Aggressiver Schwan macht Salzufler Kurparksee unsicher

Bad Salzuflen . In der Kurstadt ist tierisch was los – und das im wörtlichen Sinne. Am Kurparksee macht ein rabiater Schwan die Gegend unsicher, so dass das Staatsbad besondere Verhaltensregeln für Besucher aufgestellt hat (siehe unten). Deutlich entspannter ist die Situation dagegen auf einem rund 20 Meter hohen Schornstein an der Ecke Werler Straße/Bahnhofstraße. Dort könnte sich bald gefiederter Nachwuchs einstellen.

Doch zurück zum Schwan: Dieser gibt sich nach den Beobachtungen einer Leserbriefschreiberin ungemein aggressiv. Der Schwan verscheuche andere Tiere aus dem Kurparksee und töte sogar frisch geschlüpfte Wasservögel, heißt es in dem Leserbrief. Auch vor Menschen baue sich der männliche Schwan bedrohlich auf. Der &bdquo;Problemvogel" ist dem Staatsbad bekannt. &bdquo;Wir wurden von der Verfasserin des Leserbriefes auf die aktuellen Vorfälle aufmerksam gemacht", teilt die Pressesprecherin des Staatsbades, Doris Halgmann-Bole, auf Anfrage der Redaktion mit.

Und weiter: &bdquo;Uns ist es sehr wichtig, hier gewissenhaft vorzugehen, denn auch wir freuen uns über die Wasservogelvielfalt rund um die Kurparkseen. Wir haben uns deshalb bei verschiedenen Institutionen und Experten Rat eingeholt, zum Beispiel beim Nabu-Kreisverband, im Vogelpark Heiligenkirchen, bei Artenschutzbeauftragten und einem Ornithologen."

Natürliches Verhalten in der Brutzeit

Die einhellige Meinung der Experten laute: Der Schwan zeige ein natürliches Verhalten, insbesondere während der aktuellen Brutzeit. &bdquo;Ein Umsiedeln des Schwanenpaares, vor allem während dieser Zeit, und damit ein Eingreifen in die Natur ist untersagt. Es gibt darüber hinaus kaum Möglichkeiten, ein neues Zuhause für das Schwanenpaar zu finden", so Halgmann-Bole.

Schwäne brüten nur einmal im Jahr und legen meist Ende April ihre Eier. In der rund vierwöchigen Brutzeit und in den ersten Wochen nach dem Schlüpfen der Jungen sind sie besonders wachsam und verteidigen ihren Nachwuchs eifrig.

Ein Wildtier in Aktion

Das Fazit aus Sicht des Staatsbades: &bdquo;Wir sind hier Zeugen der natürlichen Verhaltensweise eines Wildtiers. Es handelt sich um einen sehr aggressiven, aber nicht unnormalen Arterhaltungstrieb, den wir in der Natur akzeptieren müssen – auch, wenn es uns in dieser Situation allen sehr schwerfällt, weil direkt vor unseren Augen andere Tiere darunter leiden."

Ebenfalls &bdquo;in froher Erwartung" ist offenbar ein anderes gefiedertes Paar. Seit gut drei Wochen nisten zwei Störche auf einem rund 20 Meter hohen alten Schornstein an der Ecke Werler Straße/Bahnhofstraße.

Der Schlot gehört zur ehemaligen Bonbonfabrik Valetta. &bdquo;Er war mit dem Kesselhaus verbunden", erklärt Jörn Stahn. Er ist Geschäftsführer von &bdquo;SL Autoglas Bad Salzuflen". Der Betrieb befindet sich laut Stahn seit mehr als 30 Jahren an dem Standort. Wie er weiter berichtet, habe der Eigentümer des ehemaligen Fabrikgebäudes schon vor vielen Jahren eine Metallkonstruktion auf dem Schornstein angebracht, um Störchen das Bauen eines Nestes zu erleichtern. &bdquo;Vor rund zehn Jahren war ein einzelner Storch für eine gewisse Zeit da oben und hat eifrig geklappert. Der hat aber offenbar keine ,Frau gefunden", schmunzelt Stahn. Jetzt beobachte er erstmals ein Pärchen in der Höhe. &bdquo;Das Weibchen sieht man seit einiger Zeit seltener." Für Spannung an der Werler Straße ist also gesorgt.

Kein ungewöhnlicher Ort für ein Nest

Aber ist es nicht ungewöhnlich, dass sich ein Storchenpaar nahe der Innenstadt, an zwei sehr belebten Straßen und in Wurfweite einer Bahntrasse zum Nachwuchszeugen niederlässt? &bdquo;Ganz und gar nicht", sagt Ulrich Kaminsky vom Umweltzentrum Heerser Mühle ( UWZ ).

Er hat bei Touren in den neuen Bundesländern viele Storchenpaare an Straßen und mitten in Gewerbegebieten brüten sehen. &bdquo;Verkehrs- oder Produktionslärm macht ihnen offenbar nichts aus. Hauptsache, das Nest befindet sich in einer Höhe, an die niemand so leicht dran kommt und in der die Tiere einen prima Überblick haben."

Im UWZ befindet sich seit dem vergangenen Jahr ebenfalls eine Nistmöglichkeit für Störche – ein alter Stadtwerke-Mast mit einem quer montierten Wagenrad an der Spitze. &bdquo;Hier hat in den vergangenen Wochen hin und wieder ein Storch vorbei geschaut, aber zu mehr hat es leider noch nicht gereicht", sagt Kaminsky . &bdquo;Neidisch" auf die erfolgreiche Schornstein-Konkurrenz an der Werler Straße ist er nicht. &bdquo;Es ist wunderbar, dass Störche wie zum Beispiel auch Zauneidechsen oder Biber wieder auf dem Vormarsch sind."

Verhaltensregeln am Kurparksee

Wegen des aggressiven Verhaltens eines Schwans am Kurparksee in der aktuellen Brutzeit bittet das Staatsbad die Gäste, Abstand vom Ufer und von den Tieren zu halten. Auch das Füttern der Enten sollte unterbleiben. Schnellstmöglich soll zudem eine Hinweistafel mit Informationen über die tierischen Bewohner, ihr Verhalten und den Umgang mit ihnen in Ufernähe aufgestellt werden. Falls LZ-Leser Erfahrungen mit solchen Situation haben und Lösungen empfehlen können, freut sich das Staatsbad über Tipps: Tel. (05222) 183-0.

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