Bad Salzuflen-Schötmar. Für Tanja Nicole Krenz steht fest: Die vom Rat beschlossene Zusammenführung der beiden Schötmaraner Grundschulen Kirchplatz und Wasserfuhr „ist eine Riesenchance“, wie sie sagt. Die Leiterin des Grundschulverbunds Schötmar/Holzhausen, zu dem die Grundschule Kirchplatz gehört, ärgert sich über das von Gegnern der geplanten fünfzügigen Schule initiierte Bürgerbegehren. Die von ihnen angeführten Argumente hält sie anders als die Schulkonferenz der Grundschule Wasserfuhr (siehe unten) schlicht für „zu einseitig betrachtet“.
Seit fünf Jahren ist die heute 42-jährige Herforderin Leiterin der Grundschule Kirchplatz. 18 Lehrer, zwei Sozialpädagogen, zwei Sonderpädagogen und zwei Sozialarbeiter kümmern sich dort um aktuell 222 Kinder, 90 Prozent davon haben einen Migrationshintergrund. Von der Zusammenführung der Schulen würden alle profitieren, davon ist Krenz überzeugt. Die angedachte Größe von etwa 500 Schülerinnen und Schülern hält sie für unproblematisch.
„Bei dem von der Verwaltung vorgestellten Modell teilt sich die Schule in kleinere Cluster und Gebäude auf. Die Klassen sollen die Größe von 25 Kindern nicht überschreiten, damit sind sie in der Regel kleiner als manche Klassen, die wir jetzt haben.“ Es wäre in dem Zusammenhang wünschenswert, je Jahrgang ein Cluster mit Differenzierungsräumen und festen Jahrgangsteams zu installieren, sagt Krenz. Ob allerdings der zunächst ins Spiel gebrachte Standort am Sportplatz Ehrsen der richtige sei, hält sie für fraglich. „Aber die Verwaltung will ja demnächst Alternativen vorstellen.“
Die Größe der neuen Schule hätte vor allem den Vorteil, dass es mehr Differenzierungs- und Fachräume gäbe, dazu natürlich mehr Lehrerinnen und Lehrer und damit mehr Kompetenz an einem Ort. „Mehr Kollegen bedeutet mehr Wissen“, sagt Krenz. Zudem seien Ausfälle besser zu kompensieren. Vor allem eröffne ein Neubau die Möglichkeit, dass Lehrer und Schüler ihre Ideen und Vorstellungen miteinbringen könnten.
„Schule lebt vom Austausch"
„Der Neubau bietet auch die Chance auf eine zeitgemäße technische Ausstattung“, betont Krenz. „Schulgebäude müssen heute ganz andere Ansprüche erfüllen als noch zu der Zeit, als Wasserfuhr und Kirchplatz gebaut wurden.“ Sie hält auch die Durchmischung der Schülerschaft für gut, die an einem neuen Standort stattfinden würde. Die Grundschule Wasserfuhr hat einen Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund von 60 Prozent, so dass sich der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund aus Sicht der Grundschule Kirchplatz etwas absenken würde. „Es ist natürlich immer gut, wenn Muttersprachler in der Klassen sind, um Deutsch zu lernen.“
Sie betont: „Schule lebt vom Austausch. Alle Kinder können voneinander profitieren.“ Das von den Gegnern der Zusammenlegung ins Feld geführte Argument „Kurze Beine, kurze Wege“ hält sie für vorgeschoben. „In der Realität gehen viele Kinder auf weiter entfernte Schulen.“ So schickten ironischerweise auch Gegner der Zusammenlegung ihre Kinder lieber auf die Wasserfuhr als auf die Grundschule Kirchplatz, obwohl die viel näher zum Wohnort gelegen sei. In dem Zusammenhang möchte Krenz auch mit Vorurteilen aufräumen, die aus ihrer Sicht über ihre Schule im Umlauf sind. „Wir haben hier sehr liebe Kinder“, betont sie.
„Und wir sind an die selben Vorgaben des Landes gebunden, was das Lernniveau betrifft, wie alle anderen Schulen auch. Schüler, die bei der Einschulung nicht ausreichend Deutsch sprechen, werden zwei Jahre in zusätzlichen Deutschlernkursen beschult.“ Dass das Lernniveau flacher sei als an anderen Schulen, sei eine falsche Vorstellung. Die Schulleiterin hält es ohnehin für nicht zielführend, nur über Migrationshintergründe zu sprechen.
„Die Welt ist bunt und die Gesellschaft auch, das ist eine Realität. Deutschland braucht Fachkräfte, egal woher sie kommen.“ Sie finde das Bürgerbegehren auch aus einem anderen Grund irritierend, das in einen Bürgerentscheid münden könnte. „Es können Menschen abstimmen, die keine Kinder haben, und die es letztlich gar nicht betrifft. Viele Eltern unserer Schüler, die keine EU-Bürger sind, dürfen dagegen nicht abstimmen“, sagt sie. Sie hofft jedenfalls, dass eine fünfzügige Schule baldmöglichst Realität werden kann.
Wasserfuhr ist gegen Zusammenlegung
Die Schulkonferenz der Grundschule Wasserfuhr hat sich gegen eine fünfzügige Grundschule ausgesprochen. Sie berge die Gefahr, in der Beziehungsarbeit den Schülerinnen und Schülern nicht gerecht zu werden, heißt es in einer Stellungnahme der Schule. Eltern wünschten sich ein kleineres und persönlicheres Schulsystem, in dem Beratung und Unterstützungssysteme eng miteinander verknüpft sind. „Insbesondere in größeren Systemen lassen sich kollegiale Fallberatungen und bedeutsame Informationen über das Kind nicht in entsprechender Weise durchführen und fortsetzen“, heißt es weiter. Die Migrationshintergründe von 90 und 60 Prozent ließen zudem bei einer Zusammenlegung keine angemessene Sozialstruktur zu.