Ein Hund, der gerne planscht, lebt seit mehr als 560 Tagen im Tierheim Bad Salzuflen

Bad Salzuflen. Seit rund 560 Tagen lebt die belgische Schäferhündin &bdquo;Sasha“ im Tierheim Bad Salzuflen – ohne Aussicht auf baldige Vermittlung. Warum sich bislang niemand für sie entschieden hat, kann selbst Melanie Vogt, die Leiterin des Hundehauses, nicht recht erklären: &bdquo;Sie ist freundlich, lieb, sehr verträglich – eigentlich ideal für eine Familie“, sagt Vogt.

&bdquo;Sasha“ ist etwa drei Jahre alt und stammt ursprünglich aus Rumänien. Über eine dortige Tierschutzorganisation kam sie nach Deutschland, wo sie im Tierheim auf ein neues Zuhause wartet – bislang vergeblich. In der Serie &bdquo;Unvermittelt“ stellen wir Tiere vor, die im Heim an der Ziegelstraße leben und es besonders schwer haben, neue Halter zu finden. Bei &bdquo;Sasha“ liegt das möglicherweise an ihrer Rasse – und an einem körperlichen Handicap.

Die Hündin ist ein sogenannter Malinois, eine Varietät des Belgischen Schäferhundes. Diese Rasse ist bekannt für ihre Intelligenz, hohe Arbeitsbereitschaft und starke Bindung an ihre Bezugsperson. Malinois werden häufig bei Polizei und Militär eingesetzt.

Lernfähig und sensibel Sie gelten als äußerst lernfähig, sensibel, bewegungsfreudig – und anspruchsvoll. &bdquo;Malinois brauchen eine konsequente Führung, sie sind nichts für Anfänger“, sagt Vogt. Das trifft auch auf &bdquo;Sasha“ zu. Zwar ist sie sozial und freundlich, aber eben auch sehr wachsam und reaktionsschnell.

&bdquo;Sie läuft Radfahrern hinterher, nicht um zu beißen, aber aus Jagdtrieb. Das kann gefährlich sein, wenn sich jemand erschreckt“, erklärt Vogt. &bdquo;Sasha“ braucht deshalb Halterinnen oder Halter, die sich mit der Rasse auskennen – und die Lust haben, sich aktiv mit ihr zu beschäftigen.

Gleichzeitig schränkt eine alte Verletzung ihre körperliche Belastbarkeit ein. Vorne links musste ihr ein Knochensplitter entfernt werden. Die Operation verlief gut, wie Björn Schakat vom Vorstand des Tierheims sagt. Doch unter Belastung beginnt &bdquo;Sasha“ leicht zu hinken.

Kein Sofa-Hund &bdquo;Das merkt man zum Beispiel, wenn sie länger rennt“, sagt Vogt. Das macht die Vermittlung schwierig: Für Menschen, die einen sportlichen Hund suchen, ist Sasha körperlich nicht fit genug. Und wer nur einen genügsamen Sofa-Hund sucht, ist mit einem Malinois generell schlecht beraten. Denn trotz des Handicaps hat &bdquo;Sasha“ einen ausgeprägten Bewegungsdrang. Sie läuft gerne am Fahrrad mit, begleitet Jogger und liebt das Wasser. &bdquo;Sie springt im Tierheim regelmäßig ins Planschbecken. Auch in der Werre schwimmt sie begeistert“, berichtet Vogt.

Idealerweise sollte ihr neues Zuhause daher einen Garten haben – vielleicht sogar mit einem kleinen Becken. Auch in einer Mietwohnung wäre &bdquo;Sasha“ grundsätzlich denkbar, solange ein Balkon zum Beobachten vorhanden ist. Wichtiger ist aber die Umgebung: ruhig, ländlich, reizarm. &bdquo;Nicht an einer Hauptstraße, nicht mitten in der Stadt“, sagt Schakat. Denn zu viele Reize überfordern die sensible Hündin.

Verhältnismäßig klein und gut zu führen Mit ihren rund 22 Kilogramm Gewicht ist &bdquo;Sasha“ für einen Malinois eher klein und gut zu führen. Derzeit sind keine weiteren Tierarztkosten zu erwarten. Die Gelenk-Operation ist abgeschlossen, &bdquo;Sasha“ gilt als gesund. Dennoch sollte man – wie bei vielen Schäferhundrassen – mit zunehmendem Alter mit Arthrose rechnen. Auch andere typische Rassemerkmale wie Hüftdysplasie, Epilepsie oder Augenerkrankungen können bei Malinois auftreten.

Derzeit zeigt &bdquo;Sasha“ jedoch keine entsprechenden Symptome. Ihr Verhalten spreche eher für eine stabile, lernwillige Hündin, die geistig gefordert werden möchte, so Vogt. Typisch Malinois eben: klug, sensibel, arbeitsbereit. Doch genau das mache sie zur Herausforderung – besonders in Kombination mit dem körperlichen Handicap.

&bdquo;Sasha“ brauche Menschen, die beides mitbringen: Geduld und Erfahrung. Und die bereit sind, ihre Lebenswelt auf die Bedürfnisse eines Hundes zuzuschneiden, der sich nicht mit Spaziergängen um den Block begnügt. Aber wer sich auf sie einlasse, bekomme eine treue, wache und anhängliche Begleiterin – und die Chance, einer langen Tierheim-Geschichte doch noch ein gutes Ende zu geben.

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