Kostspielige Sanierung einer alten Villa: „Neu bauen, das kann ja jeder“

Bad Salzuflen. Die vielen kleinen Frickeleien, sie haben am Ende die meiste Zeit gekostet. &bdquo;Es war unglaublich viel Arbeit“, sagt Constantin von Laer und blickt die Fassade des &bdquo;Haus Bismarck“ hinauf. Ein bisschen stolz ist er dann doch, das muss er zugeben. 2017 hat die Familie das Haus an der Roonstraße 3 erworben und war bis Anfang dieses Jahres mit der Sanierung beschäftigt. Dafür hat sie jetzt die &bdquo;Rudolf-Günther-Medaille“ des Heimat- und Verschönerungsvereins (HVV) erhalten.

Denn seit 1988 steht das Haus unter Denkmalschutz.Constantin von Laer, 36 Jahre, hat die Liebe zu alten Häusern quasi im Blut. Mit seiner Familie betreibt er an der Herforder Stadtgrenze einen Erdbeer- und Spargelhof samt Gastronomie. Von Laers leben dort ebenfalls in einem alten Fachwerkhof, der unter Denkmalschutz steht und von ihnen saniert wurde – Erfahrung war also da. &bdquo;Daher haben wir die Aufgabe auch nicht gescheut.“ Obwohl man ein Projekt in der Größenordnung dann doch zum ersten Mal angegangen sei, gibt von Laer zu.

2018 stattet ihm die Redaktion im &bdquo;Haus Bismarck“ einen ersten Besuch ab – düster ist es damals in den Räumen, das Gebäude stand gut fünf Jahre leer, Einbrecher haben ihr Unwesen getrieben.

Heute ist der Eindruck ein völlig anderer: Durch die dicke Holztür geht es ins Treppenhaus, Licht fällt durch imposante Buntglasfenster. &bdquo;Die waren bis auf Kleinigkeiten gut erhalten“, erzählt von Laer.Als die Familie auf das Haus, das im Internet zum Verkauf steht, aufmerksam wird, steht im Keller noch Wasser – aber die Bausubstanz ist an und für sich gut.

Kompromisse mit dem Denkmalamt Die Fassade mit den unzähligen kleinen Holzschindeln, das Treppenhaus, die Innentüren, die Fenster zur Straße hin – vieles, aber nicht alles steht unter Denkmalschutz. Das schreckt die Familie aber nicht ab. &bdquo;Wir wussten, worauf wir uns einlassen.“ Und von Laer lobt rückblickend die Zusammenarbeit mit der Unteren Denkmalbehörde der Stadt. &bdquo;Das war wirklich unkompliziert“, sagt er.

Denn: Man habe sich auch auf Kompromisse eingelassen, sagt er. Dafür müsse man seiner Meinung nach sowohl als Eigentümer als auch von Seiten des Denkmalamtes einfach offen sein, damit ein solches Projekt gelinge.

So seien die Innentüren mit einer Durchgangshöhe von 1,70 Meter kaum mehr zeitgemäß gewesen. &bdquo;Wir durften sie dann erhöhen und durch originalgetreue Nachbildungen ersetzen.“ Auch das Dach wurde an einer Seite ein Stück angehoben, um den Zugang zur Wohnung unterm Dach zu ermöglichen. Zudem wurde ein Fahrstuhl eingebaut.

Fast 550 Quadratmeter Nutzfläche hat das Haus, beherbergt nun fünf Wohneinheiten, vom Souterrain bis unters Dach, die fast alle gut 120 Quadratmeter groß und barrierefrei sind. Hohe Decken, Holzfußboden, große Bäder – die Moderne ist ins &bdquo;Haus Bismarck“ eingezogen.

Optimale Lage An der Rückseite des Gebäudes, die nicht unter Denkmalschutz steht, wurden Balkone angebaut, der Blick fällt in den kleinen Garten, der von allen Mietern genutzt werden darf. Lediglich eine Hecke zum Nachbarn fehlt hier noch. &bdquo;Die Lage ist einfach optimal“, sagt von Laer, der Eingang zur Fußgängerzone liegt in Sichtweite.

Einziges Manko, da ist von Laer ehrlich: Die Wohnungen sind recht groß – und auch Autostellplätze sucht man vergebens.Die meiste Arbeit habe am Ende die Fassade bereitet – mit den vielen Details, den kleinen Schindeln und dem Schriftzug, der von einem Maler erneuert wurde. Auch bei den Fenstern, die im Inneren vor die restaurierten Originale an der Vorderseite gesetzt wurden, lief erst im zweiten Versuch alles glatt.

Als man Anfang 2022 fertig wird, ist von Laer nach der jahrelangen Arbeit froh. &bdquo;Irgendwann reicht es einfach“, sagt er und lacht.

Vor allem im Winter habe man die Zeit genutzt, wenn auf dem heimischen Hof weniger zu tun gewesen sei. Und dann auch die eigenen Angestellten eingespannt. Ansonsten habe er mit seinem Bruder, der Mit-Eigentümer ist, und dem Vater vieles selbst gemacht, ein mittlerer sechsstelliger Betrag ist am Ende in Kauf und Sanierung geflossen, verrät er.

Es scheint sich gelohnt zu haben. &bdquo;Es hat Spaß gemacht – und es ist wirklich schön geworden.“ Ihm sei es einfach wichtig, dass alte Häuser erhalten bleiben und wieder einer Nutzung zugeführt werden. &bdquo;Neu bauen, das kann ja jeder – das Alte hat einfach Charme“, sagt Constantin von Laer. Er selbst hat sein Herz schon lange an die historischen Mauern verloren.

Lange Geschichte Die Villa in der Roonstraße 3 wurde im Jahr 1911 gebaut. Von Anfang an diente das Gebäude nicht nur als Wohnhaus, sondern auch als Pension. Zunächst gehörte das Haus laut Stadtarchiv Gottlieb Meyer zur Heyde. Bis zu seinem Tod 1923 betrieb er mit seiner Frau Friederike hier eine Pension. Tochter Hildegard Burmeier übernahm die Pension 1935 sowie ab 1938 die Gaststätte. 1957 wurde der Betrieb offiziell unter dem Namen &bdquo;Haus Bismarck“ in der Gewerbekartei angemeldet.

1966 kauften Karl Göllner und seine Frau Anna das Haus. Bis 1977 führten sie die Pension mit drei Einzel- und acht Doppelzimmern – zwei davon mit Balkon. Enkel Karl-Heinz Göllner übernahm die Immobilie im Anschluss. Dessen Vater Gerhard Göllner betrieb ab 1969 zudem den &bdquo;Bismarckkeller“, eine Kneipe im Souterrain, die es bis 1994 gab.

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