Bundestagskandidaten stellen sich Schülerfragen

Bad Salzuflen . Klimawandel, Lehrermangel und der Zustand der Welt: Es gab viel zu besprechen, als sich die Bundestagskandidaten der sechs großen Parteien am vergangenen Mittwoch rund 750 Schülerinnen und Schülern des Rudolph-Brandes-Gymnasiums vorgestellt haben. Vertreter von CDU, SPD, Grünen, AfD, Linken und FDP präsentierten der Schülerschaft ab Klasse 7 ihre politischen Ideen. Die Aspiranten auf einen Sitz im Bundestag waren online zugeschaltet, die Schüler saßen verteilt in der Aula und in verschiedenen Klassenräumen.

Interessiert verfolgten die Jugendlichen die Ausführungen der Politiker. Die Schüler hatten auch allerhand Fragen an die Bundestagskandidaten, zum Beispiel wie sie zum Zentralabitur stehen. Die Antwort: Im Prinzip sinnvoll, allerdings schwer umsetzbar, da Schule Ländersache ist. Einzig Grünen-Kandidat Robin Wagener brach aus dem Konsens aus. Er halte die zentrale Prüfung nicht für sinnvoll. &bdquo;Aber das Abitur muss vergleichbar sein."

"Saturdays for Future"

Unterschiedliche Ansichten gab es erwartungsgemäß zum Thema &bdquo;Fridays for Future". Unter dem Slogan hatten sich vor allem vor der Pandemie viele Jugendliche freitags zusammengetan, um die Politik aufzufordern, energischer gegen den Klimawandel vorzugehen. Ob die Politiker &bdquo;Fridays for Future" befürworten oder nicht, wollte eine Schülerin wissen. Ein uneingeschränktes Ja gab es wenig überraschend von Robin Wagener: &bdquo;Ich finde es total richtig." Es sei gut, wenn Aktivisten die Politik antrieben, mehr gegen den Klimawandel zu tun, dabei schloss er seine eigene Partei ausdrücklich mit ein. Auch Jürgen Berghahn von der SPD hielt die Demonstrationen für &bdquo;angebracht". Er finde es gut, wenn Menschen sich engagieren. Der Klimaschutz gehe alle an. Unterstützung gab es auch von Linken-Politiker Walter Brinkmann: &bdquo;Ich habe selbst schon an Aktionen von ,Fridays for Future teilgenommen."

Kerstin Vieregge (CDU) wäre es dagegen lieber, die Bewegung hätte sich unter dem Motto &bdquo;Saturdays for Future" zusammengefunden, damit der Freitag der Schule vorbehalten bleibt. Christian Sauter (FDP) sagte, er finde es positiv, wenn Menschen sich einbringen. &bdquo;Auch wenn ich nicht alle Ziele teile." Deutlicher wurde AfD-Mann Udo Hemmelgarn: &bdquo;Ich habe den Eindruck, dass die junge Generation vor den Karren gespannt wird."

Kleinere Klassen für weniger Stress

Ein Schüler wollte gerne wissen, wie die Politiker die Berufe Lehrer und Erzieher attraktiver machen wollen, um gegen den Personalmangel anzugehen. Sie habe auch keine Lösung, sagte Kerstin Vieregge (CDU), die damit Heiterkeit im Auditorium auslöste. Man müsse vielleicht über die Bezahlung und Weiterbildungsmöglichkeiten nachdenken, fügte sie hinzu. Auch sei der Einsatz von &bdquo;Fachkräften aus dem Ausland" denkbar. Auch die anderen Politiker hatten aus dem Stegreif keine allgemeingültige Lösung parat. Linken-Kandidat Brinkmann regte an, dass kleinere Klassen den Job als Lehrer attraktiver machten könnten, da der Stressfaktor so geringer sei. Er stelle fest, dass viele Pädagogen ihren Beruf aufgrund der Belastung schon vor dem Eintritt in das Rentenalter aufgeben würden.

Auch zum Klimawandel und zur Vermüllung der Meere nahmen die Politiker Stellung. Dabei attestierte Sozialdemokrat Berghahn Deutschland eine Vorbildfunktion, was das Recyceln von Müll betrifft. Gleichwohl handele es sich um ein globales Problem. &bdquo;Wir können es nicht alleine lösen." Darin waren sich soweit alle einig.

Top-Thema für die Vereinten Nationen

Ein Schüler wollte daraufhin wissen, wie die Politik denn Einfluss auf andere Länder nehmen wolle, um die Klimakrise zu lösen. Hemmelgarn (AfD) will über die Entwicklungshilfe Einfluss nehmen und sie an Vorgaben koppeln. Sozialdemokrat Berghahn schlug vor, über die Handelsbeziehungen Druck auszuüben. Linken-Kandidat Brinkmann zeigte sich eher skeptisch, dass Deutschland Druck auf die USA oder China ausüben könne. Auch war er nicht der Ansicht, dass Deutschland tatsächlich so beispielhaft vorangehe. Auch Robin Wagener betonte, Deutschland müsse erst seine eigenen Hausaufgaben machen. Vieregge (CDU) will den Klimaschutz zum &bdquo;Top-Thema" bei der UNO machen.

Wahl wird simuliert Die Organisatorinnen der Schülervertretung zeigten sich im Anschluss zufrieden mit der Diskussion. Junior-Schulsprecherin Alani Schreyer (13) glaubt, dass solche Veranstaltungen Jugendliche dazu anregen, sich mit Politik auseinanderzusetzen. Die Schülerschaft sei interessiert bei der Sache gewesen, stellte Nele Reschinsky fest. Die 16-Jährige hatte die Idee zu der Veranstaltung, die Schülervertretung und Lehrerschaft dann gemeinsam umsetzten. Auch wenn sie bei den anstehenden Bundestagswahlen noch nicht mitabstimmen darf: &bdquo;Ich würde mir das aber schon zutrauen."

Schülersprecherin Kim Wieking darf ihre Stimme abgeben, sie ist bereits 18. Ob die Diskussion ihre Wahlentscheidung beeinflusst hat? Das glaubt sie nicht, dennoch will sie die Argumente noch mal abwägen. Dazu haben die Schüler jetzt Gelegenheit, denn in der kommenden Woche will das Gymnasium ab Klasse 7 eine Bundestagswahl simulieren: mit Wahlzettel und Urne.

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