CDU und Grüne: Tagesticket für den Bus soll nur noch zwei Euro kosten

Bad Salzuflen. Die Rathauskoalition von CDU und Grünen will das Angebot des Öffentlichen Nahverkehrs in Bad Salzuflen massiv ausbauen. In einem gemeinsamen Antrag fordern die Koalitionäre in 15 Punkten schnellere Taktungen, bessere Anbindungen und günstigere Preise. Auch das Thema Nachtbus nach Bielefeld und Herford steht auf der Agenda. Die Höhe der zu erwartenden Mehrkosten lassen sie zunächst offen.

Folgt man den Fraktionsvorsitzenden Wiebke Kopsieker (Grüne) und Volker Heuwinkel (CDU) drängt die Zeit. &bdquo;Mitte 2024 werden die Aufträge für den ÖPNV neu vergeben, im kommenden Jahr erfolgt die Ausschreibung, die nun konkretisiert werden muss“, sagt Heuwinkel. Bis ins Jahr 2032 laufe der Auftragszeitraum. &bdquo;Daher ist es wichtig, vorausschauend zu planen.“ Bisher fährt für die Stadtwerke das Unternehmen Köhne aus Extertal.

&bdquo;Die Fahrgastzahlen auf den Stadtbuslinien sind derzeit relativ gering“, sagt Wiebke Kopsieker. Um Attraktivität und Auslastung zu verbessern, müsse man daher an den Stellschrauben drehen. Dazu gehörten eine gute Anbindung und eine gute Taktung. Und ein guter Preis. Geht es nach CDU und Grünen kostet ein Tagesticket für den Stadtverkehr künftig nur noch 2 Euro (statt bisher 2,70 Euro für ein Einzelticket). Ein Monatsticket wäre für maximal 28 Euro zu haben (günstigster Preis bisher 41,30 Euro im Jahresabo). &bdquo;Lieber wäre uns natürlich, es gebe eine bundeseinheitliche Lösung wie beim 9-Euro-Ticket“, sagt Kopsieker.

Bahn mit Busticket nutzen Entscheidend für die Akzeptanz seien aber vor allem die Anbindungen. So umfasst der Vorschlag von CDU und Grünen auch, zu prüfen, ob die Bahn im Stadtnetz auch mit dem Busticket genutzt werden kann. Alle Ortsteile sowie die Nachbarstädte Lemgo, Herford und Bielefeld sollen über Bus oder Bahn halbstündig zu erreichen sein.

Weiter soll eine Busverbindung zur Bielefelder Stadtbahnhaltestelle Milse halbstündig eingerichtet werden. &bdquo;Das Ortszentrum Schötmar, das Hoffmannsgelände und der Bahnhof Bad Salzuflen sollen von mehreren Linien angefahren werden und Umsteigemöglichkeiten bieten“, heißt es weiter. Mittelfristig soll der Bahnhof den ZOB als Knotenpunkt ersetzen. &bdquo;Alle Ortsteile erhalten eine direkte, schnelle Verbindung entlang der Hauptverkehrsachsen zu den Knotenpunkten im Stadtgebiet“, schreiben die Koalitionäre im Antrag.

An zentralen Haltestellen in den Ortsteilen sollen Radabstellanlagen eingerichtet werden. Weiter sollen am Wochenende oder vor infrage kommenden Feiertagen Nachtbusse nach Herford und Bielefeld fahren. Auch soll geprüft werden, die Gewerbegebiete ins Liniennetz mit einzubeziehen. Von allen Punkten im Stadtgebiet soll eine Bushaltestelle möglichst nicht weiter als einen Kilometer entfernt sein. Damit würden die bisherigen Anruf-Linien-Fahrten zum Teil überflüssig gemacht werden. Das Stadtbusangebot soll flexibel, also &bdquo;on demand“, mit &bdquo;kleineren Fahrzeugen“ oder Taxis ergänzt werden, in den Kernzeiten ohne und in den Randzeiten (5.30 bis 7 Uhr und 19 bis 22 Uhr) mit geringem Aufpreis.

Mit App buchen Mit einer App oder mit einem Anruf sollen die Angebote schnell buchbar sein. Stellt sich die Frage, was das Ganze kosten soll. Das lassen die Koalitionäre zunächst offen. Fest steht, dass man mit den bisherigen 600.000 Euro, die der Stadtbus im Jahr kosten darf, kaum hinkommen wird. Hinzu kommt, dass die Stadt für 2023 wohl eine dickes Minus einfahren wird: 13 Millionen Euro sind im Bereich des Möglichen. Wo soll das Geld also herkommen?&bdquo;Wir haben das bewusst offen gelassen. Was die Kosten betrifft, muss die Stadt Prioritäten setzen“, sagt Volker Heuwinkel.

Was Lebensqualität und das Erreichen der Klimaziele angehe, sei ein guter ÖPNV wichtig. Hier liege man hinter Städten wie Herford und Bielefeld deutlich zurück. Ob die Ziele der Koalition sich tatsächlich umsetzen lassen? &bdquo;Zunächst mal müssen wir als Politik die Rahmenbedingungen setzen“, sagt Wiebke Kopsieker. Die konkrete Ausgestaltung liege dann bei der Verwaltung.

Kommentar

Ehrgeizige Ziele

von Sven Kienscherf

Den Maßnahmenkatalog, den Union und Grüne nun in Form eines Antrags vorlegen, lässt für Freunde des Öffentlichen Nahverkehrs wenig zu wünschen übrig. Sogar an eine App und an Nachtbuslinien nach Bielefeld und Herford haben die Koalitionäre gedacht. Eine Antwort bleiben sie allerdings schuldig: woher das Geld für die ehrgeizigen Ziele kommen soll. Die Stadt wird 2023 wohl ein dickes Minus einfahren.

Man darf also gespannt sein, welche der vielen guten Ideen tatsächlich umgesetzt werden. Aber eins ist auch klar: Ohne Geld für einen attraktiven Nahverkehr in die Hand zu nehmen, wird die Verkehrswende weg vom Auto hin zum ÖPNV nicht gelingen.

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