Das Salzufler Kurtheater könnte die nächste Großbaustelle werden

Bad Salzuflen. Es geht voran an der Parkstraße: Wie berichtet, soll das Kurhaus zum modernen Kongress- und Tagungszentrum werden. Noch bis Freitag, 20. Mai, läuft die europaweite Ausschreibung und damit die Suche nach einem Architekturbüro, das die beschlossene Sanierung planerisch umsetzen und begleiten soll.

Im Anschluss wird der Rat über die favorisierte Variante entscheiden. Vorgabe ist, den Umbau mit maximal 14,5 Millionen Euro über die Bühne zu bringen. Doch was passiert eigentlich mit dem Kur- und Stadttheater gleich nebenan, das aus Brandschutzgründen aktuell ebenso wenig wie das Kurhaus nutzbar ist?

Publikum vermisst die Atmosphäre Vermisst wird das Kurtheater zumindest vom Publikum, hört man auf Veranstaltungen, die aktuell in die Konzerthalle mit ihren mehr als 1100 Sitzplätzen verlagert werden. Manch eine Show verliere im weitläufigen Ambiente ein wenig von ihrem Charme, stellen die Zuschauer fest, wenn man sich vor Ort umhört. So etwa beim jüngsten Auftritt von Kabarettistin Sia Korthaus: Für Kabarett- und Comedy-Veranstaltungen sei die kuschelige Atmosphäre der Gelben Schule oder eben des Stadttheaters aus seiner Sicht empfehlenswerter, so ein Besucher.

Der Stadt ist indes wenig Negatives zu Ohren gekommen. &bdquo;Die Rückmeldung der Künstler ist positiv. Sie sind froh, dass sie wieder beziehungsweise überhaupt auftreten können", heißt es auf Nachfrage. Auch wenn das Kurtheater für einige Veranstaltungen besser geeignet sei als die Konzerthalle, freuten sie sich, den Standort Bad Salzuflen bespielen zu können. Und auch die Besucher seien froh, wieder Kultur erleben zu können.

Mehr als nur Brandschutzsanierung Fest steht: Über kurz oder lang wird auch das Kur- und Stadttheater ertüchtigt werden müssen – zumindest was den Brandschutz angeht. Doch das ist den Ratsfraktionen von CDU und Grünen nicht genug. Sie haben daher einen Antrag gestellt, im Rahmen der Brandschutzsanierung direkt auch die Bühnentechnik und die energetische Sanierung mitzudenken und den zukünftigen Bedürfnissen entsprechend anzupassen. Volker Heuwinkel, Fraktionsvorsitzender der CDU, weist darauf hin, dass es im Zuge der anstehenden Wiederbelebung der Kurhauses nun vor allem darauf ankomme, das Projekt ganzheitlich zu betrachten – also inklusive Theater.

&bdquo;Die beteiligten Planer müssen das Kurhaus endlich in seiner Gesamtheit und als wichtigen Teil des Gebäudeensembles im Kurpark verstehen", so Heuwinkel in einem Schreiben. &bdquo;Alle Baumaßnahmen und Sanierungsschritte sollten aufeinander abgestimmt werden, um künftig möglichst viele Potenziale zu nutzen, Kosten zu sparen und die Kurimmobilien auch auf Dauer zukunftsfähig zu machen", fordert er. Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit müsse zudem auch dringend die technische Modernisierung der Theaterbühne umgesetzt werden, diese Maßnahme dürfe nicht weiter auf sich warten lassen. &bdquo;Die Bühne im Kurtheater darf nicht erst dann umgebaut werden, wenn das Kurhaus bereits fertig ist."

Mittelpunkt des Kur-Kernbereichs Zwar sind Kurtheater (erbaut 1906) und Kurhaus (1900) historisch gesehen zwei Einzelbauten, die auch betrieblich, etwa durch eine Brandschutzwand, voneinander getrennt sind. Über die Jahrzehnte sind sie jedoch durch zahlreiche Um- und Anbauten immer weiter zusammengewachsen – und gelten auch in der öffentlichen Wahrnehmung als kultureller und gesellschaftlicher Mittelpunkt des Kur-Kernbereichs, heißt es aus dem Rathaus.

