Polizeihund: Ein "Hilfsmittel körperlicher Gewalt" mit Herz und Charakter

Bad Salzuflen/Detmold. Wenn der 37 Kilogramm schwere belgische Schäferhund &bdquo;Butz" in vollem Lauf auf einen zu rennt, ist man froh, dass er in Frieden kommt. Einbrecher möchte man in diesem Moment nicht sein. &bdquo;Butz" ist seit gut einem Jahr als Polizeihund im Kreis Lippe unterwegs, in den Städten wie Bad Salzuflen genauso wie auf dem Land. Zusammen mit Sebastian Schmidt bildet der als Schutzhund ausgebildete Vierbeiner ein Team. Wir stellen ihn in unserer Serie &bdquo;Auf den Hund gekommen" vor, in der es um Vierbeiner mit besonderen Fähigkeiten geht.

Sebastian Schmidt heißt eigentlich anders, da er aber auch verdeckt im Einsatz ist, soll seine Identität an dieser Stelle anonym bleiben. Der 29-Jährige ist seit 2014 bei der Polizei, den Großteil davon im sogenannten Wach- und Wechseldienst – also auf Streife. Vor etwas mehr als einem Jahr bewarb er sich auf eine offene Stelle als Hundeführer mit Dienstsitz in Detmold. &bdquo;Ich bin mit Hunden aufgewachsen", berichtet der Familienvater. Nachdem er eine Zeit lang bei einem bereits erfahrenen Hundeführer &bdquo;hospitiert" hat, war für ihn klar: Das will er auch.

Seit gut einem Jahr sind Hund und Halter 24 Stunden am Tag zusammen. Denn bei der Polizei ist es üblich, dass die Tiere bei den Hundeführern wohnen. Er habe zwar auch einen Zwinger, berichtet Schmidt. &bdquo;Aber die meiste Zeit lebt ,Butz bei uns im Haus." Mit einem klassischen Familienhund habe der Malinois – so der Name der Rasse – aber wenig zu tun, berichtet der Beamte.

&bdquo;Hilfsmittel körperlicher Gewalt" Denn technisch gesehen handelt es sich bei dem Tier für die Polizei um ein &bdquo;Hilfsmittel körperlicher Gewalt", wie Schmidt sagt. Vergleichbar mit Pfefferspray. Folgerichtig muss der Hund eine – vom Hundeführer beherrschbare – Grundaggressivität und einen Wehrtrieb haben. &bdquo;Wenn es gefährlich wird, darf er nicht den Rückwärtsgang einlegen", erklärt Schmidt. Aber auch Spieltrieb ist gefragt. Diese Kombination macht den Malinois bei der Polizei begehrt.

&bdquo;Es ist gar nicht so leicht, genug Hunde zu finden", berichtet Schmidt. Daher gehen die Ausbilder durchaus ungewöhnliche Wege. Zwar züchtet die Polizei im &bdquo;Zentralen Fortbildungszentrum für Diensthundwesen" in Schloß Holte-Stukenbrock selbst, Hunde stammen aber auch von privaten Züchtern oder aus dem Tierheim. &bdquo;Der Malinois ist ein Hund, der mental und physisch gefordert werden will", erklärt der Beamte. Sonst werde das Tier unleidlich. &bdquo;Es ist kein Hund, mit dem man morgens und abends eine Viertelstunde rausgeht und ihn dazwischen acht Stunden alleine lassen kann."

Das stellen einige Menschen zu spät fest, und die Hunde landen schließlich im Tierheim. &bdquo;Für uns können sie aber genau richtig sein", sagt Schmidt. &bdquo;Es gibt auch ein Tier, das wir über Ebay-Kleinanzeigen gefunden haben." &bdquo;Butz" hat er allerdings über einen Kollegen bekommen. Zusammen haben er und der Hund die mehrmonatige Grundausbildung zum Diensthundführer in Schloß Holte-Stukenbrock absolviert, damit ist die Ausbildung aber nicht vorbei. &bdquo;Wir wachsen jeden Tag weiter zusammen", sagt Schmidt. Eine gewisse Geduld müsse man mitbringen, nicht immer klappe alles auf Anhieb. Im Unterschied zu einer Dose Pfefferspray habe das Tier einen eigenen Charakter. &bdquo;Jeder Hund hat Eigenarten", sagt Schmidt.

Butz wartet auf den nächsten Einbrecher Seine Feuerprobe hat &bdquo;Butz" noch vor sich. Einen Einbrecher habe er noch nicht auf frischer Tat geschnappt. Denn das ist eines der Haupttätigkeitsfelder. &bdquo;Wenn der Verdacht besteht, dass Eindringlinge noch im Gebäude sind, rufen die Kollegen mich an", sagt Schmidt

Würde der Hund den Straftäter finden, soll er ihn &bdquo;verbellen", so Schmidt. Vorausgesetzt der Dieb verhält sich &bdquo;passiv". Rennt er weg, muss er damit rechnen, ins Bein gebissen zu werden. Die Polizei setzt Hunde auch bei Fußballspielen oder Demonstrationen ein, wenn es brenzlig wird. Der martialische Eindruck, den die Tiere machen, wenn sie mit Maulkorb neben den uniformierten Beamten stehen, ist durchaus gewollt. Unruhestifter sollen so abgeschreckt werden. Gerade versucht Schmidt, dem Hund mit dem Anlegen unterschiedlicher Halsbänder beizubringen, wann er im Dienst ist (breites Halsband) und wann er Freizeit hat (schmales Halsband). &bdquo;Im Dienst ist eine gewisse Aggressivität gewünscht, die ich privat nicht sehen will", sagt Schmidt. Neben ihm gibt es noch zwei weitere Hundeführer bei der Polizei Lippe. &bdquo;Das sind erfahrene Kollegen, die ich immer um Rat fragen kann."

Da Schmidt nicht wie seine Kollegen beim Streifendienst mit einem weiteren Beamten unterwegs ist, muss er sich auf &bdquo;Butz" verlassen können. Vermutlich werden die beiden bis zum Ende des Hundelebens zusammen bleiben. Denn auch wenn die Tiere nach etwa zehn Jahren in Pension gehen, weil sie nicht mehr fit genug für den Dienst sind, leben sie in der Regel weiter bei den Hundeführern. Das habe sich das Tier verdient, sagt Schmidt. &bdquo;Denn ,Butz muss ja bereit sein, für mich im Notfall durchs Feuer zu gehen."

Polizeihund: Ein "Hilfsmittel körperlicher Gewalt" mit Herz und Charakter

Süßer Nachwuchs im Kreis Paderborn: Wie Welpen zu Polizeihunden werden

Ein Hund, der gerne planscht, lebt seit mehr als 560 Tagen im Tierheim Bad Salzuflen

Keine Chance für Tierdiebe: So schützen Sie Ihren Hund

47 Hunde aus Gammel-Haus gerettet - so entwickeln sich die Tiere in Bielefeld

Bielefelds Tierschützer entsetzt: Frau lässt 47 Hunde in Gammel-Haus zurück - mit Fotos

Verein in Nordlippe gibt ungewollten Vierbeinern eine zweite Chance

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €