Bad Salzuflen. Das Kleintierhaus des Tierheims an der Ziegelstraße platzt aus allen Nähten. Derzeit sind dort 30 Kaninchen, zwei Meerschweinchen, fünf Mäuse und eine Ratte untergebracht. Dazu kommen noch mal 17 Kaninchen in den Pflegestellen. Daher hat die Einrichtung nun einen Aufnahmestopp für Kaninchen und Meerschweinchen aus Privatabgabe verhängt. „Das tut den Mitarbeitern natürlich weh", sagt Noemi Heiligenstädt, die Mitglied im Verwaltungsvorstand des Tierheims ist und sich seit 2007 ehrenamtlich für die Einrichtung engagiert. Zumal man nicht wisse, was mit den Tieren geschieht, die das Tierheim nicht aufnehmen kann. „Aber wir sind überbelegt. Normalerweise sind wir mit 24 Kaninchen schon gut ausgelastet." Momentan hätten auch alle umliegenden Heime das Problem, dass sie aufgrund der vielen Kaninchen keine weiteren Nager mehr aufnehmen könnten. „Das heißt, wir können auch nicht dorthin vermitteln." Heiligenstädt glaubt, dass viele Menschen sich während der Hochphase der Corona-Pandemie Tiere angeschafft haben, ohne sich mit der Haltung auseinanderzusetzen. Die Gründe, warum Menschen ihre Kaninchen abgeben wollen, seien unterschiedlich, oft handele es sich aber um ungewollten Nachwuchs. „Die Menschen haben die Tiere von unseriösen Händlern, die das Geschlecht der Tiere falsch bestimmt haben. Statt zwei Weibchen hat man dann ein Männchen und ein Weibchen im Stall und die Tiere vermehren sich." Haltung von Kaninchen ist aufwendig Es sei zu beobachten, dass viele der Besitzer zunächst versuchten, die Tiere über das Internet zu verkaufen. Auch das sei problembehaftet, da der Verkauf dort weitgehend unkontrolliert verlaufe und sich die ungewollte Vermehrung fortsetze. Aufgrund des momentanen Überangebots fänden sich aber auch über das Internet oft keine Abnehmer – dann solle das Tierheim helfen. „Es ist ein grundsätzliches Problem, dass viele Menschen denken, Kaninchen seien einfach zu halten", so Heiligenstädt. Dabei sei das Gegenteil der Fall – sowohl was den Auslauf als auch die richtige Ernährung betreffe. Eine weitere Schwierigkeit sei, dass viele der Kaninchen aufgrund falscher Haltung oder genetischer Veranlagung krank seien. „Das führt zu hohen Tierarztkosten und niemand will die Tiere haben." Ein Ende der Misere sei momentan nicht abzusehen, sagt Noemi Heiligenstädt. „Das ist für uns schon sehr frustrierend. Wir sind ja angetreten, um den Tieren zu helfen."