Dr. Johann Malcher will mehr Mitspracherecht für die Schötmaraner

Bad Salzuflen-Schötmar . Hier an der Heldmanstraße, direkt vor dem Eingang zur Bäckerei Wiebusch, begann 2017 die kommunalpolitische Karriere von Dr. Johann Malcher. 2014 war der Sozialwissenschaftler, der Kommunen in Fragen von Personalorganisation und Verwaltungsstruktur berät, mit Frau und drei Kindern aus Potsdam nach Bad Salzuflen gezogen, weil seine Frau eine Stelle als Professorin an der Fachhochschule Bielefeld angetreten hatte.

Seine Töchter, heute 15 und 14 Jahre alt, besuchten damals die Grundschule Wasserfuhr. &bdquo;Jeden Tag überquerten sie auf dem Schulweg den Zebrastreifen", erzählt der gebürtige Bayer. Im Zuge einer Straßensanierung wollte die Verwaltung die Querungshilfe aber abschaffen, da sie nicht regelkonform sei, so die damalige Begründung.

Das wollte Malcher nicht gelten lassen. Für ihn trägt der Zebrastreifen maßgeblich zur Verkehrssicherheit bei. An drei Sonntagen stellte er sich morgens vor die Bäckerei und sammelte Unterschriften für den Erhalt des Fußgängerüberwegs. Unterstützt wurde er von einigen Mitstreitern und dem Chef der Bäckerei, der die Unterschriftenliste auch in seinem Geschäft auslegte.

&bdquo;Über 200 Unterschriften haben wir gesammelt, der Zebrastreifen ist geblieben", sagt Malcher. Und das, obwohl ihm ein erfahrenes Ratsmitglied zuvor gesagt habe, dass sein Einsatz vergebene Liebesmüh sei: Die Politik werde ohnehin dem Ansinnen der Verwaltung folgen und den Zebrastreifen abschaffen. So kam es aber nicht: Der zuständige Hauptausschuss stimmte einmütig für den Erhalt. Für Malcher ein Paradebeispiel, dass Bürgerinnen und Bürger etwas bewegen können und für ihn Anlass, sich intensiver mit lokalpolitischen Fragen zu befassen.

Bislang hat sich nichts geändert Im vergangenen Jahr trat er dann &bdquo;relativ spontan", wie er sagt, als parteiloser Einzelkandidat im Wahlbezirk 120 (Grundschule Schötmar Kirchplatz) an und erhielt aus dem Stand knapp 29 Prozent der Stimmen. Malcher ließ etablierte Konkurrenten von SPD und CDU hinter sich und schaffte den direkten Einzug in den Rat. Seit diesem Jahr ist er auch Vorsitzender des Ortsausschusses von Schötmar – vorgeschlagen hatte ihn die SPD, die auf eine eigene Kandidatur verzichtete.

Für Malcher ist der Ortsausschuss ein wichtiges Gremium, dem aber aus seiner Sicht seitens der Verwaltung zu wenig Bedeutung beigemessen werde und das neben den Fachausschüssen ein eher stiefmütterliches Dasein friste.

Das fange schon damit an, dass die Ortsausschüsse seitens der Stadt in den Sitzungen, anders als bei den Fachausschüssen, nicht von einem Mitarbeiter der Verwaltung begleitet werden, und ende damit, dass die Ausschussmitglieder sich selbst darum kümmern müssen, das Protokoll geführt wird. In der Tat haben die Ortsausschüsse vergleichsweise wenig zu melden. Ihre Beschlüsse sind für die Verwaltung nicht verbindlich und haben lediglich den Charakter einer Empfehlung. Für Malcher ist das unverständlich: &bdquo;Gerade hier vor Ort geht es doch um Entscheidungen, die den Bürger direkt betreffen und wo Politik greifbar wird."

Demzufolge will er, dass Bürgerinnen und Bürger mehr Mitspracherecht bekommen. Bereits im vergangenen Jahr hat er deshalb ein elfseitiges Positionspapier verfasst, in dem er vorschlägt, den Ortsausschüssen mehr Entscheidungsbefugnisse zu geben. Zwar hat das Schreiben seine Runde bis hin zum Bürgermeister gemacht, geändert hat sich bisher allerdings nichts.

Dem ein oder anderen in Politik und Verwaltung mag Malcher mit seinen Reformideen bisweilen auf die Nerven gehen, schwer bestreitbar ist allerdings, dass er sich auch aufgrund seines Berufs als Kommunalberater in Verwaltungsfragen auskennt. Und vielleicht auch deshalb wenig Ehrfurcht vor Formalien hat, zu denen gehört, dass Zuschauer, die eine Sitzung des Ortsausschusses verfolgen, sich nicht ohne Weiteres zu Wort melden können. Malcher findet das anachronistisch. &bdquo;Warum muss ich die Sitzung künstlich unterbrechen, um sie um 16.45 Uhr formal für Beiträge aus dem Publikum zu öffnen, um sie dann um 16.57 Uhr wieder zu schließen?" Er kenne Städte, in denen das weitaus weniger förmlich gehandhabt werde.

Erfahrungen der Bürger nutzen Klar, eine Sitzung des Ortsausschusses sei keine Bürgerversammlung. Auf der anderen Seite: &bdquo;Die Bürger haben die Erfahrungen und das Wissen, was in ihrem Ortsteil besser laufen könnte, die müssen wir als Politik doch mitnehmen und ihnen eine Stimme geben." Wer schon mal eine Ortsausschusssitzung in Schötmar besucht hat, kann feststellen, dass Malcher durchaus bestrebt ist, dort die Themen zu verhandeln, die den Menschen auf den Nägeln brennen. Der Vorsitzende freut sich, wenn Bürger die Sitzung besuchen und die Politiker nicht unter sich bleiben. Er beobachtet aber auch: &bdquo;Es ist nicht einfach, die Bürger mitzunehmen."

Dabei gebe es Themen genug in Schötmar: die Umsetzung des Masterplans, die Zukunft die Festhalle, die teils verwahrlosten Gebäude im Zentrum und nicht zuletzt die Integration. Momentan sieht Johann Malcher den Ortsteil zwar auf einem guten Weg, aber er ist auch Realist: &bdquo;Es ist wird Jahre dauern, bis wir die drängendsten Probleme lösen können."

Nichtsdestotrotz: Er ist überzeugt, dass sich Dinge ändern lassen und man nichts als gegeben hinnehmen muss. Der Zebrastreifen sei ein gutes Beispiel. &bdquo;Noch heute bin ich stolz, wenn ich hier stehe und daran denke, dass wir es geschafft habe, ihn zu erhalten."

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