere Arten tun, erklärt Bernd Mühlenmeier, Artenschutzbeauftragter des Kreises Lippe. Die einfachste: Wer alte Bäume im Garten stehen hat, sollte diese nach Möglichkeit nicht fällen. Dort finden Fledermäuse Unterschlupf. Zudem freuen sich die Tiere an Häusern über Holz- und Schieferverkleidungen, Fensterläden, Rollladenkästen oder Nischen am Dach, in denen sie Quartier beziehen können – also über Gebäude, an denen nicht alles hermetisch abgedichtet ist. Alternativ kann man auch Fledermauskästen am Haus aufhängen. Die Tiere profitieren darüber hinaus von insektenfreundlichen Blühwiesen, da sie sich von Insekten ernähren.

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