Ideen für den Ort sammeln

Bad Salzuflen/Wülfer-Bexten. Simone Heuwinkel zögert keine Sekunde, als sie sich fürs Foto in die vom Morgentau noch feuchte Schaukel hinter dem Bürgerhaus Wülfer-Bexten setzt. Mit einer Handbewegung wischt sie über die Fläche und nimmt in ihrem Business-Outfit lachend Platz. Es ist noch früh am Morgen, gleich geht es für die Diplom-Kauffrau weiter nach Bielefeld zur Arbeit, wo sie seit Anfang vergangenen Jahres die IHK-Akademie Ostwestfalen leitet.

Anpackend und offen: den Eindruck macht die 56-Jährige während des Gesprächs im Bürgerhaus, das für die Aktivitäten im Ort zentraler Treffpunkt ist. &bdquo;Die Räume hier sind ein Pfund, mit dem wir wuchern können", sagt Heuwinkel. Sie möchte alle Bürgerinnen und Bürger einladen, sich zu engagieren. Den Platz dafür gebe es.

Die Bewohner des 1800-Seelen-Dorfs zu motivieren, sich einzubringen, ist das zentrale Anliegen, das sich Simone Heuwinkel als neugewählte Vorsitzende des Ortsausschusses auf die Fahne geschrieben hat. Sie sei ihrer Erinnerung nach die erste Christdemokratin, die das Amt inne hat. &bdquo;Wülfer-Bexten ist traditionell rot", sagt sie und lacht. Sie selbst sei in einem sozialdemokratischen Haushalt aufgewachsen, bereits ihr Vater hat sich in der Lokalpolitik engagiert.

Dass es sie in die CDU gezogen hat, ist wohl auch ihrem Mann zu verdanken, der wie sie im Stadtrat sitzt und mit dem sie seit fast 30 Jahren verheiratet ist. Mitte der 2000er Jahre ist die Mutter von zwei Kindern in die Partei eingetreten. &bdquo;Wir haben zuhause schon immer viel über Politik geredet und ich wollte mich einbringen", sagt sie. Was aber nicht heiße, dass sie mit ihrem Mann immer einer Meinung sei, fügt sie hinzu.

Eins wird schnell klar: Simone Heuwinkel ist ein politischer Mensch. Aber – so macht es den Eindruck – niemand, der zwingend auf einen Standpunkt beharrt. &bdquo;Man muss auch immer die Perspektive der anderen Seite einnehmen können", sagt sie. Umso mehr gilt das für sie auf der kleinsten politischen Bühne: dem Ortsausschuss. &bdquo;Wir alle wollen ja für den Ort das Beste", sagt Heuwinkel. Bisher sei es immer gelungen, dass alle an einem Strang ziehen.

Sie hat sich vorgenommen, dass auch die Bürgerschaft das Gremium als Anlaufstelle für Ideen und Anliegen wahrnimmt. &bdquo;Es ist ja kein Problem, die Sitzung zu öffnen, so dass auch Bürger dort sprechen können", sagt sie. Sie hofft auch, so Ideen für das &bdquo;Leader"-Programm, einem europäischen Fonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (wir berichteten), sammeln zu können. Mit den Geldern sollen Ideen aus den Dörfern umgesetzt werden. &bdquo;Ich hoffe, dass wir da partizipieren können."

Aber Simone Heuwinkel hat sich auch schon ihre eigenen Gedanken gemacht. &bdquo;Eine Idee wäre, ob man einmal die Woche einen Arzt in das Bürgerhaus einlädt, der eine Art offene Sprechstunde anbietet." Vor allem die Senioren habe sie dabei im Auge, da Wülfer-Bexten über keinen Hausarzt mehr verfüge. Eine Sprechstunde der Stadtverwaltung wäre ebenfalls denkbar. &bdquo;Dann können die Bürger ihre Fragen direkt hier stellen, ohne ins Rathaus zu müssen." Trotz digitaler Möglichkeiten seien es vor allem ältere Menschen, die keine Lust mehr hätten, sich auf Online-Plattformen einzulassen. In dem Zusammenhang seien sicher auch die an sich guten ÖPNV-Anbindungen noch verbesserungsfähig. &bdquo;Es ist oft gar nicht so einfach, mit einem Rollator in den Bus einzusteigen", sagt Heuwinkel.

Ein Thema, das das Dorf auch umtreibe, sei die angedachte Kita, die am Bürgerhaus entstehen soll. Für Heuwinkel wäre das ein Muss. &bdquo;Ich bin manchmal überrascht, wie viele junge Familien mittlerweile hierhin gezogen sind, es findet ein Generationenwechsel statt." Sie fände es auch toll, wenn sich noch mehr Jüngere in die Entscheidungseben der Vereine einbringen würden. &bdquo;Im Bürgerverein, in dem ich selbst Mitglied bin, liegt das Durchschnittsalter sicher schon bei über 70", sagt sie. Auf der anderen Seite wisse sie, wie viel Zeit ehrenamtliches Engagement koste. &bdquo;Die muss man natürlich haben und investieren wollen."

Sie selbst macht diese Erfahrung als Kommunalpolitikerin auch gerade. &bdquo;Es sind Hunderte Seiten, die man lesen muss, wenn man sich gut auf ein Thema wie den Haushaltsplan vorbereiten will", sagt sie. Das sei nicht immer ein reines Vergnügen. &bdquo;Aber erst, wenn man richtig in einem Thema drin steckt, macht es ja auch Spaß", betont sie.

Info: In unserer Serie stellen wir die Vorsitzenden der Ortsausschüsse vor. Simone Heuwinkel (CDU) aus Wülfer-Bexten hat die ersten Jahre ihres Lebens in Lockhausen verbracht. Seit sie sieben Jahre alt ist, ist sie in Wülfer-Bexten verwurzelt, auch wenn es sie beruflich immer mal wieder anderswo hingezogen hat. Die 56-jährige Ratsfrau sitzt in verschiedenen Ausschüssen und ist stellvertretende Ausschussvorsitzende im Rechnungsprüfungsausschuss. Zum Ausgleich mache sie viel Sport: &bdquo;Das brauche ich, um den Kopf freizubekommen", sagt die Diplom-Kauffrau.

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