Die neue ICE-Trasse rückt buchstäblich näher

Bad Salzuflen . &bdquo;Was kommt da möglicherweise alles auf uns zu?“ Katrin Klei lebt seit Jahrzehnten mit ihrer Familie in der Straße &bdquo;Heidenloh“ in Ahmsen. An die Dauerbeschallung durch die nur rund 200 Meter entfernte A 2 habe sich die Familie, die einen Resthof mit Schafen und Hühnern betreibt, gewöhnen müssen, aber jetzt dies: &bdquo;Als ich den LZ-Bericht über die Vorabinformation der Bahn über ihre Pläne einer ICE-Neubautrasse gelesen habe, war ich erschrocken“, sagt die Vorsitzende des Ortsausschusses Biemsen-Ahmsen.

Tunnel heißt wie die Straße: &bdquo;Von einer ICE-Neubautrasse wären unsere Nachbarn wie auch wir, aber auch die Natur unmittelbar betroffen.“ Beim genaueren Blick auf die offenbar von der Bahn favorisierte Planungsvariante 5 der Ingenieurgesellschaft Schüßler-Plan hat Klei festgestellt, dass in Höhe ihres Hauses ein 120 Meter langer Bahntunnel parallel zur A 2 geplant ist. &bdquo;Und der heißt in den Plänen auch noch Heidenloh – wie unsere Straße.“

Die Baustelle hierfür würde noch deutlich näher an die versprengte Siedlung heranrücken als die Autobahn. &bdquo;Ein Haus liegt quasi auf der Trasse, Was passiert dann damit?“, fragt sich Klei. Sie hält die Pläne einer Neubautrasse für völlig überdimensioniert. &bdquo;Außerdem dauert das alles zu lange“, sagt sie. Sie weiß als grüne Kommunalpolitikerin, dass das in ihrer Partei auch anders gesehen wird. &bdquo;In der Frage gibt es tatsächlich gegenteilige Meinungen.“ Ihre Hoffnung: Egal, was die Bahn jetzt plant, am Ende entscheidet die Politik darüber. &bdquo;Die muss das Projekt wieder einfangen“, sagt Katrin Klei.

Wie vor den Kopf gestoßen: Von einer &bdquo;sehr aufgeheizten Stimmung“ im &bdquo;WiduLand“-Chat berichtet Monika Prüßner-Claus. Sie ist Sprecherin der Bürgerinitiative mit ihren gut 2000 Mitgliedern für Bad Salzuflen. &bdquo;Durch die jüngsten Informationen der Bahn mit der Festlegung auf die 31 Minuten Fahrtzeit zwischen Bielefeld und Hannover fühlen wir uns wie vor den Kopf gestoßen.“ So scheine die ganze Bürgerbeteiligung in dem bisherigen Verfahren von vorne bis hinten nur Show gewesen zu sein. &bdquo;Die ziehen ihren Stiefel einfach durch“, sagt Prüßner-Claus mit Blick auf die Bahn-Planer.

Ökologischer und ökonomischer Fußabdruck: Sie kündigt für dieses Frühjahr eine weitere Studie von &bdquo;WiduLand“ an. Nach einem Gutachten zu einer Alternativtrasse auf Basis der bestehenden Bahnverbindung (wir berichteten mehrfach) soll jetzt der ökologische und ökonomische Fußabdruck einer Großbaustelle für eine ICE-Neubautrasse untersucht werden. &bdquo;Dazu macht die Bahn selbst ja keine Angaben, übrigens ebenso wenig wie zu aktuellen und künftig zu erwartenden Fahrgastzahlen auf der Strecke“, kritisiert Prüßner-Claus, die Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler im Salzufler Stadtrat ist. &bdquo;Wenn eine ICE-Neubaustrecke mit Brücken und Tunneln errichtet wird, bedeutet das zehn Jahre Baustelle. Millionen Tonnen Stahl und Beton sind nötig, dazu kommen Hunderttausende Lkw-Ladungen. Diese Belastung für die Umwelt muss bei einer Entscheidung in der Frage einfach mitbetrachtet werden“, sagt sie.

Fast 380 Millionen Euro : Die Ingenieurgesellschaft Schüßler-Plan hat in der Variante 5 für eine Linienführung über Bad Salzufler Gebiet zwei Tunnel und zwei Brücken vorgesehen (siehe Karte). Diese vier Bauwerke allein würden nach der Kalkulation aus 2020 knapp 380 Millionen Euro kosten.

Das sagt ein Vertreter des Deutschlandtaktes zum Stand der Dinge: &bdquo;Die Fachebene im Bundesverkehrsministerium bleibt bei den Zielvorgaben des Deutschlandtaktes und daher auch bei der ICE-Fahrtzeit von 31 Minuten zwischen Hannover und Bielefeld.“ Das ist eine Erkenntnis von Rainer Engel aus der &bdquo;Vorabinformation“ von Bahnvertretern für Politiker der Ampel-Koalition in Berlin sowie Vertretern der Landesregierungen von NRW und Niedersachsen Anfang der Woche (wir berichteten).

Der Detmolder Engel ist Bahnexperte und regionaler Vertreter der &bdquo;Initiative Deutschlandtakt“ für ein effektiveres Schienennetz im Land. Engel ist sich sicher, dass die Politik über die Finanzierung einer möglichen ICE-Neubaustrecke zwischen Hannover und Bielefeld nicht in dieser Wahlperiode entscheiden wird. &bdquo;Das wird erst in der nächsten oder gar übernächsten passieren“, sagt er.

Sondervermögen zur Finanzierung: Zudem ist für ihn klar, dass die Finanzierung aller Projekte des &bdquo;Deutschlandtaktes“ in einem Gesamtvolumen von um die 50 Milliarden Euro (die Zahl ist bereits einige Jahre alt) nicht aus dem normalen Etat des Bundesverkehrsministeriums zu bestreiten ist. &bdquo;Dazu braucht es eines Sondervermögens wie es beispielsweise auch zur Stärkung des Bundeswehr geplant ist.“ Durch eine ICE-Neubautrasse könnte Bad Salzuflen laut Engel viel besser an Bielefeld angebunden werden. Die Fahrtzeit könnte auf zehn Minuten sinken, und ein Umstieg in Herford wäre nicht mehr nötig.

Die neue ICE-Trasse rückt buchstäblich näher

Bahnexperte: OWL droht Kollaps auf der Schiene ohne Neubaustrecke

Das sagen Bahn-Vertreter über eine mögliche ICE-Trasse durch Bad Salzuflen

Politiker aus OWL fordern Planungsstopp für neue ICE-Trasse durch die Region

ICE-Trasse Bielefeld-Hannover: Neue Initiative will Planungsgrundlage kippen

Herforder Petition gegen ICE-Pläne der Bahn geht auf die Zielgerade

ICE-Strecke Hannover-Bielefeld: Sind halb-unterirdische Röhren die Lösung?

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus