Baustelle in Bad Salzuflen: Die Nerven liegen teilweise blank

Bad Salzuflen. &bdquo;Mit dem Rad wäre ich fünf Mal schneller da gewesen." Eine LZ-Leserin, die am Asenberg wohnt, wollte am Samstag kurz mit dem Auto zum Marktkauf in den Hoffmannspark. &bdquo;Kurz" war allerdings unmöglich: Sie benötigte eine quälend lange Zeit. So wie der LZ-Leserin geht es aktuell jeden Tag Tausenden Autofahrern. Der Grund ist die Baustelle in Höhe Rathaus.

Seit einer Woche herrscht rund um den Knotenpunkt Rudolph-Brandes-Allee/Walhallastraße/Lockhauser Straße/Schloßstraße insbesondere zu Stoßzeiten ein Verkehrschaos. Teilweise liegen die Nerven der wartenden Autofahrer derart blank, dass sie waghalsige Manöver unternehmen. So wurde beispielsweise am Dienstagmorgen ein Opel-Fahrer dabei beobachtet, wie er in der Kurve hinter dem Rathaus (Rieste-/Schützenstraße) mehrere Autos im Stau überholte, um weiter nach vorne zu kommen. Ein Lkw-Fahrer versuchte den rücksichtslosen Opel-Fahrer zu stoppen – erfolglos. Dafür stellte er ihn zur Rede und will jetzt Anzeige erstatten.

&bdquo;Eigene" Umleitungen Baubeginn auf der Kreuzung am Rathaus war am vergangenen Mittwoch. Seitdem kommt der Verkehr nicht mehr aus der Walhallastraße und der Schloßstraße auf die Rudolph-Brandes-Allee und die Lockhauser Straße. Umleitungen über die Wasserfuhr und die Schloßstraße/Lagesche Straße sind ausgeschildert. Allerdings suchen sich Ortskundige auch andere Wege.

Der Verkehr auf der Rudolph-Brandes-Allee wird auf zwei Behelfsfahrspuren in beide Richtungen aufrechterhalten. In die Walhallastraße kann aus keiner Richtung eingefahren werden. Auf dem kurzen Stück zwischen der Kreuzung zur Rudolph-Brandes-Allee und zur Wasserfuhr/Beetstraße sind normalerweise 13.500 Kfz pro Tag unterwegs, wie die letzte Verkehrszählung 2015 ergeben hat. Zum Vergleich: Auf der vierspurigen Rudolph-Brandes-Allee sind es knapp 21.000, in der Beetstraße 16.000 Kfz in 24 Stunden.

Buckel wird abgeflacht Insgesamt investiert der Landesbetrieb Straßenbau rund 1,3 Millionen Euro in die Sanierung der Rudolph-Brandes-Allee und der Bahnhofstraße (L 712). Begonnen wurde mit der Maßnahme im vergangen Jahr. Allerdings haben diese Arbeiten noch ein &bdquo;Nachspiel": Wie berichtet, ist der neue Belag auf der Bahnhofstraße in Fahrtrichtung Ostertor wellig. Daher führt der Landesbetrieb laut Sprecher Sven Johanning aktuell Gespräche mit der ausführenden Firma, wie der Mangel beseitigt werden kann.

Durch die Arbeiten an der Kreuzung am Rathaus soll auch der stadtbekannte &bdquo;Buckel" entschärft werden, der besonders beim Durchfahren von der Walhallastraße in Richtung Lockhauser Straße zu spüren war. &bdquo;Ob der Buckel ganz verschwindet, können wir allerdings noch nicht sagen. Aber kleiner wird er auf alle Fälle". so Johanning.

Das sagt die Polizei Sie kann bestätigen, dass die Verkehrsprobleme rund ums Rathaus gerade im Berufsverkehr groß sind. &bdquo;Das ist ein Nadelöhr", sagt Lippes Polizeisprecherin Dr. Laura Merks. Die Verkehrsteilnehmer sollten sich auf die Staus einstellen, entsprechend mehr Zeit einplanen und Geduld haben. &bdquo;Die Baustelle hat ja einen Sinn und wird auch wieder verschwinden", sagt Merks.

Wann? Sven Johanning vom Landesbetrieb Straßenbau sagt, dass die Arbeiten aktuell laut Plan laufen. Er geht daher davon aus, dass die Kreuzung noch vor Ostern – also Mitte nächster Woche – wieder freigegeben werden kann.

