Neubau einer fünfzügigen Grundschule in Schötmar: Was Kinder und Eltern wollen

Bad Salzuflen-Schötmar. Wie sich die Schüler der Grundschule Wasserfuhr ihre Traumschule vorstellen? Das haben sie sich vier Wochen lang während der Sommerferien überlegt - und dazu ein Modell mit den unterschiedlichsten Räumen gebastelt. Und ganz so weit hergeholt ist die Idee ja auch gar nicht. Schließlich ist für Schötmar die Zusammenlegung der Grundschulen Wasserfuhr und Am Kirchplatz in einem Neubau für bis zu 500 Schüler geplant. Aber was halten die Schüler eigentlich davon?

Auf dem Pausenhof der Wasserfuhr herrscht an diesem Nachmittag reichlich Trubel, die stellvertretende Leiterin der Offenen Ganztagsschule (OGS), Ulrike Sachs, schart ihre Schützlinge um sich. Gut 50 von ihnen haben in wechselnder Besetzung in den Ferien am OGS-Projekt mitgewirkt, erzählt sie. Es wurden Skizzen gezeichnet, Ausflüge unternommen, Ideen gesammelt - aus verschiedenen Wunsch-Räumen ist so am Ende eine Traumschule entstanden - inklusive Bücherei, Tierraum, Musikzimmer, Schwimmbad und Kuschelraum. "Manchmal ist es in der Schule echt anstrengend - da wäre das echt gut zum Entspannen in den Pausen", meint Ida (8).

Debatte als Aufhänger Der Schulabriss samt Neubau sei natürlich auch bei den Kindern Thema, sie kriegen die Diskussionen mit. "Wir wollen, dass sich auch die Kinder dazu äußern - das ist schließlich Demokratie", sagt Sachs. Denn eines finden die Kleinen besonders doof: "Es ist gemein, dass nur die Erwachsenen entscheiden dürfen", sagt Mia (8) und ihre Schulkameraden nicken zustimmend auf die Frage, ob nicht auch die Kinder gefragt werden müssten. Auch wenn allen klar ist: Bis der Neubau stehen würde, wären sie natürlich sowieso allesamt schon längst auf einer anderen Schule.

Gedanken machen sie sich trotzdem. Schließlich ist auch an der Grundschule Wasserfuhr wahrlich nicht alles optimal: Vor allem die Toiletten seien dringend sanierungsbedürftig. "Die sind dreckig, alt und stinken", sagt Mia. Auch ein paar mehr Räume wären nicht verkehrt - und alle wünschen sich vor allem eines: Mehr Grün auf dem Pausenhof und dazu mehr Spielgeräte.

Trotzdem ist der Tenor klar: Ansonsten ist man mit der Grundschule so zufrieden, wie sie ist. Eine fast doppelt so große Schule könnten sich die Kinder nur schwer vorstellen. "Das wird für die Lehrer richtig anstrengend, weil es so viele Namen sind", sagt Lina (10), die inzwischen schon in die fünfte Klasse geht. Ihr Vater sei selbst auf die Grundschule Wasserfuhr gegangen, sie würde sich daher wünschen, dass die Schule erhalten bleibt.

Sorgen um neue Erstklässler Kleinere Klassen fände Anna zwar gut, dann könne man sich besser konzentrieren. Die aber gerne in einer kleineren Schule - damit es auch insgesamt nicht zu wuselig wird. "Die Schule hier hat die beste Größe", ergänzt Lina. Sorgen machen sich die Schüler auch um die neuen Erstklässler, die sich in einer großen Schule nicht so gut zurechtfinden könnten. Gut sei wiederum, dass man dann auch mal neue Kinder kennenlerne.

Mia (7) hat zudem Angst um den Sportplatz Ehrsen, sollte die Schule am Ende tatsächlich dort gebaut werden, was noch nicht feststeht. "Wir brauchen doch einen Sportplatz zum Üben und um Feste zu feiern", sagt sie. "Und der Sportplatz ist an der Stelle auch gut aufgehoben", ergänzt Lina. Und für die achtjährige Mia ist klar: Es würde doch wahrlich reichen, die jetzige Schule zu sanieren. Denn bis auf die Toiletten, "ist der Rest doch toll."

OGS-Leitung plädiert gegen Zusammenlegung Rund 130 der insgesamt gut 220 Kinder an der Grundschule Wasserfuhr werden derzeit in der Offenen Ganztagsschule betreut. Die stellvertretende OGS-Leitung Ulrike Sachs sieht bei einer Zusammenlegung beider Grundschulen ebenfalls Probleme: "Größer würde auch anonymer bedeuten", sagt sie. Derzeit kenne man im OGS-Team jedes Kind an der Schule, selbst wenn es nicht dort betreut werde - und andersherum sei es genauso. "Die Kinder haben eine Beziehung zu uns und wir zu ihnen", sagt sie.

Sie wolle daher unbedingt am Standort und in erster Linie an der Schulgröße festhalten, denn nur so könne man gerade diese Entwicklungsstufe der Kinder im Grundschulalter am besten betreuen. "Egal ob hier oder woanders", sagt sie. Denn eines stehe natürlich außer Frage: Dass die Grundschule Wasserfuhr in jedem Fall modernisiert werden müsse.

Eltern sind geteilter Meinung Die Debatte rund um die Zusammenlegung der Grundschulen Wasserfuhr und Am Kirchplatz in Schötmar ruft derweil auch die Eltern auf den Plan. Und die haben zum Projekt ganz unterschiedliche Ansichten.

Sabrina Volk von der Elternvertretung der Wasserfuhr sowie der dortigen Offenen Ganztagsschule (OGS) stellt klar: Man sei nicht per se gegen einen Neubau. Wohl aber gegen eine gemeinsame, riesengroße Schule. &bdquo;Denn wir haben hier ein kleines, funktionierendes System, in dem sich alle wohlfühlen – jeder kennt jeden“, sagt Volk. Es sei alles sehr persönlich und familiär. So begrüße der Hausmeister am Morgen jedes Kind mit Namen – das alles auf eine deutlich größere Schule zu übertragen, kann sich Volk nur schwer vorstellen.

Genau wie Anja Weigl, die sich ebenfalls in der Elternvertretung der Grundschule engagiert, hat auch sie daher gegen die Zusammenlegung unterschrieben und sich so am Bürgerbegehren beteiligt. &bdquo;Da sind Leute, die sich darüber Gedanken machen“, sagt sie. Zudem könnten so auch Anwohner, die von einem potenziellen Neubau – möglicherweise auf dem Sportplatz Ehrsen – betroffen wären, mitentscheiden.

Benjamin Reichardt vertritt währenddessen die Schulpflegschaft der Grundschule Am Kirchplatz. Er hält das Bürgerbegehren für falsch, weil es von Menschen initiiert worden sei, die keinerlei Bezug zur Schule hätten. &bdquo;Ich finde es schlimm, dass sich Menschen gegen Schulen einsetzen, obwohl sie damit nichts am Hut haben.“

Lautstärke versus Vielfalt Für Sabrina Volk ist ein weiteres Argument gegen eine große Grundschule die Lautstärke im Gebäude oder auf dem Pausenhof bei so vielen Kindern. &bdquo;Gerade für Erstklässler könnte das schwierig werden.“ Auch eine Garantie für kleinere Klassen gebe es nicht. Der hohe Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund mache es Lehrern an einer großen Schule zudem nicht gerade einfacher – die Quote liegt an der Wasserfuhr derzeit bei 60, am Kirchplatz bei 90 Prozent. &bdquo;Natürlich kann man argumentieren, dass man mit einer neuen, großen Schule drei Fliegen mit einer Klappe schlägt“, sagt Sabrina Volk. &bdquo;Aber das kann ja nicht das ausschlaggebende Argument sein.“

Benjamin Reichardt lässt all diese Argumente derweil nicht gelten. Er plädiert dafür, keine Angst vor Veränderung und Modernisierung zu haben. &bdquo;Nur weil man etwas nicht kennt, heißt es nicht, dass das Alte immer besser ist“, sagt er. So könne ein modernes, offenes Lernkonzept nur in einem Neubau umgesetzt werden. &bdquo;Und wenn wir unseren Kindern die Zukunft nicht verbauen wollen, brauchen wir das“, sagt er.

Er habe selbst ein Kind, das in fünf bis sechs Jahren an die neue Grundschule gehen könnte – anders als viele Eltern, die derzeit gegen die Veränderung plädierten, später aber gar nicht mehr selbst betroffen seien. Eine große Schule stehe seiner Ansicht nach außerdem für mehr Vielfalt. Zudem sei man mit mehr Lehrern und Sonderpädagogen flexibler, auch wenn mal jemand ausfalle. Und: Auch die Integration könne besser laufen, weil es an einer gemeinsamen Schule schlichtweg mehr Möglichkeiten gebe, sagt er. &bdquo;Ich sehe da hauptsächlich Vorteile“, sagt er.

Stadt lädt zur Informationsveranstaltung Zur einer Informationsveranstaltung rund um die geplante fünfzügige Grundschule und die Zusammenlegung der Grundschulstandorte Wasserfuhr und Kirchplatz lädt die Stadt für Mittwoch, 30. August, ins Jugendzentrum "@on!" an die Schötmaraner Uferstraße 50 ein. Von 17 bis 19 Uhr informieren laut Mitteilung die städtischen Mitarbeiterinnen Katja Mönnigmann-Steinbeck (Fachbereichsleitung Jugend, Soziale Dienste und Schule) sowie Isabel Eimertenbrink (Fachdienstleitung Schule) über den aktuellen Sachstand. Zudem werden Fragen interessierter Bürger beantwortet. Eine Anmeldung ist nicht nötig.

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