So hat sich die Messewelt durch Corona verändert

Bad Salzuflen . Diese Nachricht dürfte unter anderem den Ho teliers u nd Gastronomen in der Kurstadt und Umgebung nicht geschmeckt haben: Die seit 1998 alle zwei Jahre stattfindende Zuliefermesse Ostwestfalen ( ZOW ) für die Möbelindustrie fällt erstmals aus. Die Schau im Salzufler Messezentrum, die zwischenzeitlich bis zu 750 (!) Aussteller und Fachpublikum aus der ganzen Welt angelockt hatte, fällt in diesem Jahr Corona zum Opfer.

&bdquo;Zu wenig Aussteller haben sich angemeldet. Unter anderem wegen der Corona-bedingten Probleme bei der Lieferfähigkeit und der Logistik der Waren“, sagt der Salzufler Messechef Andreas Reibchen. Veranstaltet wurde die ZOW in den ersten Jahren von der Firma Survey aus Bielefeld. Vor gut zehn Jahren ging die ZOW , auf der alles zu sehen ist, was ein Produzent für den Zusammenbau von Möbeln braucht, an den britischen Messe-Multi Clarion . Vor fünf Jahren übernahm die Kölner Messe die Veranstaltung. &bdquo;Die Vision war, die ZOW als lokale Variante der in dem jeweils anderen Jahr stattfindenden Interzum in Köln aufzubauen, der weltgrößten Zuliefermesse für die Möbelindustrie“, sagt Reibchen.

Trend weg von Mega-Shows

2023 ist eine Interzum geplant, ob es 2024 wieder eine ZOW gibt, steht allerdings in den Sternen. &bdquo;Wir werden in den kommenden Monaten intensive Gespräche mit der Kölner Messe, mit der wir übrigens ein gutes Verhältnis haben, und mit der Industrie – insbesondere in OWL – führen“, sagt Reibchen. Bis kommenden Herbst will er Klarheit haben, ob die ZOW in Bad Salzuflen eine Zukunft hat. Dabei ist er zuversichtlich. Denn: &bdquo;Eigentlich geht der Trend seit Corona auch wegen der Kosten zu lokalen Messen, auf denen das Produkt und deren Verkauf im Vordergrund steht und nicht zu teuren Mega-Shows für das Markenimage“, hat Reibchen ausgemacht. So mehrten sich seit einigen Monaten im Messezentrum die Anfragen von Veranstaltern.

Die &bdquo; my job-OWL“ vom 13. bis 15. Mai sei nahezu ausgebucht. Dasselbe gilt laut Reibchen für die Möbel-Ordermesse Westfalica ( MOW ) im September. Hierfür haben sich bereits rund 380 Aussteller aus aller Welt angemeldet, die die gesamte Hallenfläche des Messezentrums, rund 78.000 Quadratmeter oder fast elf Fußballfelder, belegen werden. Erstmals wird auf der MOW der türkische Herstellerverband IMOS eine halbe Halle anmieten. Es wird auch einen großen Gemeinschaftsstand aus Rumänien geben.

Die "Custombike" wird umgebaut

Insgesamt plant das Messezentrum in diesem Jahr mit rund 15 Veranstaltungen. &bdquo;In der zweiten Jahreshälfte läuft wieder das volle Programm“, so Reibchen. Fest im Terminkalender steht für Anfang Dezember übrigens auch die &bdquo;Custombike“. Europas größte Messe für umgebaute und getunte Motorräder musste in den vergangenen beiden Jahren wegen der Pandemie ausfallen. &bdquo;Wir werden die Custombike umbauen“, kündigt Reibchen (54) an. &bdquo;Wir konzentrieren uns wieder mehr auf die Qualität der Aussteller und der Produkte, die sie zeigen. Die Motorräder und das Zubehör sollen absolut im Mittelpunkt stehen“, so Reibchen. Das bedeute allerdings nicht, dass das Rahmenprogramm ganz gestrichen werde.

Auf eine Open-Air-Veranstaltung freut sich der Messechef ganz besonders: Die &bdquo; Customz & Cruiserz“ soll am 11. und 12. Juni Fans von umgebauten Motorrädern und US-Cars aller Kategorien auf das Freigelände des Messezentrums locken. Im vergangenen Jahr feierte das neue Format Premiere, litt aber unter viel Regen. &bdquo;Dieses Jahr darf das Wetter deutlich besser sein“, schmunzelt Reibchen.

Notunterkunft aktuell zu einem Drittel belegt

Seit dem 16. März dient die Messehalle 20 an der B 239 als Notunterkunft für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. Bis zu 1000 Menschen können dort auf 12.000 Quadratmetern übergangsweise untergebracht werden, bis sie auf andere Städte und Gemeinden verteilt werden. Das Team der Messe OWL richtete die Notunterkunft zusammen mit dem Roten Kreuz und der Bezirksregierung Mitte März binnen drei Tagen her. &bdquo;Mehrere aus meinem Team haben damals quasi 24 Stunden durchgearbeitet“, erinnert sich Messe-Chef Andreas Reibchen. Unter anderem mussten in Windeseile Zelte, Dusch- und Toilettencontainer aufgebaut und sämtliche Anschlüsse hergerichtet werden. Auch sagte die Messe zwei Veranstaltungen ab, so dass die Halle 20 jetzt bis 19. Juni als Notunterkunft dienen kann.

Die Bezirksregierung dankt der Messegesellschaft noch einmal ausdrücklich dafür, die Möglichkeit zur Hilfe für Geflüchtete zur Verfügung zu stellen, heißt es in einem aktuellen Statement. Am vergangenen Dienstag waren in der Halle 20 laut Auskunft der Bezirksregierung 365 Menschen untergebracht. Gut 120 davon sind laut Bezirksregierung unter 18 Jahre alt.

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