Nach der Baustelle ist vor der Baustelle Das wird es aber mit der Rudolph-Brandes-Allee noch nicht gewesen sein. Es müssen noch die vier Fahrspuren vom Rathaus Richtung Bahnhof bis in Höhe des bereits fertig gestellten Abschnittes saniert werden. Dieses rund 800 Meter lange Teilstück soll auch noch in diesem Jahr in Angriff genommen werden. Für die Bauzeit stehen dann wieder nur zwei Fahrspuren zur Verfügung.

Atempause Eine andere Operation am offenen Verkehrsherzen in Bad Salzuflen wird allerdings wahrscheinlich verschoben. Die seit längerem geplante Sanierung der Beetstraße beginnt frühestens im kommenden Jahr. Möglicherweise aber auch erst 2023, so Johanning. Grund sei der hohe Planungs- und Abstimmungsaufwand für die Maßnahme, da parallel zu den Arbeiten an der Straße auch eine Kanalsanierung vorgesehen ist.

Auch auf der Oerlinghauser Straße kommt es zu Verzögerungen Autos, soweit das Auge reicht: So sieht die Verkehrssituation derzeit nicht nur rund ums Rathaus aus (siehe Text oben). Auch auf der Oerlinghauser Straße kommt es zu einer höheren Belastung. Wer vom Bahnhof Schötmar aus kommt und in Richtung Leopoldshöhe will, muss vor der Kreuzung &bdquo;Am Zubringer" (B 239) mit einer längeren Wartezeit rechnen. Das regt den Schötmaraner Stanislav Jan Straka auf.

&bdquo;Es gibt blöde Ampelregelungen, und es gibt ganz blöde. Eine von denen ist die Ampel an der Kreuzung B 239 und Oerlinghauser Straße. Hier kommen nur wenige Fahrzeuge durch", sagt er. Das kann auch Tobias Ehlebracht vom Raiffeisen-Markt bestätigen: &bdquo;Zu Stoßzeiten ist hier schon ordentlich was los." Dass es sich bis zum Markt gestaut hat, habe er allerdings noch nicht erlebt. Birgit Rietz von der ebenfalls an der Oerlinghauser Straße ansässigen Salzufler Tafel sagt: &bdquo;Es staut sich ganz schön. Wegen der Baustelle auf der Rudolph-Brandes-Allee ist es jetzt noch extremer. Ich habe mich damit aber arrangiert." Carsten Null von der DEVK hat sein Büro ebenfalls an der Oerlinghauser Straße. Er sieht das Problem nicht in der Ampel, sondern im stetig zunehmenden Verkehr.

Ein Besuch vor Ort am Dienstagmittag belegt die Schilderungen. Oft schaffen es vier bis fünf Autos während einer Grünphase über die Kreuzung – weitere ein bis zwei Fahrzeuge, die bei orange oder rot gefahren sind, kommen hinzu. Straka, der die Straße nach eigenen Angaben fast täglich zwischen 10 und 11 Uhr befährt, fordert daher: &bdquo;Die Grünphase sollte länger sein. Man wird hier schon fast gezwungen, bei rot zu fahren." Vergangene Woche habe er es sogar erlebt, dass sich der Verkehr bis zur Asper Straße zurückgestaut hat. Das sei nicht hinzunehmen.

Der Stadt Bad Salzuflen ist das Problem bekannt, sagt Sprecherin Peggy Gajewi. Sie könne aber nicht viel machen, außer die Beschwerden der Bürger an den zuständigen Straßenbaulastträger weiterzugeben. Das ist in diesem Fall: &bdquo;Straßen.NRW". Pressesprecher Sven Johanning erklärt auf Nachfrage: &bdquo;Die derzeitige Belastung der Oerlinghauser Straße hängt mit der Baustelle auf der Kreuzung Rudolph-Brandes-Allee/Walhallastraße zusammen." Er empfiehlt daher die offizielle Umleitung über die Wasserfuhr und die Schloßstraße/Lagesche Straße.

Doch die Baustelle als Ausrede lässt Stanislav Jan Straka nicht gelten: &bdquo;Auch im Normalfall staut es sich hier, sonst würde ich mich nicht beschweren. Alle sind genervt davon. Die Schlange wäre nicht, würden drei Autos mehr durchkommen. Das kann doch nicht zu viel verlangt sein." Laut Johanning lässt die Ampel aufgrund der Verkehrsverhältnisse tatsächlich vorrangig die Fahrzeuge auf der B 239 (18.700 Fahrzeuge täglich) und aus Richtung Leopoldshöhe (9200 Fahrzeuge täglich) durch. Für die Oerlinghauser Straße aus Schötmar kommend liegen ihm keine Zahlen vor. &bdquo;Würden wir die Schaltung ändern, wäre das ein großer Eingriff, der das Problem nur verlagern würde", meint er.

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