Unabhängig davon, wie der Rat am Ende über den Antrag von CDU und Grünen beschließen wird, sieht auch Bürgermeister Dirk Tolkemitt die Notwendigkeit, beide Verfahren zu harmonisieren. Während also für das Kurhaus aktuell auf die Ausschreibungsergebnisse gewartet wird, wird parallel die Ertüchtigung des Theaters in den Blick genommen und ein entsprechendes Verfahren vorbereitet. Eine Abstimmung der Arbeiten und des Zeitplans an Kurhaus und Theater sei nicht nur sinnvoll und logisch, sondern eigentlich zwingend. &bdquo;Es kann ja nicht sein, dass wir die Gelegenheit verstreichen lassen. Wir bringen neue Technik ins Kurhaus, und im Theater spielen wir weiterhin auf der Bühnentechnik von vor 30 Jahren", so Tolkemitt.

Wann das Kurtheater fertig wird, ist offen

14,5 Millionen Euro sind für die Sanierung des Kurhauses maximal veranschlagt, bis Ende 2024 soll es schlüsselfertig übergeben werden. Während es also für das Kurhaus eine klare Zeit- und Kostenvorgabe gibt, werden aktuell die &bdquo;Mindestkosten" für die Brandschutzauflagen im Kur- und Stadttheater ermittelt.

Konzepte zur Neuentwicklung des Kurhauses können dabei allerdings nicht berücksichtig werden: &bdquo;Wenn man beispielsweise auch die technischen Systeme in beiden Häusern harmonisieren will, müssen wir erst wissen, was im Kurhaus passieren soll", so Tolkemitt. Im Blick hat die Verwaltung in diesem Zusammenhang auch die Auswirkungen des Bauzeitenplans auf die unmittelbare Nachbarschaft, den Kurpark und die Gäste. &bdquo;Wir wollen eine mehrjährige Baustelle in der Parkstraße – im Herzen der Kurbereichs – vermeiden", betont der Bürgermeister.

&bdquo;Das geht nur, wenn wir möglichst viele Arbeiten parallel vornehmen lassen." Zur Fertigstellung des Kurtheaters könne aktuell zwar noch keine seriöse Aussage getätigt werden. Aber: Geht es nach Tolkemitt, kommen Kurhaus und Theater bestenfalls parallel in die Nutzung.

"Da war noch was" Kommentar von Alexandra Schaller

Huch, da war ja noch was. Scheinbar wie aus dem Nichts kommt nach den Plänen zum Umbau des Kurhauses plötzlich die Sanierung des Kur- und Stadttheaters ins Spiel. Nicht, das man nicht schon lange gewusst hätte, dass dringend nötige Arbeiten anstehen, schließlich liegt der Brandschutz auch hier im Argen, und das Theater darf aktuell – genau wie das Kurhaus – nicht genutzt werden.

Aber dass das Thema erst jetzt aufs Tapet kommt, wo die Ausschreibung für das Kurhaus längst läuft und der Rat das Okay für die 14,5 Millionen Euro Sanierungskosten – nur für’s Kurhaus und nach langen Diskussionen wohlgemerkt – gegeben hat? Wie dem auch sei: Fakt ist, dass das Kurtheater beim Sanierungsmarathon an der Parkstraße in jedem Fall mitgedacht werden und auf Vordermann gebracht werden muss. Und sinnig ist es auch, Kurhaus und Theater als eine Einheit zu betrachten und beide Gebäude technisch und energetisch zusammen und bestenfalls aufeinander abgestimmt ins Hier und Jetzt zu holen.

Jetzt heißt es abwarten, was die zusätzlichen Kosten für das Kurtheater angeht, und ob die Arbeiten an beiden Gebäuden tatsächlich in einem Zug erledigt werden können. Eigentlich bleibt der Politik kaum eine Wahl, als der Ertüchtigung zuzustimmen, wenn sie eine moderne Kurstadt mit entsprechender Ausstattung – auch was das kulturelle Angebot angeht – sein will. Dennoch hätte man sich darüber durchaus schon mal früher Gedanken machen und das Thema von vorne herein mitdiskutieren können.

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